Schwetzingen. Erwachsene und Kinder machten sich am dritten Adventssonntag auf dem Weg ins Schwetzinger Schloss, wo das Theater und Orchester Heidelberg unter dem Motto „Eine Reise durch das barocke Europa“ zu einem Konzert für die ganze Familie eingeladen hatte.
In Gestalt einer Reiseleiterin nahm Schauspielerin Lisa Förster gemeinsam mit einem Blechbläser-Quintett die kleinen und großen Besucher mit auf eine Tour durch die musikalischen Musikzentren Europas. Zunächst rückte die Führerin der Reise die Musiker des Ensembles mit den einzelnen Instrumenten ins Scheinwerferlicht: Clément Schuppert und Martin Hommel mit ihren Trompeten, Jessica Armstrong mit dem Horn, Maria Merstes mit der Posaune und Thomas Matt mit der Tuba – allesamt Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Heidelberg.
Konzert in Schwetzingen zeigt unterschiedliche Welten
In ihrem Konzertreigen ließen sie ganz unterschiedliche Welten entstehen, nachdem Lisa Förster kurz in die Welt des Barock einführte, eine Stilrichtung, die sich Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte. Für die Baukunst seien prunkvolle, lichtdurchflutete Gebäude mit Stuckverzierungen charakteristisch, wie sie auch der Mozartsaal an der Decke aufweist. Hier fanden zur Zeit des Kurfürsten Carl Theodors Konzerte statt, hier hat er zu Ehren von Vater Mozart und seinen beiden Kindern Nannerl und Wolfgang Amadeus eine musikalische Akademie einberufen, als sich die Familie Mozart 1763 auf einer Konzertreise befand.
Somit hat sich auch das Schwetzinger Schloss einen Platz auf der Landkarte des barocken Europas gesichert. Die Musik zeichnet sich durch ausgeprägte Emotionen und Dramatik aus, die sich in den Melodien sowie in den Harmonien und Rhythmen widerspiegelte. Davon konnten sich die Zuhörer bald schon ein Bild machen.
Das erste Stück, das die Musiker des Blechbläserensembles zu Gehör brachten, stammte von keinem geringeren Komponisten als Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Die Reisegruppe machte somit halt in Leipzig, wo Bach 1723 seinen Dienst als Thomaskantor aufnahm. Den ansprechenden Charakter der „Kleinen“ Fuge in g-Moll BWV 578 machte das Blechbläser-Quintett in einem Canadian-Brass-Arrangement deutlich. Das liedhaft von den Trompeten vorgestellte Hauptthema nahmen die jeweiligen Blasinstrumente nacheinander auf und entwickelten es farbig sowie abwechslungsreich weiter.
Abstecher von Schwetzingen nach Halle
Danach machte die Reisegruppe einen kurzen Abstecher nach Halle an der Saale, wo der deutsche Organist und Komponist Samuel Scheidt (1587 – 1654) zur Welt kam. Aus der „Battle-Suite“ war leicht zu erkennen, wie der Komponist die polyphone lutherische Tradition mit den stilistischen Mitteln der italienischen Musik kombinierte.
Was Bach in Deutschland und Händel in England, das war Jean-Philippe Rameau in Frankreich, die nächste Station der musikalischen Reise. Mit der „Dardanus-Suite“, in einem Arrangement für Bläser von Steven Verhelst, tauchte das Ensemble in die zauberhafte Welt des französischen Barock ein. In Italien, wo die Gruppe inzwischen ankam, lebte einer der führenden Vertreter des italienischen Spätbarocks, Giovanni Batista Pergolesi (1710 – 1736). Trotz seines kurzen Lebens gelang es ihm, Werke von hohem künstlerischem Wert und historischer Bedeutung zu schaffen, darunter „Stabat Mater“, vom Bläserquintett nicht minder eindrücklich dargeboten. In London traf die Reisegruppe auf Georg Friedrich Händel (1685 – 1759), der zwar in Deutschland, in Halle, geboren ist, aber viele Jahre in England lebte. Für den „Einzug von Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomon“ komponierte Händel 1784 eine schwungvoll-festliche Musik, sehr passend für den Besuch einer Königin.
Bevor das Blechbläser-Quintett das Publikum mit der ausgezeichneten Wiedergabe von Händels Komposition begeisterte, machte Lisa Förster die Zuhörer kurz mit dem Inhalt der Sage vertraut, Am Ende war die Gruppe wieder im heutigen Schwetzingen angelangt, wo zur Freude des Publikums nun „Jingle Bells“ in der Fassung für Blechbläser ertönte. Die Begeisterung war am Ende groß, stellte dieses Familienkonzert einerseits die hohe Qualität des Blechbläserensembles unter Beweis, andererseits war es bestrebt, die musikalische Bildung des Nachwuchses zu fördern.
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