Schwetzingen. Dieser Gag ist Simon Abraham wahrlich gelungen: Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Schwetzinger Vereine ernannte den neuen Oberbürgermeister Matthias Steffan am Dienstagabend kurzerhand zum „Markenbotschafter“ für Vereine und Inklusion – Bezug nehmend auf dessen Schwerpunktthema aus dem Wahlkampf. Das dementsprechende Plakat hatte er eingerahmt auf die Bühne des Lutherhauses mitgebracht.
Zuvor hatte Abraham dem neuen Stadtoberhaupt Tatkraft, Gesundheit und Gelassenheit, aber auch Mut, Elan, Aufrichtigkeit und gutes Gelingen gewünscht. Die IG, die 2025 ihr 50-jähriges Bestehen feiere, und die Vereine seien bereit für die Aufgaben der Zukunft und die Zusammenarbeit mit OB Steffan: „Wir freuen uns, gemeinsam Themen zu gestalten.“ Das Grußwort des IG-Vorsitzenden war einer der Programmpunkte der offiziellen Amtseinführung im voll besetzten Saal. Die Band der Musikschule um deren Leiter Philipp Wolfart zum Beginn und die Stadtkapelle unter der Leitung von Manfred Hildebrand umrahmten den offiziellen Teil mit der Vereidigung durch OB-Stellvertreterin Elfriede Fackel-Kretz-Keller.
Vergleich zwischen Salomo und Schwetzinger OB Steffan
Ein Grußwort der beiden Kirchengemeinden hatte sich Matthias Steffan ausdrücklich für seine Amtseinführung gewünscht. Der evangelische Pfarrer Steffen Groß erzählte dabei, wie er den neuen OB erlebe, wenn sie gemeinsam in der Stadt unterwegs seien: „Du bist ein Politiker und ein Mensch, der zuhört. Der auf Augenhöhe unterwegs ist, sich auch einmal zum anderen herunterbeugt und dem oder der anderen das Gefühl gibt: Ich sehe dich. Ich nehme dich wahr – und dein Anliegen ernst. Egal, ob du einen großen Wagen fährst oder mit dem Fahrrad, egal ob du an der Obdachlosigkeit kratzt oder Millionen verdienst: Ich sehe dich. Und höre dich.“
Und aus der Bibel hatte er die Geschichte vom Amtsantritt des legendären Königs Salomo erzählt, dem Gott einen Wunsch erfülle wollte: Ein gewöhnlicher Herrscher hätte sich Reichtum, Macht, ein langes Leben oder Kriegsglück ausgesucht. Aber Salomo sei anders gewesen. Er habe Gott geantwortet: „Gib mir, deinem Knecht, ein hörendes Herz. Nur so kann ich dein Volk richten.“ Salomo habe für eine Blütezeit gesorgt, Paläste und Tempel gebaut, aber vor allem sein Ohr immer bei den Menschen und bei Gott gehabt. Und davon profitierten alle.
Nun sei ein Oberbürgermeister kein König und Schwetzingen zwar ein wunderbarer Flecken Erde, aber gewiss nicht das gelobte Land, neue Paläste und Tempel würden auch nicht gebraucht: „Mir würden schon eine Innenrenovierung der Kirche und ein Fernwärmeanschluss reichen“, sagte Groß mit einem Augenzwinkern. „Aber was wir – und nicht nur wir, sondern unser ganzes Land – nun ganz gewiss brauchen, das sind Politikerinnen und Politiker mit einem hörenden Herzen“, betonte er. Viele Menschen fühlten sich nicht oder nicht mehr gesehen, überhört, überfordert oder aus dem Diskurs ausgegrenzt.“
Das hörende Herz für die Gesellschaft Schwetzingens
So schreite die Spaltung der Gesellschaft voran, klug bewirtschaftet von Populistinnen und Populisten jeglicher Couleur. „Wir haben es ja im Wahlkampf erleben müssen., Populisten brauche kein Mensch, meinte Groß: „Politikerinnen und Politiker mit hörendem Herzen und einem guten Blick umso mehr.“ Er wünschte Steffan, dass er sich seine Fähigkeit zum Zuhören auch im neuen Amt mit all seinem Druck bewahrt. Und da dies alles kein Mensch alleine schaffen kann, brauche es Gottes guten Segen. Und den hatte der katholische Dekan Uwe Lüttinger mitgebracht – samt einer kleinen Engelsfigur, die er aus dem Freiburger Münsterladen mitgebracht hatte. „Sie brauchen ja viele Engel“, verwies er unter anderem auf die Ehefrau und die Assistentinnen im Rathaus.
An sein gesamtes Team hatte sich Matthias Steffan zuvor auch explizit gewandt: Als neuer Oberbürgermeister freue er sich, künftig zusammen mit deutlich über 400 Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, den Stadtwerken, der Schwetzinger Wohnungsbaugesellschaft, dem Bellamar, den Zweckverbänden sowie der Volks-und Musikhochschule die Stadt weiter gestalten zu dürfen: „Wir als Stadtgesellschaft können stolz sein auf ein so tolles Team von Mitarbeitern, die täglich ihr Bestes geben und mit denen es Spaß macht, gemeinsam unsere Herausforderungen, Themen und Aufgaben zu bewältigen, zu entwickeln und zu realisieren.“
Auch an die Mitglieder des Gemeinderats wandte er sich ausdrücklich: „Unsere gemeinsame Mission bleibt, Schwetzingen für die Zukunft zu gestalten und es liegt an uns, sicherzustellen, dass unsere Stadt in den kommenden Jahren nicht nur weiter attraktiv, sondern auch klimafreundlicher und insbesondere wirtschaftlich stark bleibt und noch stärker wird.“
Die Oberbürgermeisterwahl habe ihm eines gezeigt: „Dass wir unsere Demokratie noch mehr erfahrbar und erlebbar machen müssen – für alle Altersgruppen, aber ganz besonders für die jungen Generationen in unserer Stadt.
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