Mozart und Haydn im Schloss

Mozartfest Schwetzingen: Kleine Besetzung – große Wirkung

Zwar genießt die Violine gegenüber der Viola in den Duos von Mozart und Haydn eine führende Rolle. Doch im Konzert mit Stefan Hempel (Violine) und Simone von Rahden (Viola) schien diese Rangordnung anderntags aufgehoben.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Spielten Duos in Vollendung: Stefan Hempel und Simone von Rahden. © Lenhardt

Schwetzingen. Kleine Besetzung – große Wirkung: Das lässt sich in wohlwollender Verkürzung über zwei Konzerte des Schwetzinger Mozartfestes sagen, in denen vor allem der Bratsche eine tragende Rolle zukam. Ob als Begleit- oder als stimmführendes Soloinstrument: Der besondere Klangreiz der Viola ließ sich im Jagdsaal sowie in der Kapelle des Schwetzinger Schlosses auf eindrucksvolle Weise erleben.

Das „Kegelstatt-Trio“ mag als das populärste Werk Mozarts gelten, in dem der Bratsche eine Unterhaltung auf Augenhöhe zugedacht ist. Barbara Buntrock (Viola), Nikolaus Friedrich (Klarinette) und Yannick Rafalimanana (Klavier) lieferten im Jagdsaal eine lebhafte, zugleich verinnerlichte Version des Es-Dur-Trios, in dem der erlesene Ton sämtliche Plattheiten abwehrte, etwa jegliche rustikale Dreiertaktik im Menuett.

Perfekte Harmonie: Yannick Rafalimanana am Flügel und Nikolaus Friedrich. © Dorothea Lenhardt

Die sanft-heitere Tonart bestimmt auch Mozarts Duos KV 58 und 481, die für Klarinette beziehungsweise für Viola bearbeitet wurden. Nikolaus Friedrich und Barbara Buntrock spielten beide Instrumente jeweils auf hohem sensorischen Niveau, das die Zartheit und Filigranität dieser Musik zum Vorschein treten ließ. Mit einem Ausdruck, der nichts ausstellte, nichts romantisierte, sondern sich als eine Form demütiger Hingabe äußerte, ließ die Bratschistin diesen Mozart als Vertreter der äußersten Empfindsamkeit erscheinen.

Dazu passte die diskrete Begleitung durch Yannick Rafalimanana an einem Steinway, der mit seinem eher gedeckten Klang signalisierte, sich nicht in den Vordergrund spielen zu wollen. Die technischen Herausforderungen, denen sich der Pianist bei diesem Konzert zu stellen hatte, waren gleichwohl beträchtlich. So auch in Robert Schumanns Fantasiestücken, Märchenbildern und -erzählungen mit ihren deutlich vertieften Ausdruckscharakteren und erweiterten Klangvaleurs. Auch in diesen Stücken waren Klarinettist und Bratschistin sowohl im Trio als auch jeweils im Duo mit Klavier zu erleben. In jeder Formation beeindruckten vor allem der differenzierte Ton sowie das poetische Empfinden, das auch jene hingehauchte Schumann-Romanze als Zugabe prägte.

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Mozartfest Schwetzingen: Von der Neben- in die Hauptrolle

Zwar genießt die Violine gegenüber der Viola in den Duos von Mozart und Haydn eine führende Rolle. Doch im Konzert mit Stefan Hempel (Violine) und Simone von Rahden (Viola) schien diese Rangordnung anderntags aufgehoben. Wenn die Bratsche auch vorwiegend als Begleitinstrument eingesetzt ist, kommt ihr gleichwohl keine Nebenrolle zu, wie Simone von Rahden in der schlichten Kapelle des Schwetzinger Schlosses unterstrich.

Beide Solisten fanden hierbei zu einer geglückten Balance zwischen spielerischer Leichtigkeit und Intensität des Ausdrucks. Und beide Instrumente schienen in einer Weise aufeinander bezogen, die über den Charakter einer Zufallsbegegnung, erst recht aber den einer Zweckgemeinschaft hinausgeht. Man mochte eher von einer geglückten musikalischen Partnerschaft sprechen, von Kommunikation auf der Hochebene des ästhetischen Verstehens. Feinsinniges Empfinden, sensibles Interagieren eröffneten gleichwohl Räume für kecken Spielwitz, der bei Mozart wie Haydn immer wieder aufblitzt.

Simone von Rahden hatte in einer kurzen Moderation von einer „Seelenverwandtschaft“ beider Instrumente gesprochen. Diese bewährte sich in den Duos Mozarts und Haydns wie in der Zugabe, einer barocken Sarabande von François Couperin. Wer wollte spätestens zu diesem Zeitpunkt bestreiten, dass Musik einer Sprache gleicht, die eine Form der Verständigung ermöglicht, auf dem selbst die scheinbare Unterordnung in einem Dialog zugleich als dessen wichtigste Voraussetzung erscheint.

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