Schwetzingen. Arthur Miller war und ist einer der wichtigsten gesellschaftskritischen Dramatiker unserer Zeit. Nun wurde sein wohl bekanntestes Drama, der „Tod eines Handlungsreisenden“, uraufgeführt im Jahr 1949 auf dem Broadway, im Theater am Puls gegeben. Doch ist der Stoff, bei dem der zunehmend erfolglose und alternde Vertreter William „Willy“ Loman, grandios gespielt von Uwe von Grumbkow, in der erfolgsorientierten Gesellschaft nicht mehr mithalten kann und sich am Ende das Leben nimmt, immer noch aktuell? Ja, das ist er zweifelsohne.
Grandios inszenierte Joerg S. Mohr, Intendant des Theaters am Puls, das Stück des Pulitzer-Preis-Gewinners Miller und gab damit wichtige Denkanstöße zum Umgang mit einer sich im Umbruch befindlichen Gesellschaft, Selbsttäuschung und der zuweilen gefährlichen Verbindung zwischen Identität und beruflichem Erfolg.
Premiere im Theater am Puls Schwetzingen – der "American Dream" als Lebensmaxime
Der „American Dream“ – eine Lebensmaxime, nach der man alles erreichen kann, egal von wo aus man startet. Und eine Idee, der zufolge „schneller, höher, weiter“ jederzeit möglich ist, arbeitet man nur hart genug. Und klappt es nicht, sei man selber schuld. Diesen Ideen folgt auch Willy Loman, einst erfolgreicher Handelsvertreter, der, nun 63 Jahre alt, von Erfolglosigkeit und Entlassung betroffen ist.
Doch Arthur Millers Stück beinhaltet noch viel mehr: Konflikte mit den Kindern, erwachsen aus Idealen und Vorstellungen, die von den Eltern meist wenig bewusst weiter gegeben werden und nach denen sie ihre Sprösslinge beurteilen. Was passiert, wenn man den „American Dream“ nicht oder nicht mehr leben kann, obwohl man das möchte, führt eindringlich das Stück vor Augen. Willy gleitet immer wieder in eine Traumwelt ab, in der er mit seinem toten Bruder Ben spricht und ihn um Rat bittet. Denn dieser war ziemlich erfolgreich und reich dank Diamantenhandel, wofür er auch vor zwielichtigen Mitteln nicht zurückschreckte. Erfolg um jeden Preis.
Eine Affäre des Vaters mit einer anderen Frau stürzt Sohn Biff (Denis Bode) in die Krise und lässt ihn an ihm und letzten Endes auch an sich zweifeln, was ein Grund für den eigenen Misserfolg ist. Der jüngere Sohn Happy (Jonas Werling) findet wenig Beachtung, muss um die Liebe seines Vaters kämpfen und leidet ebenfalls unter dem zwanghaften Gedanken, besonders erfolgreich sein zu müssen, aber es nicht zu sein. Dazwischen: Mutter Linda (Susanne von Grumbkow), die versucht zu vermitteln.
Menschen werden zu Opfern ihrer von der Gesellschaft (und/oder den Eltern) eingeimpften Vorstellungen. Überhöhte Sichtweise seiner selbst, das Ignorieren der Wahrheit, das Leben in einer Illusion – all dies führt letzten Endes zu Willy Lomans Selbstmord und lässt den Zuschauer nachdenklich werden. Vor allem, da der fast ein Dreivierteljahrhundert alte Stoff nichts von seiner Aktualität verloren hat. Wieder befindet sich unsere Gesellschaft im Umbruch.
Die Menschen haben Angst um ihre Existenz in einer Welt, die im Wandel ist und sich immer schneller zu drehen scheint. Fazit: Es empfiehlt sich, die eigene Einstellung dazu zu hinterfragen und Wege zu finden, damit umzugehen. Großartig – so wie alle Darsteller – agieren Johanna Withalm als Onkel Ben, Bernadett, Miss Forsythe und „die Frau“, sowie Michael Hecht als Nachbar und Freund Charley und als Chef Howard Wagner. Am Ende der Premiere wich die Betroffenheit der Zuschauer schnell tosendem Applaus.
Zuschauer im Theater am Puls Schwetzingen sind begeistert
Helena Fuladdjusch aus Mannheim, selbst Schauspielerin, war sehr angetan: „Eine gute Inszenierung. Spannend finde ich auch die Rolle des Happy, der von seinen Eltern so wenig geliebt wir und top ist auch Nachbar Charley.“ Brigitte Schmitt aus Ketsch meinte: „Ich fand es einfach toll. Als Zuschauer wurde man schon zu Beginn des Stückes abgeholt und konnte so gut in die Handlung eintauchen.“
Auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Manfred Kern hatte die Vorstellung besucht und meinte: „Die Aufführung gefiel mir sehr gut. Der ‚Tod eines Handlungsreisenden‘ hält uns einen Spiegel vor“, und ergänzte: „Eine fantastische Inszenierung. Was Joerg Steve Mohr macht, hat immer Hand und Fuß.“
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