GRN-Klinik

Baumann besucht GRN-Klinik in Schwetzingen: Medizinische Versorgung vor Ort ist wichtig

Grünen-Staatssekretär hospitiert in der Notaufnahme, um sich vor Ort ein Bild der viel diskutierten Krankenhausreform mit Einsparungen bei der Grund- und Regelversorgung zu machen.

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Katja Decher, Büro Baumann
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ZPA-Funktionsleitung Sven Gärtner (Mitte) und die Fachkraft für Notfallpflege, Schwester Bettina Hergemöller, erklären Dr. Andre Baumann das Triagesystem in der Notfallambulanz der GRN-Klinik Schwetzingen. © Decher

Schwetzingen. „Ich unterstütze den Vorschlag der GRN gGmbH, bei der regionalen Ausgestaltung der Krankenhausreform eine Lösung für die Metropolregion Rhein-Neckar insgesamt zu finden und generell die Versorgungslage in der Fläche und auch über Ländergrenzen hinweg zu betrachten.“ Das sagte der Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Andre Baumann, im Gespräch mit Katharina Elbs, Geschäftsführerin der GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH, und Tobias Schneider, Leiter der GRN-Klinik in Schwetzingen.

Diese hatte Baumann während seiner Sommertour besucht, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Büro Baumann. „Ich bin froh, dass sich Bund und Länder im Juli auf gemeinsame Eckpunkte für die Krankenhausreform geeinigt haben“, so Baumann. „Eine Dezentralisierung ist wichtig und dass die Länder mitbestimmen bei der Ausgestaltung der Reform. Denn nur so können die regionalen Besonderheiten der Klinikstandorte berücksichtig werden.“

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Die Besonderheiten der GRN-Standorte in Eberbach, Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim machten Elbs und Schneider noch mal deutlich. „Der 2006 gegründete Gesundheitsverbund GRN hat sich ganz bewusst für vier Standorte in der Fläche statt einem Schwerpunktversorger an einem Standort entschieden“, erläuterte Elbs. „Diese möchten wir erhalten und auch weiterhin im Verbund als der Grund- und Regelversorger für den Rhein-Neckar-Kreis fungieren.“ Auf diese Weise sei die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung im Kreis von höchster medizinischer Qualität sichergestellt. „Das Angebot ist bedarfsorientiert und beinhaltet die medizinische und pflegerische Versorgung im stationären und ambulanten Sektor“, so Elbs. „Darüber hinaus stellen die GRN-Kliniken eine adäquate Notfallversorgung für die Bevölkerung des Rhein-Neckar-Kreises sicher.“

Entökonomisierung notwendig

Die GRN gGmbH sei mit 3500 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber im Rhein-Neckar-Kreis, sagte die Geschäftsführerin. In der GRN-Klinik Schwetzingen sind laut Elbs 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, in Zusammenarbeit mit Kooperation- und niedergelassenen Ärzten stehen 13 Fachdisziplinen am Standort für die Patientenversorgung bereit, 12 000 stationäre und 15 000 ambulante Fälle und zirka 900 Geburten im Jahr werden versorgt. 277 Betten stehen zur Verfügung, zudem ist die Klinik akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg. „Die Zertifizierung unserer Leistungen sowie Aus- und Weiterbildung spielen bei uns eine sehr große Rolle“, so Elbs und Schneider.

Grundsätzlich werde die geplante Krankenhausreform begrüßt, da der hohe finanzielle Druck genommen werde. Unter anderem die vorgesehene Abkehr von Fallpauschalen hin zu Vorhaltepauschalen, also eine Entökonomisierung des Systems sei dringend notwendig. Elbs und Schneider bitten aber darum, die Einteilung von Krankenhäusern so zu modifizieren, dass die Kliniken des GRN nicht an Qualität einbüßen. Zu den Leistungsgruppen sind in dem Entwurf der Reform jeweils konkrete Strukturanforderungen hinterlegt. Bisher ist geplant, dass nur Krankenhäuser, die diese Anforderungen erfüllen, die jeweiligen Leistungen erbringen und Vorhaltepauschalen dafür bekommen können. „Da die GRN-Kliniken an vier Standorten im Verbund mindestens als Schwerpunktversorger (Level 2) fungieren, hat zum Beispiel nicht jeder einzelne Standort eine Stroke-Unit für die Versorgung von Schlaganfall-Patienten“, schilderte Elbs. „Das ist auch nicht notwendig, da die Anforderung, innerhalb von 30 Minuten mit einem Patienten in einer Stroke-Unit zu sein, trotzdem für den gesamten Kreis gewährleistet ist.“

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Die Vertreter des GRN plädieren dafür, dass es möglich sein sollte, das Versorgungslevel 2 durch lokale Kooperationen zu erreichen. Baumann, Elbs und Schneider waren sich einig, dass die Reform am Wohlergehen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet werden müsse. Schneider und Elbs setzen sich darum dafür ein, dass die GRN-Kliniken nicht nur in Level 1 einsortiert werden. Die Vertreter des GRN plädieren dafür, dass es möglich sein sollte, das Versorgungslevel 2 durch lokale Kooperationen zu erreichen. „Es wäre fatal, wenn die Entscheidung vor Jahrzehnten, nicht ein ganz großes Kreiskrankenhaus zu schaffen, sondern mehrere mittelgroße im Verbund, uns heute zum Nachteil würde“, so Elbs.

Warum eine Entökonomisierung des Systems notwendig sei, verdeutlichte Schneider noch einmal. „Aktuell sind wir für dieses Jahr zwar voll auf Plankurs, und ich freue mich, dass die GRN-Klinik Schwetzingen so gut von den Patientinnen und Patienten angenommen wird“, sagte Schneider. „Doch die bittere Wahrheit ist, dass die GRN gGmbH insgesamt das Geschäftsjahr 2022 mit einem Defizit von zirka 18 Millionen Euro abgeschlossen hat. Und für die kommenden Jahre sehen die Prognosen ähnlich aus.“

75 Prozent aller Kliniken in Baden-Württemberg rechneten mit ähnlichen Ergebnissen, ergänzte Elbs. „Bis die Krankenhausreform greift, kann es ja noch fünf Jahre dauern. Und ich weiß nicht, ob alle Kliniken so lange durchhalten“, sagte sie. Baumann nahm diese Aufgabe mit nach Stuttgart.

Enormer Zeitdruck

Nach dem Gespräch durfte der Politiker in der Zentralen Patientenaufnahme (ZPA) der Notfallambulanz der Schwetzinger Klinik hospitieren. Die ärztliche Leiterin der Notfallambulanz Dr. Liliana Ertl, ZPA-Funktionsleitung Sven Gärtner und die Fachkraft für Notfallpflege, Schwester Bettina Hergemöller, zeigten ihm die Räume und erklärten die Abläufe. Der Zeitdruck ist hoch: Spätestens zehn Minuten nach Eintreffen muss der Zustand des Patienten eingeschätzt werden. „Das machen wir mit dem sogenannten Triagesystem“, erklärte Schwester Bettina. Mit einem festgelegten Fragenkatalog werde unter anderem die Dringlichkeit der Behandlung ermittelt, also schwere von leichteren Fällen getrennt. Dafür seien zwei Minuten vorgesehen.

Über 50 Prozent keine Notfälle

Viele Patienten in der Notfallambulanz wüssten gar nicht, dass man auch zu Haus- und Fachärzten gehen könne, so Dr. Liliana Ertl. „Am Wochenende haben wir in der Notfallambulanz schon mal mehr als 100 Patienten am Tag. Und 50 Prozent der Notfälle sind dabei gar keine Notfälle“, berichtete Schwester Bettina weiter. „Das sehen wir in den vergangenen Jahren vermehrt, das geht so nicht weiter.“

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Die Gründe, warum Menschen auch in die Notaufnahme kämen, wenn gar kein tatsächlicher Notfall vorliege, seien vielfältig, erläuterte Ertl. „Manche müssen sehr lange auf einen Termin beim Facharzt warten und wissen sich etwa bei starken Schmerzen nicht anders zu helfen. Und Hausärzte sind oft schwer zu erreichen.“

Andere Menschen wüssten gar nicht, dass es die Möglichkeit gebe, zu einem Haus- oder Facharzt zu gehen statt ins Krankenhaus. „Und andere wiederum haben einfach eine große Anspruchshaltung und wissen, dass wir hier verpflichtet sind, eine komplette Diagnose durchzuführen“, so Ertl. Ihr Fazit: „Der ambulante Bereich muss unbedingt gestärkt werden. Dann hätten wir wieder mehr Zeit für die echten Notfälle.“ Weniger Zeitdruck und weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und mehr Vernetzung antworteten Ertl, Gärtner und Schwester Bettina auf Baumanns Frage nach weiteren Wünschen. Und letztere ergänzte: „Bei der Ausgestaltung der Krankenhausreform sollte man unbedingt die Kräfte vor Ort einbeziehen.“

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