Verhandlungen laufen

Schwetzinger Tompkins Barracks: Mehr Container für mehr Flüchtlinge

Die Kapazität für Geflüchtete in den Tompkins Barracks soll von 450 auf 650 aufgestockt werden. Stadt verhandelt über die weitere Nutzung.

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Jürgen Gruler
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Die Tompkins Barracks fungieren nach wie vor als Erstaufnahme-Einrichtung, auch Bundeswehrstudenten sind hier untergebracht. Nun werden Container für weitere Flüchtlinge auf dem Areal aufgestellt. © Strauch

Schwetzingen. Die Zahl der Flüchtlinge, die dem Land Baden-Württemberg zugewiesen werden, steigt derzeit wieder an. Deshalb müssen die Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen und deren Außenstellen nach oben gefahren werden. Derzeit kommen in Baden-Württemberg laut Landesregierung wieder so viele Geflüchtete an wie vor der Corona-Krise. Das Land hat noch 2021 rund 800 neue Plätze in der Erstaufnahme geschaffen.

Aber auch Einrichtungen wie die in den Schwetzinger Tompkins Barracks in der Friedrichsfelder Landstraße sind betroffen. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl die Pläne, dass auf dem Kasernengelände zusätzliche Wohncontainer aufgestellt werden sollen. Dabei soll die derzeitige Maximalbelegung, die mit der Stadt vereinbart wurde, von 450 auf dann 650 Flüchtlinge aufgestockt werden. Die Betreuung bleibt komplett in der Hand des Regierungspräsidiums, die Stadt bleibt dabei außen vor, heißt es weiter.

„Das Land hat uns über das zuständige Regierungspräsidium in Karlsruhe mitgeteilt, dass aktuell die Unterbringungskapazitäten in ganz Baden-Württemberg nicht mehr ausreichen und deswegen an vielen Stellen kurzfristig zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden müssen. Grund sind zum einen die angestiegenen Zugänge im Bundesgebiet und damit auch in Baden-Württemberg und zum anderen die veränderte Belegung der vorhandenen Unterkünfte wegen der Corona-Pandemie – es wird dadurch mehr Fläche benötigt“, sagt René Pöltl.

Aufgabe bleibt beim Land

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Deswegen solle auch in Schwetzingen ein zusätzlicher Raumbedarf geschaffen werden, was über Container passieren werde. „Aus unserer Sicht ist dagegen nichts einzuwenden. Auswirkungen auf uns in der Stadt hat dies keine, die Aufgabe wird nach wie vor originär vom Land erfüllt“, so der OB weiter. Die Planungen insgesamt laufen aber im Regierungspräsidium zusammen.

In Baden-Württemberg sind 2021 wieder mehr Geflüchtete angekommen. Laut den Zahlen des Justizministeriums wurden von Januar bis Oktober etwas mehr als 10 200 Asylanträge mit Verbleib in Baden-Württemberg gestellt. Die Zahl stieg insbesondere ab September mit der Machtübernahme in Afghanistan. 2900 Personen wurden allein im Oktober in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEA) aufgenommen, im September waren es etwas mehr als 1700 Anträge. Im ganzen Jahr 2020 hatten nur 6800 Personen einen Asylantrag gestellt.

Die meisten Geflüchteten kommen aus dem Nahen Osten. Die Herkunftsländer sind Syrien (23 Prozent), Afghanistan (16 Prozent) und Irak (15 Prozent). Darunter sind auch sogenannte afghanische Ortskräfte, die seit der Machtübernahme der Taliban als gefährdet gelten. Seit Jahresbeginn habe Baden-Württemberg rund 540 dieser Ortskräfte aufgenommen, heißt es vom Justizministerium. „Die angestiegene Zahl der Flüchtlinge aus dem Irak legt die Vermutung nahe, dass die Auswirkungen des Zugangs über Belarus inzwischen in Baden-Württemberg ankommen“, sagt ein Sprecher dem Südwestrundfunk.

„Mittel- und langfristig planen wir die Schaffung weiterer Kapazitäten, zum Beispiel in Freiburg in der LEA mit 400 neuen Plätzen, in der LEA Tübingen mit 150 Plätzen sowie mit 1650 neue Plätzen in Karlsruhe“, sagte ein Ministeriumssprecher dem SWR. Wie stark der Andrang derzeit in den Erstaufnahmestellen ist, zeigt sich im Heidelberger Ankunftszentrum im Patrick-Henry-Village. Dort mussten zeitweise täglich mehr als 100 neue Geflüchtete untergebracht werden. Deshalb werden jetzt auch wieder Außenstellen wie in der Schwetzinger Kaserne stärker belegt und mit weiteren Containerkapazitäten erweitert.

Wird der Vertrag verlängert?

Wie lange die Kaserne noch dafür zur Verfügung steht, ist Teil laufender Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und dem Land: „Wir stimmen uns gerade mit dem Land ab, ob und gegebenenfalls wie die derzeitige befristete Teilnutzung der Kaserne fortgeführt werden kann oder soll. Hierzu gibt es noch keinen abschließenden Sachstand, den ich kommunizieren könnte, wir tun das aber gerne, wenn es eine belastbare Aussage oder Lösung gibt. Auch hier sind wir als Stadt grundsätzlich aufgeschlossen, da aus unserer Sicht die bisherige Unterbringung von Flüchtlingen sehr gut funktioniert hat und die Räumlichkeit hierfür auch sehr gut geeignet sind“, bestätigt Schwetzingens Oberbürgermeister Pöltl auf unsere Anfrage hin.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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