SWR Festspiele - Im Gespräch mit der künstlerischen Leiterin Heike Hoffmann über die Chance, im Mai im Schloss Konzerte zu veranstalten / Plan B für den Herbst steht

Künstlerische Leiterin der Schwetzinger SWR Festspiele im Gespräch

Von 
Jürgen Gruler
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Schwetzingen. Eigentlich sollen vom 30. April bis 29. Mai die Festspiele Kulturfreunde aus dem ganzen deutschsprachigen Raum nach Schwetzingen locken. Wir haben mit der künstlerischen Leiterin Heike Hoffmann darüber gesprochen, ob sie sich aufgrund der Pandemie vorstellen kann, dass das tatsächlich noch klappen könnte.

Der Heidelberger Frühling wurde vor wenigen Tagen abgesagt, drei Wochen vor Beginn. Sie haben bereits die szenischen Aufführungen der SWR Festspiele abgesagt, warum so früh?

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Heike Hoffmann: Es tut mir sehr leid, dass der Heidelberger Frühling nun bereits zum zweiten Mal abgesagt werden musste. Ich bin mit Intendant Thorsten Schmidt im Kontakt und weiß, wie er und sein Team gekämpft haben. Aber die Vorgaben aus der Politik sind derart unverbindlich und verwirrend, dass – in Kombination mit den schleppenden Impfungen, dem Chaos bei den Tests und den immer noch fehlenden elektronischen Nachverfolgungsmöglichkeiten – die Absage alternativlos war. Entmutigend für die ganze Kulturbranche und eine Katastrophe für die Künstler, von denen viele um die Existenz fürchten.

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Ich habe die beiden Opernproduktionen „Im Dickicht“ und „Orpheus ed Euridice“ schon jetzt absagen müssen, weil der Probenbeginn unmittelbar bevorstand. Die Gründe sind vielschichtig: Zum einen die fehlende Planungssicherheit, ob und wann überhaupt geöffnet wird, zum anderen die Einreiseproblematik der ausländischen Künstler und die Unklarheiten über die erforderlichen Abstandsregeln auf der Bühne hier im Rokokotheater. Wir wissen überhaupt nicht, ob die Hygienekonzepte aus dem Vorjahr – bei deren Einhaltung es ja in keiner Veranstaltung Infektionen gegeben hat –wieder in Kraft gesetzt werden oder ob es diesmal andere Anforderungen geben wird. Beide Werke sind vergleichsweise groß besetzt mit Orchester, Solisten und Chor und sie sind daher unter den erwartbaren Einschränkungen nicht aufführbar. Wir haben schweren Herzens die Entscheidung treffen müssen, beide Produktionen auf die Folgejahre zu verschieben.

Sehen Sie noch eine Chance auf die geplanten Konzerte im Mai?

Hoffmann: Ja, da sind wir doch optimistisch. Zum einen beginnen die Proben deutlich später und müssen nur teilweise vor Ort stattfinden, zum anderen hoffe ich, dass nun das Impfen endlich Fahrt aufnimmt und auch Tests bis dahin in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, die es natürlich ermöglichen würden, die Veranstaltungen für die beteiligten Künstler und das Publikum sicher zu machen. Ich bin mit Landrat Stefan Dallinger und Oberbürgermeister René Pöltl in engem Austausch und wir arbeiten daran, dass es bis Mai auch eine Möglichkeit gibt, die Nachverfolgung im Falle einer Ansteckung deutlich einfacher zu gestalten, mit einer App statt mit den bisher geführten Listen. Wir schauen nun alle auf die nächste Ministerpräsidentenkonferenz und erwarten, dass die Entscheidungen, die die Kultur betreffen, positiv und praktikabel ausfallen und endlich die dringend notwendige Perspektive eröffnen.

Wäre im Notfall eine Verschiebung Richtung Herbst möglich?

Hoffmann: Ja, ich arbeite bereits am Plan B mit einer Verschiebung in den Oktober wie im vergangenen Jahr. Allerdings steht dann diesmal nur ein Zeitraum von zwei Wochen zur Verfügung, was die Möglichkeiten natürlich einschränkt. Zudem haben viele Künstler nun wieder alles in den Herbst schieben müssen, was die Terminfindungen doch schwierig macht. Dennoch – das wäre unser Auffangnetz, das wir hoffentlich nicht brauchen.

Was sagen Sie den Inhabern von Tickets?

Hoffmann: Bitte mit uns und den Künstlern die Daumen drücken! Wir sind für den Mai startklar und arbeiten intensiv an den organisatorischen Details. Sobald wir wissen, welche Regeln gelten, machen wir uns an die Umsetzung. Wir fahren optimistisch auf Sicht und halten alle Bälle in der Luft. Natürlich kann ich heute nicht ausschließen, dass es dennoch zu einer Absage einzelner Veranstaltungen kommt – etwa weil die Künstler nicht einreisen können. In einem solchen Fall kontaktieren wir alle Ticketinhaber direkt.

Was würde es für die Festspiele bedeuten, wenn sie erneut nicht im Mai stattfinden könnten?

Hoffmann: Das mag ich mir eigentlich nicht vorstellen. Es wäre ein erneuter Tiefschlag vor allem für die beteiligten Künstler und natürlich auch für das Publikum, das sich nach einem Jahr Pandemie danach sehnt, wieder Konzerte zu besuchen. Auch für die Stadt Schwetzingen – ich denke da an Hotellerie und Gastronomie – sind die Festspiele enorm wichtig, gerade jetzt. Aber wenn Sie so direkt fragen: Dann würden wir – wie schon im vergangenen Jahr – professionell das Notwendige tun und die Tickets rückabwickeln und gleichzeitig unseren Plan B in Kraft setzen. Wir sind vorbereitet.

Sie hatten ja schon einige wenige Einblicke ins Programm?

Hoffmann: Ich hatte die Gelegenheit, am 19. Februar die Generalprobe für die szenische Produktion „Orpheus und die Zauberharfe“ am Theater Oldenburg – unserem Kooperationspartner – zu erleben. Ein beglückendes Erlebnis, nach so langer Zeit wieder in einem Theater zu sein! Entstanden ist ein zauberhaftes Opern-Pasticcio, das uns den berühmten Mythos von Orpheus und Euridice auf fantasievolle Weise nahebringt und mit dem Heute verknüpft. Zudem durfte ich vor einigen Tagen verfolgen, wie Christoph Prégardien, einer der wichtigsten Liedinterpreten unserer Zeit und langjähriger gefeierter Gastkünstler in Schwetzingen, gemeinsam mit Stefan Litwin das neue, eigens für Schwetzingen entwickelte Programm probte. Dem Festspielmotto „Erinnern“ folgend, kombinieren die beiden Künstler Lieder von Hanns Eisler und anderen mit Werken von Schubert, Mahler und Wolf. Sie durchschreiten damit die sozialen, utopischen und mythologischen Dimensionen des Genres Lied. Im Gespräch erläutern die beiden Künstler, warum dieses Programm so besonders ist.

Für einige Veranstaltungen gibt es derzeit hier oder unter Telefon 07721/30 01 00 Restkarten.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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