Speyer/Schwetzingen/Hockenheim. Da passte das Wetter zur Botschaft: Vorstandsvorsitzender Rudolf Müller konnte am Freitag in der Hauptstelle in Speyer ein Topergebnis für die VR Bank Kur- und Rheinpfalz präsentieren. Die Bilanzsumme kletterte erstmals über die 6 Milliarden auf jetzt 6,279 Milliarden Euro, ein Wachstum von satten 10,9 Prozent. „Ich weiß gar nicht, wann wir mal zweistellig gewachsen sind“, sagt Müller dazu. Dabei stiegen die Kundeneinlagen lediglich um 1,8 Prozent auf 4,249 Milliarden Euro. Das liegt aber auch daran, dass viele Kunden 2021 an der Börse investiert haben, 212 Millionen Euro flossen von den weitgehend ertragslosen Konten in Depots, die wiederum gut performten. Die VR Bank liegt damit im Feld der 20 größten deutschen Genossenschaftsbanken und führt die Liste in der Metropolregion an.
Die VR Bank Kur- und Rheinpfalz in Zahlen
- 185 832 Kunden hat die VR Bank Kur- und Rheinpfalz in der Metropolregion, sie ist damit die größte Genossenschaftsbank im Rhein-Neckar-Raum, die zweitgrößte in Rheinland-Pfalz und auf Platz 19 deutschlandweit. Davon sind 161 069 Privatkunden und 24 763 Firmen.
- 740 Mitarbeiter und deren Familien stehen auf der Gehaltsliste der VR Bank. 630 sind davon derzeit aktiv in Arbeit. 366 in Vollzeit, 232 in Teilzeit, drei im Agrarservice im nordwestlichen Geschäftsbereich, 33 sind in Ausbildung.
- Eher rückläufig oder stagnierend sind die Nebengeschäfte der Bank: Bei den Lebensversicherungen wurden 2021 Verträge im Wert von 45,1 Millionen Euro abgeschlossen, 2,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Um ein Drittel sank die Zahl der Neuabschlüsse bei den Bausparverträgen auf nun 102,3 Millionen Euro Gesamtsumme. Auch im Versicherungsgeschäft gab’s leichte Einbußen auf jetzt 2,6 Millionen Euro. Das Immobiliengeschäft blieb stabil mit 76,4 Millionen Euro Umsatz, 3,5 Millionen Euro Erlös und 175 Vermittlungen. Da fehlen vor allem die Angebote.
- Bei den VR Premium Fonds liegen 208 Millionen Euro im vorsichtig investierenden Securitas, 148,5 Millionen im Ambitio und 54,7 Millionen Euro im risikoreicheren Progressio, das sind dann insgesamt 411,6 Millionen Euro.
Treiber des VR-Bank-Wachstums war das Kreditgeschäft: Es wurde von 4,225 auf 4,654 Milliarden Euro gesteigert, ein Plus von 10,2 Prozent. Dabei überwiegt inzwischen das Firmenkundengeschäft mit 2,434 Milliarden Euro leicht das Kreditvolumen der Privatkunden mit jetzt 2,22 Milliarden. Interessant ist da auch ein Blick ins Neukreditgeschäft: 3658 Anträge wurden neu bewilligt, das Volumen liegt hier bei 1,327 Milliarden Euro und wächst nochmals um 12 Prozent oder 145 Millionen. Vor allem im Firmenkundenbereich sattelten die Volksbanker auf, 868,5 Millionen Euro wurden da ausgereicht, gut 100 Millionen mehr als 2020. Privatkunden nahmen Kredite in Höhe von 458,5 Millionen Euro frisch auf, der Schwerpunkt hier liegt wie bisher in der Finanzierung von Immobilien.
Vorstandsmitglied Till Meßmer aus Schwetzingen spricht davon, dass die Steigerungen deutlich machen, dass „unsere Bank partnerschaftlich auch in schwierigen Corona-Zeiten zu ihren Kunden steht“. Seine Einschätzung: „Die Firmen in unserer Region sind durch die Soforthilfen und das Kurzarbeitergeld der Regierung bisher recht gut durch die Pandemie gekommen. Unsere Bank hat für 300 Kunden Liquiditätshilfen in Höhe von 75 Millionen Euro ausgegeben“, so Meßmer. Er sieht zwar derzeit keine Insolvenzwelle auf uns zurollen, macht aber schon deutlich, dass gerade der Einzelhandel sehr über die Lage klage und man sehen müsse, ob da nicht doch eine Reihe von Schließungen auf uns zukommen könnten. Zumindest erwartet er weiteren Liquiditätsbedarf bei den Händlern: „Überwunden haben wir die Krise noch nicht“, sagt er klar. Und die Kredite müssten ja irgendwann auch zurückgezahlt werden. Hier liegt auch das Risiko.
2,5 Prozent Dividende im Blick
„Die Fusion mit der Volksbank aus Freinsheim ist prima verlaufen. Technisch und von der Mitarbeiterintegration her hat es gut geklappt“, sagt Vorstandschef Rudolf Müller. Die Zahl der Kunden ist auch dadurch nochmals gestiegen. Für 185 832 Kunden zwischen Schwetzingen, Frankenthal und Neustadt ist die VR Bank nun die Hausbank, mehr als 3300 mehr als im Vorjahr. Sie unterhalten 300 972 Konten und 76 563 haben Genossenschaftsanteile gezeichnet. Für sie sollen die 888 Vertreter am 9. Mai in Frankenthal im Kongresszentrum bei der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 2,5 Prozent beschließen. „Am liebsten in persönlicher Anwesenheit, wenn die Pandemie das erlaubt“, hofft Rudolf Müller. Damit werden die Genossenschafter dann an dem Jahresüberschuss beteiligt, der bei 9,6 Millionen Euro liegen wird, eine halbe Million überm Vorjahr. Wobei das natürlich nur ein Teil des weit höheren erwirtschafteten Gewinns ist, denn die VR Bank rüstet nochmals kräftig ihr Eigenkapital auf. Das muss sie auch weiterhin tun, denn gerade hat eine neue Regulierungsvorschrift bewirkt, dass auch bei der Immobilienfinanzierung zusätzliches Eigenkapital als Sicherheit geparkt werden muss. Überhaupt, so Müller, sei eine Entspannung in Sachen Regelungen und Bürokratie leider nicht eingetreten, es werde eher mehr.
Die VR Bank hat da natürlich den Vorteil ihrer Größe und kann sich so Spezialisten in allen Feldern leisten. Beschäftigt sind derzeit 740 Menschen am Hauptsitz Speyer und in den elf Regionaldirektionen. Davon sind aber nur 630 verfügbar, der Rest ist in Altersteilzeit oder in Elternzeit, deshalb suche man dringend Verstärkung und greife dabei auch mal auf Quereinsteiger zurück. „Wir bieten beste Bedingungen und einen sicheren Arbeitsplatz, der nicht von Abbauplänen bedroht ist wie in anderen Branchen“, wirbt Müller für sich als Arbeitgeber. Übrigens sind für 2022 auch keine weiteren Filialschließungen geplant. „Wir bleiben in der Fläche präsent, passen in manchen Fällen Öffnungszeiten an, merken aber deutlich, dass immer mehr Bankgeschäfte digital erledigt werden“, sagt Müller dazu.
Und auch das Thema Fusionen lege dieses Jahr wohl eine Pause ein. „Wir pflegen weiterhin gute Kontakte in die Nachbarschaft und glauben fest daran, dass der Trend zu weiteren Fusionen hingeht. Traurig war, dass es mit den Mittelhaardtern am Ende nicht geklappt habe“, so Müller weiter.
Ohne Börse wird’s Geld weniger
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dirk Borgartz, der zuvor ja viele Jahre die Schwetzinger Volksbank geleitet hatte, ging auf das florierende Anlagegeschäft ein, das um fast ein Viertel gewachsen ist. 3,207 Milliarden Euro haben Firmenkunden (562 Millionen) und Privatleute (1,645 Milliarden) in den Depots bei der VR Bank liegen - 483 Millionen mehr als noch 2021. Sicherlich eine Art Durchbruch bei den eher sicherheitsorientierten Deutschen, aber nachdem auch noch Strafzinsen auf Guthaben über 100 000 Euro drohten und die Inflation am Vermögen knabberte, haben viele Kunden an der Börse investiert. 4266 neue Depots wurden allein im Jahr 2021 eröffnet und 7290 neue Sparpläne abgeschlossen, so Borgartz.
Ein Rekordwert, der sich in den hauseigenen VR Premium Fonds niederschlägt. 411 Millionen Euro sind dort eingesammelt worden. Die vier Fondsverwalter sitzen im eigenen Haus und investieren das Geld je nach Risikobereitschaft der Kunden konservativ und sicher oder progressiv mit vielen Aktientiteln. Toll, dass inzwischen alle Fonds nachhaltig sind und auch dafür zertifiziert wurden. Zudem haben sie die höchste Weihe der Zeitschrift Wirtschaftwoche erhalten mit Bestnoten in ihrem jeweiligen Feld. Insgesamt, so sagt Dirk Borgartz, verwalte man für die Kunden 610,7 Millionen Euro an Wertpapiervolumen, 212 Millionen oder 53 Prozent mehr, als im Jahr davor. Dafür will man das Private Banking räumlich erweitern.
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