Schwetzingen. „Ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen. Wenn ich unterwegs war, habe ich das E-Book gelesen und zu Hause gleich wieder das Buch in die Hand genommen.“ So schwärmt Saskia Lindenbeck von Stephen Kings Besteller „Fairy Tale“, das sie gerade ausgelesen hat und super spannend fand – von der ersten bis zur 880. Seite. Dabei geht es um den siebzehnjährigen Charlie Reade. Seine Mutter starb, als er sieben war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien. Ein echter Fantasy-Thriller also.
Lesen ist für Saskia Lindenbeck Leidenschaft und Vergnügen zugleich, aber eben auch Beruf – denn die 41-jährige Oftersheimerin ist die neue Leiterin der Schwetzinger Stadtbibliothek. Man merkt ihr an, wie glücklich sie das macht und mit wie viel Engagement sie sich in ihre Aufgabe stürzt. Sie bringt viel Erfahrung mit nach Schwetzingen. Nach der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Heidelberger Stadtbücherei und ersten Erfahrungen im Beruf hat Lindenbeck in Stuttgart Bibliotheks- und Medienmanagement studiert.
Stelle als Leiterin der Bibliothek in Schwetzingen wie geschaffen für sie
Dann war sie einige Jahre beruflich und privat in Ostfriesland zu Hause, aber die Sehnsucht nach der Kurpfalz war übermächtig. „Meine Familie und Freunde haben mir einfach gefehlt“, sagt sie. Gut zehn Jahre arbeitete sie dann wieder für die Stadtbücherei Heidelberg – zuletzt als stellvertretende Abteilungsleiterin. Bis dann die Stellenausschreibung für die Leitung in Schwetzingen auf ihrem PC aufploppte und ihr wie geschaffen für sie erschien: „Es ist doch wunderbar, Verantwortung übernehmen zu können und sein Wissen einzubringen“, sagt Saskia Lindenbeck.
Sie fühlt sich „ganz prima vom Team aufgenommen“ und mit der Criminale im Frühjahr in Schwetzingen hat sie auch schon ein erstes größeres Projekt in der Vorbereitung zusammen mit Katharina Simmert vom Kulturamt und mit Klaus Dechant vom Autorenkreis Syndikat.
„Öffentliche Bibliotheken finde ich klasse. Da hat man Kontakt zu den Menschen, kann Lesetipps geben und kommt bei Veranstaltungen ins Gespräch. Zu uns kommen ganze Familien, die sich eine Ferienlektüre aussuchen und ich denke schon, dass es hier auch noch immer einen wichtigen Auftrag gibt: Wir wollen auch jenen Menschen die Teilhabe am Lesen, an Bildung, an digitalen Medien ermöglichen, die sich nicht ständig neue Bücher leisten können. Außerdem ist es doch total nachhaltig, wenn Bücher von vielen Menschen ausgeliehen werden“, sagt die Bibliotheksleiterin, die zusammen mit ihrem Team hier im historischen Gebäude am Rande des Schwetzinger Schlossgartens über die Regale voller Literatur wacht. Auch für die Außenstelle im Hebel-Gymnasium ist das Team hier zuständig.
Modernere Außendarstellung der Stadtbibliothek in Schwetzingen angepeilt
Neue Leute krempeln ja gern mal den ganzen Laden um. Aber Saskia Lindenbeck setzt auf ihr bewährtes Team und hofft trotz angespannter Haushaltslage in der Stadt auf behutsame Erneuerungsmöglichkeiten bei der Möblierung und in der Ausstattung der Bücherei. In Sachen Instagram ist man schon aktiv und im Herbst werde auch die Außendarstellung und die digitale Präsenz moderner werden.
„Schon heute können unsere Nutzer im Internet sehen, was sie bei uns alles ausleihen können. Bücher die wir selbst nicht im Bestand führen, können wir über die Fernleihe aus anderen Bibliotheken besorgen. Über den Verbund in der Metropolregion können in der Onleihe rund um die Uhr digitale Medien ausgeliehen werden. Und wir schauen genau hin, was nicht mehr geliehen wird und was weiterhin nachgefragt ist. In Sachen Besteller sind wir sowieso auf dem Laufenden. Und Trends wie die Tonies für Kinder oder Onilo, digitale Boardstories aus beliebten Kinderbüchern die Sprache und Lesen fördern, haben wir natürlich auch im Angebot“, sagt Saskia Lindenbeck.
Bald soll es einen Newsletter geben, damit die Stammkunden immer über Neuigkeiten informiert sind und auch Lesungen, Comedy-Abende und natürlich ganz viele Angebote und Vorlesestunden für Kinder sind im Herbst wieder geplant: „Für mich ist es wunderbar zu sehen, wenn Grundschulkinder bei uns sind und begeistert über ein Buch erzählen.“
Bücherempfehlungen gibt es wöchentlich als Service
Aber wie hält man sich eigentlich auf dem Laufenden als Bibliotheksleiterin? Und bleibt da außer Lesen noch Zeit für andere Hobbys? Jede Woche gibt es über einen Bibliotheksservice Rezensionen und Empfehlungen aktueller Bücher, da bekommt man dann einen guten Überblick. Einschlägige Fachmagazine, Empfehlungen und der Besuch in Buchhandlungen, aber ganz oft auch der Austausch mit Kolleginnen sorgen für weitere Inspiration. Als Hobbys nennt Lindenbeck Spanisch lernen, Fitness und laufen: „Ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Spargellauf dabei zu sein“, sagt sie.
Bleibt mir noch die Frage, ob es denn eigentlich noch die lästigen Strafzahlungen gibt, die mich früher als Büchereibenutzer genervt haben, wenn ich ein Buch nicht rechtzeitig zurückgebracht habe. „Ja klar“, sagt sie. Schließlich sollen ja auch andere das Buch wieder ausleihen können. „Aber inzwischen ist die Erstausleihe bei vier Wochen und die kann per Telefon oder E-Mail zweimal verlängert werden. Und wer es nicht zur Öffnungszeit zu uns schafft, der kann das Buch einfach in die Rückgabebox werfen.
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