Musik im Park 2022

Max Giesinger im Schlossgarten: nahbarer Typ mit lebhafter Show

Der Sänger sucht wie kein anderer die Nähe zu seinen Fans und feiert mit ihnen ein fantastisches Konzert im Schlossgarten.

Von 
Katja Bauroth
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Einfach ein nahbarer Typ: Max Giesinger steigt immer wieder zum Publikum und nimmt sich Zeit für Plaudereien und Fotos. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Nahbar, kumpelhaft, keck und demütig: Max Giesinger ist einfach eine Klasse für sich in der Musikerszene. Diese Klasse beweist er bei seinem umjubelten Konzert im Schlossgarten Schwetzingen einmal mehr. Der 33-Jährige begeistert mit seiner fantastischen Band, tollen Songs und einer lebhaften Show am Donnerstagabend um die 4000 Menschen bei Musik im Park.

Dabei lässt es Max Giesinger richtig krachen – und das nicht nur musikalisch: Mit lautem Knall schießen zum Auftakt goldgelbe Konfettischnipsel aus Kanonen vor der Bühne und schweben auf das Publikum nieder – ein echter Wow-Effekt. Sofort schnellen Arme nach oben, wird geklatscht, gefeiert, gefilmt. Im weißen Tanktop und mit langer schwarzer Loungehose jagt der Sänger über die Bühne zu „Taxi“, seinem aktuellen Hit. Das Thermometer zeigt zu diesem Zeitpunkt, es ist 20.35 Uhr, noch 37 Grad Celsius an – „das ist wohl das heißeste Konzert, das wir je gespielt haben“, mutmaßt Giesinger zumindest in Anbetracht der Temperaturen und legt gleich noch den Hit „Legenden“ drauf, bevor er alle auf „Die Reise“ mitnimmt.

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So war Max Giesinger bei "Musik im Park" im Schwetzinger Schlossgarten

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Wie eine große Familienparty

Seine spannende Reise als beachteter Sänger und Songschreiber begann vor zehn Jahren in der Gesangscasting-Show „The Voice of Germany“, bei der er 2012 Platz vier belegte. Sein zwei Jahre später veröffentlichtes erstes Album „Laufen Lernen“ musste er noch mit einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren, doch dann sollte der Giesinger-Erfolgsexpress endlich Fahrt aufnehmen. Die Fußball-EM 2016 wurde zum Turbo, als eine neue Version seines Songs „80 Millionen“ auf Platz zwei der deutschen Charts rauschte. Giesinger thematisiert diese Anfangszeit verbunden mit Dankbarkeit, nun solche Konzerte wie in Schwetzingen spielen zu können, was er auch auf die Pandemie bezogen äußert, in der Einfallsreichtum gefragt war: „Wir haben vor Autos gespielt, vor Strandkörben, jetzt sind wir froh, hier vor euch zu stehen, Schwetzingen!“, ruft er den Menschen zu und feuert den nächsten Ohrwurm mit „Irgendwo da draußen“ ab.

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Auf dem Festivalgelände fühlt man sich an diesem Abend wie auf einer großen Familienparty: Eltern sind mit ihren Kindern gekommen (beziehungsweise umgekehrt), Damen- und Teenagergruppen schmachten den 1,76 Meter großen Sänger mit gut trainiertem Bizeps an, Paare liegen sich in den Armen und spontan entschlossene Einzelkonzertgänger lassen sich mitreißen. Es ist entspannt, gemütlich – und mittendrin ist immer wieder Max Giesinger, auch wörtlich gemeint: Kein anderer Musiker suchte bislang bei der Open-Air-Reihe so die Nähe zum Publikum wie er. Berührungsängste? Keine Spur. Der Sänger aus Busenbach bei Karlsruhe ist ja quasi fast daheim an diesem Abend, begrüßt Freunde und Bekannte vor der Bühne, sogar seinen früheren Musiklehrer. Auch seine Mutter weilt unter den Konzertbesuchern. Daher packt er gleich mal seinen Karlsruher Dialekt aus, um mit dem Publikum zu plaudern. Er würdigt den Schlossgarten Schwetzingen als eine der schönsten Spielstätten seiner „Irgendwann-ist-jetzt“-Tour, nimmt sich viel Zeit für Fotos mit Fans und freut sich über Geschenke wie ein Porträt, das Natalie von ihm gezeichnet hat („Hättest aber ruhig ein paar Falten weglassen können – Späßchen“). In diesem Moment wären Kameraübertragungen und große Screens an der Bühne schön gewesen wie bei den Konzerten von Sarah Connor und Brad Paisley, damit auch die Gäste weiter hinten sehen, was vorne oder dann in der Menge passiert. Zwischendurch versucht Max Giesinger noch seinen Bruder Yannik am Fanartikelstand zu verkuppeln („Er ist Single, wer ihm also mal eine Schorle ausgeben will . . .). Der Mann ist einfach ein lässiger Entertainer, der nicht vergessen hat, woher er kommt.

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Die Fans bei Max Giesinger im Schlossgarten Schwetzingen

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Max Giesinger wechselt die Bühnen, sucht die kleinere vor dem Mischpult- und Scheinwerferturm mitten auf der Festivalwiese auf. Dort steht ein weißes Klavier bereit, auf dem er wunderbar „Deine Zweifel“ darbietet. Als Reminiszenz an Musiker, die er selbst gern hört, spielt er mit der Gitarre ein Cover von „Über den Wolken“, bevor er wieder den Weg durch die Menge auf die große Bühne sucht, vorbei an etlichen Picknickdecken. Dabei quatscht er munter mit Zuhörern und fragt, ob diese Weintrauben für ihn hätten oder Flugmangos, „da hätt’ ich jetzt Lust drauf“.

Bei der Hebefigur wie „Baby“

Vitamine gibt’s nicht, dafür „Wenn sie tanzt“ – und jetzt wird im Publikum ordentlich „gewackelt“: Kinder hüpfen in Ringelreihen, Paare wagen Discofox, andere bewegen einfach die Hüften im Freestyle. Max Giesinger bewegt und das auch mit seinen Texten. Kindheit, Familie, die eigene Beziehungsunfähigkeit: nichts bleibt unangetastet, kein Schmerz unbehandelt, er lässt an seinen Gedanken teilhaben – auf das, was da noch kommt! Sein „Irgendwann ist jetzt“ ist eine Einladung zu leben, und zwar mit allen Sinnen, diesseits des permanenten Blickes auf Instagram-Kanäle oder durch Smartphonekameras.

Letztere werden jedoch gezückt, als Max Giesinger mit seinem – nach eigenen Aussagen – besten Kumpel Steffen Graef an der Gitarre auf Karaoke macht. Die vorbereiteten Songtitel lässt er in den Frontreihen auswählen. Dass bei „Time of my life“ aus dem Kinoklassiker „Dirty Dancing“ die legendäre Hebefigur eingefordert wird, ist dabei klar – und genauso gut sieht sie tatsächlich auch aus: Max Giesinger steht hier „Baby“ in nichts nach. Krasser Gegensatz danach: „Sonne“ von Rammstein. Hier fährt die Band fettes Instrumentalprogramm auf – beeindruckend! Wumms: Wieder fliegt Konfetti. „Zuhause“ soll dann nur ein kurzer Abschied sein: Max Giesinger, das ist zu spüren, hat einfach Lust, diesen Abend noch nicht ausklingen zu lassen.

Mit „Für immer“ in die Nacht

Er hält hier noch einmal einen ganz besonderen Gänsehautmoment bereit: Wieder auf der kleinen Bühne auf der Wiese gibt es „Das letzte Prozent“ mit Tiefgang, Ruhe und fester Stimme. Der Gute-Laune-Macher kann ruhig, sehr ruhig. Um dann wieder aufzudrehen: „80 Millionen“ – die Hymne darf nicht fehlen. Im Luftschlangenregen stimmt das Publikum beim Refrain im Chor ein, bevor „Für immer“ den Schlusspunkt eines „absolut genialen Konzerts“ setzt, wie Ramona aus Mannheim beseelt ausruft, ihre Freundin Amelie stimmt zu. Jasmin aus Schwetzingen hat es sich mit Freundinnen samt Kindern vor dem Schlossgarten an der Zähringerstraße mit Pizza gemütlich gemacht: „Es war einfach das perfekte erste Konzert für die Kinder und auch wir Mamas hatten eine tolle Zeit. Wir werden die strahlenden Augen nie vergessen und es war ein unvergessliches Erlebnis.“ Und, das schiebt sie nach, es wird wohl nicht das letzte Konzert von Max Giesinger für sie gewesen sein.

Noch ein Wort zu dessen Bruder: Während auf dem Gelände schon aufgeräumt wird und viele Besucher bereits den Heimweg angetreten haben, steht vor dem Fanartikelstand noch eine Menschenschlange – besonders begehrt scheinen dabei Fotos mit einem Blondschopf zu sein. Ob Yannik auch eine Schorle und/oder eine Telefonnummer bekommen hat, bleibt sein Geheimnis.

Setliste

Taxi

Legenden

Die Reise

Fenster

Irgendwo da draußen

Das Wunder sind wir

Über den Wolken (Reinhard Mey Cover)

In meinen Gedanken

Wenn sie tanzt

Auf das was da noch kommt

Irgendwann ist jetzt

Time of my life (von „Dirty Dancing“, Cover)

Sonne (Rammstein Cover)

Zuhause Zugabe

Das letzte Prozent

80 Millionen

Für immer

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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