Veganuary

Was tun, wenn die Banane mal nicht vegan ist?

Ernährungsberaterin Vanessa Schäfer gibt unserem Kandidaten Daniel Vennari Tipps und Hilfestellung beim Einkauf.

Von 
Lukas Heylmann
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Vanessa Schäfer (v. l.) gibt Daniel und Heike Vennari Tipps, wie sich Produkte beim Kochen ersetzen lassen, falls sie saisonal bedingt nicht zu finden sind. © Heylmann

Schwetzingen/Brühl. Es gibt zahlreiche Vorurteile gegenüber veganer Ernährung, die recht hartnäckig aufrechterhalten werden. Dazu zählt der Glaube, dass das Leben als Veganer sehr viel teurer ist als wenn man tierische Produkte zu sich nimmt. Um mit diesem Urteil aufzuräumen und um zu zeigen, wo beim Besuch im Supermarkt als Veganer mögliche Tücken liegen, begleitet Ernährungsberaterin Vanessa Schäfer das Ehepaar Vennari zum Einkauf.

Und das ist durchaus nötig, wie Daniel Vennari im Vorfeld zugibt. „Als ich ein paar Sachen einkaufen wollte, die laut Vanessa zu den veganen Grundlagen gehören, war ich eine Stunde im Supermarkt und habe gesucht“, berichtet er und lacht. Der Brühler hat sich auf das von dieser Zeitung initiierte Ernährungsexperiment im Januar – dem Aktionsmonat zum veganen Leben (auch Veganuary genannt) eingelassen (wir berichteten).

Zurück zum Einkauf: Als Veganer braucht man tatsächlich gute Augen, denn ansonsten wird es schnell stressig, ständig nach Kennzeichnungen zu suchen oder die Liste mit Inhaltsstoffen auf den Verpackungen der Produkte zu studieren.

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Besonders die Kennzeichnung mit dem „Vegan“-Siegel sorgt bei den Vennaris für die ein oder andere Überraschung. So findet sich das Zeichen beispielsweise auf einem Pizzateig im Kühlregal. „Das ist mir da noch nie aufgefallen“, meint Heike Vennari. Es stellt sich allerdings auch heraus, dass die Kennzeichnung alles andere als einheitlich ist, mal findet sich das grüne „V“ auf gelbem Grund mit dem Hinweis „Vegan“ auf der Verpackung, doch oftmals nicht. Und das liegt dann nicht unbedingt daran, dass tierische Zusatzstoffe enthalten sind. Und so hilft letztlich doch nur der gefürchtete Blick aufs Kleingedruckte. In manchen Märkten, stellen die Vennaris erstaunt fest, gibt es die Kennzeichnung aber sogar direkt am Regal.

Der Einkaufszettel des Ehepaars orientiert sich an Rezepten aus Schäfers Koch-Blog. „Wir haben den Fokus auf schnelle und einfache Gerichte gelegt“, erklärt Daniel Vennari. Doch er hat auch einen spezielleres Vorhaben: selbst Hummus herstellen. Den für die Kichererbsencreme benötigten Bärlauch gibt es saisonal bedingt nicht im Supermarkt, Vanessa Schäfer springt also rettend ein: „Da kann man improvisieren und den Hummus mit Zutaten nach eigenem Geschmack verfeinern.“ Die Wahl fällt auf Paprika.

Die vielleicht größte Überraschung des Einkaufs ergibt sich durch eine spontane Bemerkung der Ernährungsberaterin. „Nicht alle Bananen sind vegan.“ Auf die erstaunten Blicke folgt schnell die Erklärung: Gegen Schädlingsbefall werden die Schalen von Bananen aus konventioneller Landwirtschaft mit Chitosan behandelt, das aus den Chitin-Panzern von Garnelen gewonnen wird. Das tatsächliche Innenleben der Banane ist aber natürlich auch für Veganer vertretbar.

Ziel der Einkaufsberatung ist aber weniger eine Lehrstunde über kuriose Nahrungsfakten und mehr eine Kombination aus Produkttipps und den Hinweisen darauf, wo man was findet. Und obwohl sich Schäfer in den besuchten Märkten nicht auskennt, wird ihre Erfahrung schnell ersichtlich und sie weiß, wo sie zu suchen hat. Das gilt auch für speziellere Dinge wie Sojamehl, das beim Backen als Ersatz für Ei genutzt wird.

Die Eigenheiten der Märkte

Gerade beim Umstieg auf vegane Ernährung können Ersatzprodukte helfen. „Die sind zwar oft nicht viel gesünder als die fleischhaltigen Originale, aber erleichtern die Übergangszeit“, klärt die Ernährungsberaterin auf. Allerdings – und das ist auch den Vennaris bereits aufgefallen – zählt es zu den Eigenheiten der Supermärkte, wo genau diese dann zu finden sind – entweder in einem eigenen Regal oder inmitten der Nahrungsmittel, die sie ersetzen sollen.

Daniel Vennari freut sich indes besonders über die Information, dass seine favorisierten Eissorten vegan erhältlich sind. Und auch bei den veganen Gummibärchen kommt Freude auf. Ein möglicher neuer Favorit sind schließlich vegane Schokokekse, auf die das Ehepaar in einem Drogeriemarkt stößt.

Der letztlich rein vegane Einkauf fällt auch der Kassiererin auf und man merkt bei ihr und anderen Mitarbeitern des Supermarktes, dass Daniel Vennari in Brühl inzwischen für sein einmonatiges Experiment bekannt ist. In diesem Zusammenhang erwähnt er auch, dass ein Großteil der Resonanz bisher sehr positiv gewesen sei.

Und was ist nun dran am Vorurteil, dass veganes Essen teurer sei? Die wenig aussagekräftige Antwort ist: Es kommt darauf an. „Also wenn ich mir diesen Käseersatz ansehe, das würde bei einer vierköpfigen Familie schon ganz schön teuer werden“, findet Heike Vennari. Und sie und ihr Mann schlucken auch beim Preis von Nussmus, das für viele vegane Gerichte verwendbar ist. Hier stellt Vanessa Schäfer jedoch schnell klar: „Solche speziellen Produkte kauft man ein- oder zweimal im Jahr, schneller bekommt man das gar nicht leer.“ Man sieht: Teuer kommen die Veganer vor allem Fleisch- oder Käse-Ersatzprodukte zu stehen.

Das Fazit von Daniel Vennari zum Einkauf fällt entspannt aus: „Natürlich muss man mehr suchen als sonst, aber das ist bei so einer größeren Umstellung ja auch normal.“ Besonders lobt er in diesem Zusammenhang Vanessa Schäfer: „Für das, was wir jetzt in einem Monat dazulernen, bräuchten wir alleine vermutlich Jahre. Das liegt auch daran, dass Vanessa gerne auf unsere individuellen Bedürfnisse und Probleme eingeht.“

Und teils trägt es bereits Früchte: Nicht nur gibt Vennari zu verstehen, dass er seit Beginn des Versuchs bereits Gewicht verloren hat und sich trotzdem noch fit fühlt, sondern beim Einkauf landen auch wieder die Zutaten für den veganen Bananenkuchen, den er schon einmal gebacken hat, im Einkaufswagen. Denn von dem waren auch die Kinder begeistert. „Wer weiß, wie oft ich den noch machen muss“, scherzt Vennari dazu. Bald weiß er dann sicher auch, wo die Zutaten dafür im Supermarkt eigentlich stehen.

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