Das Wichtigste in Kürze
Das Ensemble „Bella Musica Mozarteum“ verbindet beim Mozartfest in Schwetzingen Tradition und Moderne.
Schwetzingen. Vielleicht kommen die „Botschafter der Europäischen Mozartwege“ dem nahe, was im Umfeld des diesjährigen Mozartfestes immer wieder ins Auge gefasst wurde: der Verjüngung eines Konzertformats, das seinen Höhepunkt längst hinter sich hat und auf eine zukunftsfähige Vision wartet. Jedenfalls ist „Bella Musica Mozarteum“ ein Ensemble, das Tradition mit einem modernen Anspruch verbindet und diesen Mozart aus einer Zeit höfischer Etikette und einer unter Perücken schwitzenden Gesellschaft mit einem derart unverbrauchten Stil begegnet, als sei dieser faszinierende Salzburger nicht nur dank seiner historisch verbürgten Schwetzinger Episode einer von uns.
Aber David Hummel, selbst aus einer bedeutenden Musikerfamilie stammend, ist natürlich auch ein Dirigent, der es versteht, die jungen Musikerinnen und Musiker, die da im Mozartsaal auf der Bühne stehen, mitzureißen. Und das Publikum gleich mit. Der quirlige Orchesterleiter wirkt wie elektrisiert, wenn er die „türkische Exotik“ in Mozarts drittem Satz seines A-Dur-Violinkonzerts mit heftigem Stampfen auf dem Holzboden unterstreicht. Gerade erst aus Salzburg nach Baden gereist, verwandeln die sympathischen Mozart-Botschafter ihren vollen Körpereinsatz in ein glühendes Bekenntnis für einen Musiker, um den es in diesen Tagen in Schwetzingen in besonderer Weise geht.
Los geht‘s mit Salieris spritziger Ouvertüre
Das Programm von „Bella Musica“ stellt Mozart natürlich in den Mittelpunkt. Doch ihr Konzert beginnen die Instrumentalisten mit der spritzigen Ouvertüre aus Salieris Oper „Catilina“. Und weil der Solo-Bratschist für die Sinfonia Concertante kurzfristig passen musste, verwandelt Dirigent David Hummel sein famoses Streich- und Blasensemble spontan in einen Chor, der mal eben Mozarts „Ave Verum“ intoniert. Auch die Erkrankung des Kontrabassisten, der bei Serge Koussevitzkys „Valse Miniature“ glänzen sollte, bringt den Orchesterleiter nicht in Verlegenheit. Er setzt dafür Vivaldis Doppelkonzert für zwei Flöten aufs Programm. Und tatsächlich zieht sich das Flötenduo bei diesem Abstecher in den Barock mehr als respektabel aus der Affäre.
Überhaupt beeindrucken beim Konzert die beinahe allesamt als Solisten auftretenden Ensemblemusiker durch engagierte und souveräne Vorträge. Stellvertretend seien Ida Gillesberger mit ihrem hinreißenden Solo in Maria Theresia von Paradis‘ romantisch-verklärter „Sicilienne“ oder Jeremias Luther mit einem mehr als beachtlichen Cello-Spiel in Haydns vertrackt-anspruchsvollem D-Dur-Konzert genannt. Den Vogel schossen allerdings Elisabeth und Bernadette Pihusch ab, die Sarasates technisch hoch anzusiedelnder „Navarra“ für zwei Violinen nicht nur mit tänzerischer Emphase und feurigem Spiel begegneten, sondern dabei auch noch reichlich spanisches Esprit versprühten.
Mozarts ersten Satz seiner großen g-Moll-Sinfonie setzten „Bella Musica“ und ihr unermüdlicher Dirigent mit einem jugendlich-sportlichen Tempo in Szene, das der eigentlich trüben Tonart spottete. Und da wäre natürlich auch noch jener Satz aus einer Sinfonie Marianna Bottinis zu nennen, die sich nicht nur dank der effektvollen „Mannheimer Raketen“ für eine deutsche Erstaufführung in Schwetzingen empfahl.
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