Zwölf Jahre ist es nun schon her, seit in den Kilbourne Barracks zum letzten Mal die Stars-and-Stripes-Fahne eingerollt wurde und die Amerikaner das Gelände an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) übergeben haben. Zwischendurch erfuhr das langsam vor sich hin verfallende Grundstück mit den recht einfachen Mannschafts- und Verwaltungsgebäuden nochmals eine Nutzung während der Flüchtlingskrise 2015/16, als hier ein Containerdorf aufgebaut wurde.
Rückbau und Entsiegelung der Kilbourne Barracks
In den letzten Tagen des Jahres 2024 hat sich dann dort fast unbemerkt von der Öffentlichkeit etwas getan. Die Häuser wurden mit Baggern dem Erdboden gleich gemacht, die Betonfundamente werden herausgehauen und nach und nach abtransportiert.
Auf eine Nachfrage unserer Zeitung bei der Pressestelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) bekommen wir Erläuterungen zu den Arbeiten: „In einem ersten Schritt erfolgt der oberirdische Rückbau der Gebäude. Für die Errichtung eines Ersatzhabitats hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes wurde bereits eine ehemalige Parkplatzfläche entsiegelt. In einem zweiten Schritt erfolgt dann die komplette Entsiegelung der Liegenschaft. Diese beinhaltet alle Verkehrs- und Wegeflächen sowie die unterirdischen Teile der Gebäude“, schreibt Pressesprecherin Christiane Worring.
Das 5,4 Hektar große Gelände links der Friedrichsfelder Landstraße wird künftig dann als sogenannte Ökokontofläche für die Deckung von Kompensationsbedarfen der US-Gaststreitkräfte im Raum Mannheim genutzt, die diese Maßnahmen übrigens auch größtenteils finanzieren. Das heißt soviel, das die gesamte Fläche renaturiert werden soll: Bis März 2025 sollen sämtliche Gebäude zurückgebaut werden. Und nach der Ökokontogenehmigung komplett entsiegelt und renaturiert werden.
Das geschieht übrigens ganz im Einklang mit dem benachbarten Naturschutzgebiet: „In Anlehnung an das im Umfeld gelegene Naturschutzprojekt ,Lebensader Oberrhein von nass bis trocken’, soll sich ein Offen- bis Halboffenlandkomplex aus Sandmagerrasen mit Calluna-Heiden, heimischen, kleinflächigen Gehölzgruppen, solitären Einzelbäumen sowie Hecken entwickeln.“, schreibt die Pressestelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in ihrer Mitteilung.
Naturschutz und öffentliche Zugänglichkeit des Geländes
Bleibt für uns die Frage, ob denn das bisher noch mit Stacheldraht eingezäunte Gelände irgendwann auch für Fußgänger geöffnet werden soll? „Die Fläche soll vorrangig der Entwicklung und Pflege einer arten- und strukturreichen Flora und Fauna dienen. Die Heckenstreifen entlang der Außengrenze dienen als Sichtschutz zur Flächenberuhigung und tragen somit zum Schutz des Bruthabitats für seltene, störungsempfindliche Vögel bei. Sie erfüllen gleichzeitig eine Pufferfunktion für die empfindlichen Sandmagerrasen gegenüber Stoffeinträgen. Die damit entwickelte, hochwertige ökologische Fläche wird im Rahmen einer Lenkung des Besucherverkehrs aber künftig dann auch zugänglich sein. Aber eben auf klar vorgegebenen Wegen, um tatsächlich ein ökologische Wertschöpfung zu ermöglichen“, heißt es dazu von der Sprecherin der Bima. Dort ist übrigens im Unterschied zur gegenüberliegenden Tompkins-Kaserne kein Verkauf der Flächen vorgesehen. Sie sollen im Besitz des Bundes bleiben.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-rueckbau-der-kilbourne-barracks-ein-schritt-zur-renaturierung-_arid,2275825.html