Schwetzingen. Ein Opel 7/34, Baujahr 1927, funkelt im Schlossgarten in der Sonne. Neben dem wahrscheinlich letzten offenen Wagen dieses Typs glänzen ein Alfa Montreal in Orange, ein amerikanisches Oldsmobile und ein Jaguar S-Type. Gegenüber präsentierten sich ein Opel GT und ein Mercedes R 107. „Der Park ist mit allen Plätzen durchgeplant, jedes Segment ist belegt“, sagt Johannes Hübner entspannt, als er am Dienstag im Restaurant „Theodors“ das Programm zum 18. Concours d’Elegance vom 2. bis 4. September im Schlossgarten vorstellt.
Jetzt kann es losgehen mit der Gala der wertvollsten und schönsten klassischen Automobile der Welt. Gleichzeitig mit dem Oldtimer-Festival zeigt die siebte Auflage der Ecomobil-Gala das umfangreiche Spektrum der nachhaltigen Mobilität (siehe "Mehr zum Thema"). Oberbürgermeister Dr. René Pöltl als Schirmherr freut sich auf beide Veranstaltungen und erzählt von seinem Skandinavien-Urlaub: „Alles, was es an Elektromobilität gibt ist im norwegischen Oslo auf den Straßen unterwegs.“ Und die dänische Hauptstadt Kopenhagen sei eine reine Fahrradstadt: „Da hinken wir weit hinterher.“ Die Ecomobil-Gala sei deshalb eine besonders wichtige Veranstaltung.
Für Schloss-Geschäftsführerin Sandra Moritz sind die ausgesuchten Exponate in der kurfürstlichen Sommerresidenz immer ein besonderes Vergnügen. Sie sei gespannt auf das vielfältige Programm – und wohl ganz ohne Corona-Auflagen. Classic-Kurator Hans Hedtke, „ein Meister im Finden von tollen Sachen“, wie Hübner meint, stellt einige Besonderheiten heraus. Er dankt der Firma Baier und Michels aus dem hessischen Ober-Ramstadt für die Zusammenstellung und Vorbereitung der Sonderschau von Röhr-Wagen. Auf den Hersteller Falcon, der von 1922 an dort vier Jahre lang riesige Werkshallen unterhielt, folgte zwischen 1926 und 1935 mit der Röhr Auto AG ein Unternehmen, das durch technische Innovationen für Aufsehen sorgte. In Schwetzingen wird ein Dutzend Exponate dieser exklusiven und fast vergessenen Marke, die nur bis zum Zweiten Weltkrieg gebaut wurde, präsentiert. Auch das Modell Röhr 8 Typ R, ein Schmuckstück im Besitz von Baier und Michels, ist zu sehen, verspricht Hedtke. „So eine Schau von Röhr-Automobilen wird es nicht mehr geben“, dankt Hübner den Experten Werner Schollenberger und Jörg Pohl.
Der seltene Kleinwagen „Maier Leichtbau“ kommt ebenfalls in den Schlossgarten. Ingenieur Friedrich Eugen Maier aus Berlin entwarf und baute in den 1930er Jahren mindestens einen Wagen mit einem 20-PS-DKW-Heckmotor. Das feuerrote Fahrzeug, jetzt in Privatbesitz, sieht aus wie ein VW Käfer.
Lamborghini als Kunstwerk
Ins Auge fallen dürfte auch der Lamborghini Miura Multicolore. Beim Anschleifen der Oberfläche seines Boliden entdeckte der Besitzer 1967 genau 22 verschiedene Farbtöne, von der Originalfarbe „Rosso Miura“ bis zur Neulackierung von 2014. Heute ist alles sichtbar, so präsentiert sich die gesamte Karosserie als Kunstwerk. Wie der „Silberpfeil“ von Mercedes-Benz zu seinem Namen kam, erzählt der Avus-Rennwagen, mit dem Manfred von Brauchitsch 1932 das internationale Rennen in Berlin gewann. Das Jubiläum „70 Jahre SL“ gibt den Rahmen für einige der wichtigsten Fahrzeuge aus der Motorsportgeschichte.
Der erwähnte Opel Typ 7/34, Baujahr 1927, von Kurt und Claudia Brühler aus Schwetzingen ist ein ganz seltener Sechszylinder. Das Auto, seit 30 Jahren im Besitz des Ehepaares, hat drei Vorwärtsgänge und den Rückwärtsgang. Der viertürige, viersitzige, offene Tourenwagen mit Verdeck und Seitenscheiben und einer Innenausstattung aus Leder ist eine Augenweide. Erstklassig restauriert ist er im Originalzustand zu bestaunen. Concours-Mitgründer Hübner und Kurator Hedtke melden weitere Schätze für die nach Baujahren und Themengruppen aufgestellte Ausstellung.
Ein Leitthema ist die Sonderschau „110 Jahre Carrozzeria Bertone“, die exklusiv in Schwetzingen gezeigt wird. Der italienische Karosseriebauer steht für bestens designte Autos wie das Bertone-Coupe 3200 CS von BMW oder die Alfa Giulia GT Junior Bertone. Die Classic-Gala stellt auch gleich sieben sportliche NSU Prinz vor. NSU zeigte ab 1963, dass ein Vierzylinder-Heckmotor mit Luftkühlung ganz anders als ein Volkswagen sein kann.
Fast gleichzeitig installierte Motorradkonstrukteur Friedel Münch im hessischen Alternstadt den Vierzylinder quer in einen Motorradrahmen und schuf damit die Münch Mammut. Von 1966 bis 1976 wurden nur etwa 500 Mammuts gebaut. Eines der gesuchten Sammlerstücke wird im Schlossgarten zu sehen sein.
Opel präsentiert seine Oberklasse der 1960er-Jahre mit der Reihe aus Kapitän, Admiral und Diplomat. Der US-Classic-Car-Concours steht in diesem Jahr unter dem Motto „120 Jahre Cadillac“. Hinter dem Hirschbrunnen finden die Besucher den Showroom für die schönsten Cadillac-Modelle aus 120 Jahren amerikanischer Automobilgeschichte. Auch ein Elvis-Cadillac ist dabei.
Lagonda ist der Inbegriff des Sporttourenwagens der 1930er-Jahre. Die Klassik-Spezialisten aus England bringen vier wichtige Sporttourer in die Spargelstadt. Ein V-12-Zylinder fürs 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist auch darunter.
Neben den klassischen Automobilen sind wie immer Anbieter von Automobilia, Kunst, Mode, Accessoires, Modellautos, Zubehör und Literatur vertreten. Die Württembergische versichert die automobilen Raritäten vom Goggomobil bis zum Mercedes. Vor dem Programm am Samstag und Sonntag empfiehlt Ausstellungsmacher Johannes Hübner das Preview am Freitag, 2. September. Ab 10 Uhr können Schlossgartenbesucher die Autos beim Reinrollen beobachten und den Aufbau unter die Lupe nehmen. Da dürfte es schon jede Menge Fotomotive geben. Kunstausstellung und Händlermeile im südlichen Zirkel haben geöffnet. Der Allgemeine Schnauferl-Club (ASC) präsentiert Stars aus der Zeit der Messingkühler.
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