Im Interview

Sweet Soul Music Revue in Schwetzingen: Gespräch mit Schöpfer Klaus Gassmann

Klaus Gassmann kann aus dem Vollen schöpfen. Im Soul liegt seine musikalische Leidenschaft, in den 1980er Jahren gründete er die Band „Soulfinger“. Seit 2009 stellt er ganze Revuen auf die Beine – und daraus hören die Schwetzinger nun am Freitag das Beste an einem Abend im Schlossgartenrestaurant „Theodors“. Wir  haben mit Klaus Gassmann über den Soul, seine Strategie als Bandleader in der Vergangenheit und Gegenwart und seine Zukunft als Produzent der Harlem Gospel Singers gesprochen.

Von 
Jürgen Gruler
Lesedauer: 
Der Sound des Motown auf der Bühne mit dem legendären Moderator Ron Williams im Vordergrund. © Frank Witzenmaier/Sweet Soul Mus

Schwetzingen. Mit der Sweet Soul Music Revue entführen die Künstler ihre Besucher auf eine musikalische Reise in die schöne Zeit der 1950er bis 1970er Jahre in Amerika. Die Revue ist eine Verneigung vor den großen Künstlern dieser Zeit und eine Hommage an die nicht minder bekannten Plattenlabels. In einer zweieinhalbstündigen Show würdigen die Musiker und Sänger um Klaus Gassmann Soul-Ikonen wie Ray Charles, James Brown, Aretha Franklin, Tina Turner, Stevie Wonder, die Temptations und viele andere mehr. Am Freitag, 18. August, ist Premiere im Schwetzinger Schlossgarten auf der Bühne vor dem Restaurant „Theodors“ – natürlich vor einem seit Wochen ausverkauften Haus.

Wie kam es denn damals eigentlich zur Gründung einer Gruppe, die sich ganz und gar der Soul-Musik widmet?

Klaus Gassmann: Als ich Mitte der 1960er Jahre die ersten Soul-Hits im amerikanischen Radio AFN hörte wurde meine Leidenschaft für die Soul- Musik geweckt. Ich wechselte als Gitarrist einer damaligen bekannten Beatband das Genre und das Instrument, gründete mit anderen Musikern zusammen eine Soul-Band, und war fortan als Saxofonist überregional unterwegs. Die beste Schule waren dabei die Auftritte in den amerikanischen NCO-Clubs in ganz Süddeutschland. Auch wenn durch Wehrdienst, Ausbildung, Berufstätigkeit und Familie zeitweise andere Prioritäten bestanden, trat die Musik nie völlig in den Hintergrund. Angetrieben durch meine anhaltende Leidenschaft zur Soul-Musik gründete ich in den 1980er Jahren die Band „Soulfinger“, die nebenberuflich regional ausgesprochen erfolgreich war. So reifte der Entschluss, nach dem Ende meiner beruflichen Laufbahn als Software-Entwickler professionelle Soul-Shows mit internationaler Ausrichtung und großer originaler Besetzung zu formieren. Am 23. März 2009 war es dann so weit, die Sweet Soul Music Revue feierte im Capitol in Mannheim Premiere. Inzwischen habe ich zehn verschiedene Soul-, Blues- und Gospel-Shows im Programm.

Ein Bild aus der Anfangszeit der Revue mit den Temptations. © Frank WitzelmaierSweet Soul Musi

Sie konnten ja bei den Musikern und Sängern immer aus dem Vollen schöpfen. Warum waren alle gern bei Ihnen dabei?

Gassmann: Ja, es hat sich in Künstlerkreisen schnell rumgesprochen, dass es in ganz Europa keine qualitativ vergleichbare Soul-Show mit mehr als 20 Künstlern auf der Bühne gibt, die die Soul-Musik der 1960er und 1970er Jahre authentisch präsentiert. So konnte ich nicht nur aus dem bis vor einigen Jahren in Schwetzingen stationierten US-Army Gospel-Chor-Sänger rekrutieren sondern bekomme kontinuierlich aus vielen Ländern Initiativbewerbungen von Vocals. Auch von bekannten Musikern wie Waldo Weathers, der 15 Jahre lang als Saxofonist bei James Brown gespielt hat, und sich aus den USA meldete, um dann nach Deutschland zu kommen. Die Künstler wissen es eben zu schätzen, dass ich ihnen mit meinen verschiedenen Shows bis zu 70 Auftritte im Jahr in den angesagten Event-Locations in Europa bieten kann.

Wenn Sie heute an die erste Show denken, was würden Sie ganz anders machen?

Gassmann: Bei der Premiere der Sweet Soul Music Revue 2009 hatten wir vor lauter Leidenschaft so viele Songs im Programm, dass wir unserem Publikum damals insgesamt fast vier Stunden Spielzeit zugemutet haben. Es waren alle begeistert, aber die Konzertbesucher und wir waren am Ende ziemlich geschafft.

„The Queens of Soul“ im goldenen Glitzerkleid auf der Bühne. © Sweet Soul Music GmbH

Welche Show war für Sie persönlich die tollste und die mit den größten Überraschungen?

Gassmann: Die tollste Show war vor ein paar Wochen im berühmten Olympià in Paris. Da hatten wir mit unserer Show „Respect – A Tribute To Aretha Franklin“ – auf den Tag genau 55 Jahre nachdem Aretha dort ihr einziges Konzert in Frankreich gegeben hatte – gespielt. Vor vollem Haus, begeistertem Publikum und unglaublicher Atmosphäre und Energie im Saal. Das war der Ritterschlag für uns in Frankreich, auf den jetzt im Herbst eine Tournee durch die größten Städte folgt.

Die größte Überraschung aber war, als der einzige farbige Vier-Sterne-General der US-Streitkräfte nach einer grandiosen Show in Stuttgart zu uns kam, um uns zu danken. Als er mir die Hand gab, merkte ich, das etwas darin lag. Es war eine wunderschöne Medaille, die ich bis heute in Ehren halte. Er hat auch dafür gesorgt, dass die Show auf der privaten Homepage von Barack Obama verlinkt wurde.

Sie sind ja in ganz Deutschland und halb Europa unterwegs gewesen. Da gab’s doch sicherlich auch mal skurrile Tourneeerlebnisse?

Gassmann: Das ist richtig. Das vielleicht skurrilste Erlebnis hatten wir auf einer Bayern-Tournee im Jahr 2010 mit 25 Konzerten innerhalb von vier Wochen. Der Veranstalter hatte in den letzten Jahren hauptsächlich große Events in anderen Bereichen veranstaltet. So war wohl sein Kenntnisstand über die Konzertlandschaft in Bayern nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Als wir dann in der Chiemgauhalle in Traunstein eintrafen, fanden wir Backstage und auf der Bühne Strohballen und Hinterlassenschaften der gerade stattgefunden Viehauktion vor. Was der Veranstalter wohl nicht wusste war, dass diese Halle seit 2000 nicht mehr für Konzerte genutzt wurde. Auch das Publikum hat sich gewundert. Wir haben es mit Humor genommen und ein ganz tolles Konzert gespielt.

Mehr zum Thema

Doppelinterview

Musikalisches Staraufgebot um Max Mutzke im Schlossgarten Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Maria Herlo
Mehr erfahren
Im Interview

Andreas Kümmert in Schwetzingen: Musik, Inspiration und persönliche Einblicke

Veröffentlicht
Von
Nicolai Lehnort
Mehr erfahren
Neue Kunstausstellung (mit Fotostrecke)

Im Schlossgarten Schwetzingen: Voyeur sein ist hier erwünscht

Veröffentlicht
Von
Katja Bauroth
Mehr erfahren

Was macht die Treue der Fans mit Ihnen und der ganzen Truppe?

Gassmann: Das ist wirklich schon ein ganz besonderes Gefühl, dass uns so viele über einen so langen Zeitraum die Treue halten. Was mich aber besonders bewegt ist, dass sich drei Generationen auf unseren Konzerten einfinden. Da gibt es nicht nur diejenigen, deren Jugend fest mit den einschlägigen Soul-Hits verbunden ist. Auch jüngere Konzertbesucher, die teilweise keinen der Originalkünstler jemals live erlebt haben und die Songs nur von ihren Eltern sowie aus dem Radio oder von Playlists kennen, lassen sich für diese Musik begeistern.

Wie kam es jetzt zu diesem Best-of? Irgendwie klingt das ja auch nach Abschluss und nach einem Ende? Ist das auch so gemeint?

Gassmann: Überhaupt nicht! Im Gegenteil, die Best-of-Idee ist durch Wünsche von Fans entstanden. Das Programm war schon mal an anderer Stelle in 2020 geplant und fiel dem ersten Lockdown zum Opfer. Als Andreas Bante vom Schlossrestaurant mich auf ein Konzert im Rahmen der Reihe „Sommer im Schloss“ ansprach, hat ihm der Vorschlag gefallen und so kommt jetzt eben ein „Best of Sweet Soul Music“ aller Shows in Schwetzingen auf die Bühne.

Was erwartet die Fans im Schlossgarten an dem Abend?

Gassmann: Für das Best-of präsentieren wir jeweils die Signature-Hits aus den verschiedenen Shows wie etwa „Soul Man“ aus der Revue, „Respect“ aus der Aretha-Franklin-Show, „Nutbush City Limit“ aus der Tina- Turner-Show oder „Papa was a Rolling Stone“ aus der Motown-Show. Alles in bester und authentischer Qualität in der dafür notwendigen großen Besetzung mit zehnköpfiger Band und zehn Vocals.

Auf welches Wiedersehen freuen Sie sich da am meisten?

Gassmann: Der Schlossgarten Schwetzingen ist immer eine ganz besondere Location. Zuletzt haben wir im ausverkauften Rokokotheater die Aretha-Franklin-Tribute-Show „Respect“ vor begeistertem Publikum gespielt. Wir freuen uns auf das Wiedersehen! Außerdem freut es mich, dass Tess D. Smith als Tina Turner Interpretin aus meiner Show „The Soul of Tina“ seit langer Zeit mal wieder in einer Sweet Soul Music Show mit dabei ist. Ron Williams hat zu Recht gesagt, ihr Mittelname „D“ stehe für Dyna-mite. Die Fans wissen, was er meint!

Würden Sie alles, was Sweet Soul Music betrifft, wieder so machen? Oder würden Sie es mit dem Wissen von heute anders anpacken?

Gassmann: Ich würde es tatsächlich alles wieder genauso machen. Auch wenn es nicht immer leicht ist, eine so große Truppe zusammenzuhalten. Und die Logistik hinter den Konzerten kann sich ja auch kaum jemand vorstellen. Aber wenn wir dann auf der Bühne stehen und die Begeisterung des Publikums schon beim ersten Song da ist. Wenn der Funke gegenseitig überspringt, dann weiß ich, dass wir alles richtig machen.

Die wunderbare Sängerin Tess mit ihrer Tina-Turner-Show. © Sweet Soul Music GmbH

Schwetzingen ist ja schon ausverkauft. Wo kann man Ihre Shows in nächster Zeit noch in der Metropolregion erleben:

Gassmann: Am 8. Dezember ist die Premiere meiner neuen Show „That’s Soul“ in der Wollfabrik in Schwetzingen. Die Band besteht aus den Musikern der Harlem Gospel Singers Band und vier Vocals. Interpretiert wird ein breites Spektrum des Soul, Funk und Blues, mit dem Schwerpunkt 1970er bis 1990er Jahre. Am 26. Dezember machen dann die neuformierten Harlem Gospel Singers, für die ich ab der Spielzeit 2023/24 als Produzent verantwortlich bin, auf ihrer Europatournee im Rosengarten in Mannheim Station. Und am 23. März 2024 findet die 15-Jahre-Jubiläumsshow der „Sweet Soul Music Revue“ im Capitol in Mannheim mit vielen Gästen aus den Anfangsjahren statt.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung