Ärztliche Versorgung

OB Pöltl protestiert gegen Pläne zur Schließung der Schwetzinger Notfallpraxis

Nun meldet sich Oberbürgermeister Pöltl zu der geplanten Schließung der Notfallpraxis in Schwetzingen zu Wort. Der SPD-Landtagsabgeordneter Daniel Born startet eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Praxis.

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Jürgen Gruler
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Aus dem  Schwetzinger Rathaus hagelt es Kritik an den Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) in Stuttgart. © dpa/Bernd Weißbrod

Schwetzingen. Hohe Wellen hat die exklusive Berichterstattung unserer Zeitung zur geplanten Schließung der Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in Schwetzingen erzeugt. Mehr als 50 Leserinnen und Leser meldeten sich in der Redaktion, berichteten von ihren positiven Erfahrungen. Eine Leserin erzählte, wie man ihr dort schon zweimal das Leben gerettet habe. Landtagsabgeordneter Daniel Born (SPD), der sich als erster öffentlich zu den Plänen geäußert hatte, kündigte eine Unterschriftensammlung an.

Oberbürgermeister Dr. René Pöltl: Verständnis für Schließung fehlt 

Auch das Rathaus reagiert entrüstet auf die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) in Stuttgart. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl schreibt an die dortige stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Doris Reinhardt Folgendes: „Wie der Schwetzinger Zeitung zu entnehmen war und sich auch aus den mir inzwischen vorliegenden Unterlagen ergibt, plant die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg aktuell eine Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, was mit der beabsichtigten Schließung von bislang 17 bestehenden Standorten verbunden sein soll. Unter diesen Standorten befindet sich auch der in Schwetzingen. Mir fehlt als Oberbürgermeister jegliches Verständnis für die beabsichtigte Schließung des Schwetzinger Standorts“, so René Pölt in seinem Brief, der uns vorliegt.

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Er nennt folgende Gründe für sein Unverständnis: „Der Rhein-Neckar-Kreis ist der einwohnerstärkste Landkreis in Baden-Württemberg. Die Einwohnerzahl entspricht der von fünf Großstädten. Der Bereit-schaftsdienst Schwetzingen deckt mittlerweile den gesamten südwestlichen Teil des Kreises ab. Wir reden von einem Einzugsbereich von mindestens 150 000 Einwohnern insbesondere der Großen Kreisstädte Schwetzingen, Hockenheim und Wiesloch mit Nachbargemeinden.“

Wegfall von Notfallpraxis könne nicht kompensiert werden

Der OB schreibt weiter: „Der Wegfall der Bereitschaftsdienstes Schwetzingen wäre durch die bestehenden Notfallpraxen der benachbarten Großstädte Mannheim und Heidelberg nicht zu kompensieren. Zudem würden gewaltige Fahrtbewegungen mit dem Pkw erzeugt, da beide Bereitschaftsdienste mit dem ÖPNV nur sehr schwer zu erreichen sind. Den betroffenen Menschen würde in erkranktem Zustand lange Fahrten zugemutet, ökologisch erscheint mir das kaum vertretbar.“

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Pöltl verweist zudem auf das Schwetzinger Modell der Notfallversorgung: „Wir haben bereits vor einigen Jahren den Bereitschaftsdienst in Schwetzingen mustergültig organisiert. Er wurde mit der Notfallaufnahme der GRN-Klinik zusammengeführt, sodass die Patienten sofort richtig zugeordnet und behandelt werden können. Die Stadt hatte sogar die alten Räumlichkeiten von der KVBW erworben. Der Bereitschaftsdienst wird extrem gut angenommen und ist hoch frequentiert. Ich wohne unmittelbar neben dem Krankenhaus und sehe täglich, wie voll der Wartebereich an Wochenenden und anderen Bereitschaftstagen ist. Der Wegfall dieses medizinischen Notangebots außerhalb der Praxisöffnungszeiten trifft seitens unserer Bevölkerung auf keinerlei Verständnis. Hier wird gegen die Menschen und ihre Bedürfnisse agiert und das in einem äußerst sensiblen Bereich der medizinischen Grundversorgung“, schimpft der Schwetzinger Oberbürgermeister.

Bürger in Schwetzingen sollten Zeichen setzen

Er appelliert eindringlich an Dr. Reinhardt und die KVBW, „die angedachte Entscheidung grundlegend zu überdenken und zu überprüfen. Die vielen betroffenen Bürger und ich selbst haben eine klare und berechtigte Erwartung, dass der sehr gut funktionierende ärztliche Bereitschaftsdienst in Schwetzingen erhalten bleibt. Eine Verlagerung allein in die beiden benachbarten Städte Mannheim und Heidelberg ist nicht zumutbar und aus meiner Sicht angesichts der vielen Betroffenen zum Scheitern verurteilt.“

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Landtagsvizepräsident Daniel Born (SPD) will ein gemeinsames Zeichen der Bürger für den Erhalt der Schwetzinger Notfallpraxis setzen und startet am Mittwoch, 16. Oktober, eine Unterschriftenaktion: „So viele Menschen wollen sich gegen diese fatale Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung wehren und ich möchte, dass diese Stimmen gehört werden. Es gibt eine Chance, wenn entweder die Vereinigung ihren fatalen Beschluss korrigiert oder Sozialminister Manfred Lucha die Pläne stoppt. Beides ist erreichbar“, schreibt der Schwetzinger SPD-Politiker in einer Pressemitteilung an unsere Zeitung.

Schon ab Mittwoch, 16. Oktober, kann im SPD-Wahlkreisbüro in Hockenheim, Schwetzinger Straße 10 (Montag bis Donnerstag 10 bis 16 Uhr) unterschrieben werden. Im Kundenforum unserer Zeitung am Schwetzinger Schlossplatz liegen auch Listen bereit. In den nächsten Tagen wird die Liste in weiteren Läden ausliegen und man kann bei Infoständen seine Unterschrift abgeben.

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„Außerdem freuen wir uns über jeden, der sich bei uns meldet, um selbst Unterschriften zu sammeln“, sagt Daniel Born. Er begrüße ausdrücklich die starke gemeinsame Position seitens der Politik. „Aber Demokratie ist die Teilhabe aller und wir können hier zeigen, dass uns allen die medizinische Versorgung unserer Stadt und Region wichtig ist“, begründet Born seine Aktion.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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