Zum Schwetzinger Mozartfest

Nikolaus Friedrich: Ein Gefühl, das bis heute wirkt

Das Schwetzinger Mozartfest wird am 24. September eröffnet. Im Mittelpunkt steht ein Klarinettenkonzert mit Nikolaus Friedrich. Wir sprachen mit dem Musiker.

Von 
Jürgen Gruler
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Nikolaus Friedrich bei einer Orchesterprobe mit seiner Bassettklarinette. © Friedrich

Zu Mozarts Zeiten war die Klarinette noch ein eher exotisches Instrument, dennoch hat sich der Komponist ihr hingebungsvoll gewidmet. Seine Liebe zu diesem Instrument fand 1791, kaum zwei Monate vor seinem Tod, ihren Höhepunkt. Von Krankheit gezeichnet, brachte er mit dem Klarinettenkonzert ein Meisterwerk und mit dessen Adagio die berühmteste, meistgespielte Melodie zu Papier, die wir mit dem Instrument in Verbindung bringen. Am Freitag, 24. September, steht das Klarinettenkonzert im Mittelpunkt der Eröffnung des Schwetzinger Mozartfestes ab 19.30 Uhr im Rokokotheater mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester und dem künstlerischen Leiter des Festivals, Nikolaus Friedrich als Solist. Mit ihm haben wir über das Klarinettenkonzert und übers Üben zu Pandemiezeiten gesprochen.

Das Eröffnungskonzert

  • Eröffnet wird das Konzert mit einer Sinfonie von Josef Martin Kraus. Nicht nur die fast identischen Lebensdaten und seine Herkunft, sondern auch die Einschätzung vieler Zeitgenossen gaben ihm den Beinamen „Odenwälder Mozart“. Auch der dritte Komponist des Abends, Luigi Boccherini, kann mit lokalen Bezügen aufwarten: So wäre der eigentliche Cellovirtuose seinerzeit fast als Solocellist an die Mannheimer Hofkapelle engagiert worden. So klein war Europa damals schon.
  • Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, seit nunmehr 70 Jahren ein Garant für einen frischen und packenden musikalischen Zugriff und ein gern gesehener Gast in Schwetzingen, gastiert unter der Leitung von Johannes Moesus.
  • Nikolaus Friedrich wird Mozarts Klarinettenkonzert selbstverständlich auf der Bassettklarinette spielen, für die es ursprünglich konzipiert und geschrieben wurde und die den speziellen Reiz des Werkes viel klarer zum Ausdruck bringt.
  • Tickets für das Konzert gibt’s im Kundenforum unserer Zeitung am Schlossplatz (geöffnet Montag bis Freitag von 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr).

Sitzt denn Mozarts Klarinettenkonzert schon?

Nikolaus Friedrich: Die entscheidenden Fragen sind ja nicht nur richtige Töne, sondern subtile Gestaltungsmittel des persönlichen Ausdrucks! Einstudieren ist für mich immer ein „work in progress“, bei dem sich regelmäßig neue Fragen auftun, die manchmal auch zeitgemäße Antworten erzeugen. Der Interpretationsansatz ist nicht zementiert, er wandelt sich immer in Abhängigkeit von der jeweiligen Zeit und der persönlichen Sichtweise des Solisten.

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In den letzten Jahren haben wir Sie ja mehrfach mit zeitgenössischen Kompositionen gehört. Was macht Mozarts Werk dennoch bis heute so attraktiv?

Friedrich: Das Klarinettenkonzert bündelt Mozarts Erfahrungen mit dem Solokonzert allgemein, und es ist auch ein Sinnbild für ein Refugium im Schaffensprozess Mozarts, der ja bekanntlich völlig losgelöst von all seinen Schwierigkeiten materieller Art im richtigen Leben stattgefunden hat.

Das Adagio im zweiten Satz kennt man ja aus Spielfilmen wie „Jenseits von Afrika“. Man könnte es fast als Hit bezeichnen. Was macht es so besonders?

Friedrich: Mozart ist es gelungen, mit einem kleinen Motiv im langsamen Satz eine wunderbare Stimmung zu erzeugen, die weit über die Entstehungszeit des Konzertes hinaus ein Gefühl transportiert, das bis heute wirkt.

Merkt man dem Klarinettenkonzert an, dass es ein Spätwerk Mozarts ist, es war ja das letzte Solokonzert, das er wenige Monate vor seinem Tod im Jahre 1791 komponiert hat?

Friedrich: Ja! Es ist ein Werk, das auf dem Fuße der Klassik stehend weit über diese Epoche weist – Mozarts Spätwerke wurden schon von Zeitgenossen mit dem Etikett „romantisch“ bezeichnet, als es den Begriff der Romantik noch gar nicht gab. Und es verkörpert wie seine großen Spätwerke auch die Reduktion auf das Wesentliche, also bespielsweise den Verzicht auf äußerliche Gestaltungsmittel wie virtuose Effekte.

Gab es schon Proben mit dem Orchester?

Friedrich: Die Proben mit dem Orchester finden immer zeitnah vor der Aufführung statt. Das ist dem sogenannten Orchesteralltag geschuldet, auch der Dirigent kommt erst zur Arbeitsphase in den Tagen vor dem Konzert hinzu.

Wie fühlt es sich an, wieder Konzerte spielen zu dürfen?

Friedrich: Wenn Sie sich vorstellen, dass man seit mehr als einem Jahr darauf wartet, größere Konzerte zu spielen (bis jetzt waren ja nur kleinere Kammermusikkonzerte erlaubt), dann kann sich vermutlich jeder denken, wie glücklich die Musiker sind, wieder mit und für das Publikum spielen zu können. Das Gefühl, ein lebendiges Gegenüber zu haben, ist wirklich wunderbar!

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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