Es ist, als wäre es gestern gewesen: Da saßen zwei Frauen in meinem Büro und erzählten davon, dass sie am Schlossplatz eine Weinbar mit leckeren Kleinigkeiten eröffnen wollen und sich damit einen langgehegten Traum erfüllen werden. Eine von ihnen war Diana Geschwill: Im Juni 2019 zur Eröffnung deutete nichts darauf hin, dass der Schwetzinger Schlossplatz nicht noch so eine Bar wie das „Diverso“ vertragen könnte. Bei gutem Wetter war eh überall voll und wer in der Gastronomie Qualität bietet, setzt sich ja eigentlich immer durch – weil es die ja immer seltener gibt.
Aber dann kam die Trennung von der Geschäftspartnerin und gleich danach Corona. Und doch finden wir bei unserem Besuch im „Diverso“ eine Gastwirtin vor, die sich nicht unterkriegen lässt, die ihr Lächeln nicht verloren hat und die für die Zukunft plant.
Wie geht’s Ihnen und Ihrem Kind, dem „Diverso“?
Diana Geschwill: Die jetzigen Einschränkungen sind natürlich ein neuerlicher Rückschlag. Aber wer so ein Geschäft neu eröffnet, muss sich ja auch in guten Zeiten klar darüber sein, dass es zwischen zwei und vier Jahren dauert, bis sich ein Lokal am Markt etabliert hat, bis sich die Atmosphäre und die Qualität herumsprechen.
Sie sind ja Geschäftsfrau, kommen aber aus einem anderen Metier. Haben Sie sich Gastronomie leichter vorgestellt?
Geschwill: In früheren Jahren hatte ich neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit oft nebenbei in der Gastro gearbeitet und konnte so Erfahrung sammeln. Es ist aber schon etwas anderes, wenn man alles zu organisieren hat vom Personal bis zum Einkauf, über die Buchhaltung bis zum Springerdienst in Küche und Service, wenn jemand ausfällt oder viel los ist.
Auch das ursprüngliche Konzept haben Sie nachgeschärft. Nur Kleinigkeiten war dann manchen Gästen doch zu wenig, oder?
Geschwill: Teils, teils. Bis heute ist einer unserer Schlager unser Antipastiteller mit wunderbaren Leckereien zum Wein und für zwischendurch. Aber wir haben an sich unsere feste Speisekarte abgeschafft und bieten den Gästen wechselnde mediterrane Gerichte an, die einen wollen nur was Kleines essen, die anderen richtig was auf dem Teller haben, das bieten wir jetzt beides an. Immer sollen dabei aber hochwertige Zutaten wie das Fleisch vom Putenhof Ziegler aus Bammental und vom Schwetzinger Metzger Back oder italienische Spezialitäten vom Kulinarum und Tenace eine Rolle spielen – bis hin zu immer frisch gelieferten Trüffeln. Bei uns wird alles frisch zubereitet.
Was haben Sie seit der Eröffnung schmerzlich dazulernen müssen?
Geschwill: Dass Vertrauen in der Gastronomie auch mal missbraucht wird. Ich musste mein Küchenteam komplett auswechseln, weil es mich bestohlen hat. Da habe ich eine Weile gebaucht, bis ich das gemerkt habe – ich war schockiert. Aber jetzt habe ich eine tolle Mannschaft zusammen, mein Koch Massimiliano Delaude kommt aus dem Piemont und will sich im Frühjahr noch stärker mit den Besonderheiten der dortigen Küche in unserer Speisekarte einbringen. Für mich und meinen Mann hat er schon öfter Gerichte zur Probe gekocht und wir sind begeistert. Und stolz bin ich auf meine Mädchen, die sich im Service ganz toll entwickelt haben. Für mich ist es wichtig, mit großer Freundlichkeit auf die Gäste zuzugehen und wenn mal was nicht passt, dann entschuldigt man sich und serviert etwas aufs Haus.
Stammgäste schwärmen ja von der familiären Atmosphäre bei Diana und Thomas? Dabei führt Ihr Mann ja eigentlich ein Juweliergeschäft?
Geschwill: Darauf bin ich besonders stolz. Es ist so schön, viele treue Stammgäste zu haben, mit denen man sich unterhalten kann und die hier bei uns ein zweites Wohnzimmer mit Service gefunden haben. Ich plaudere halt gern mit den Leuten. Und mein Mann ist oft hier und hilft spontan mit. Er ist halt auch sehr charmant und kann auf die Menschen zugehen. Das ist ein großes Glück, dass uns das „Diverso“ beiden so viel Spaß macht.
Und dann kam Corona. Ist Ihnen der Spaß da nicht komplett vergangen?
Geschwill: Es war schon sehr schwierig. Im ersten Winter waren wir zu Geburtstagen und Weihnachtsfeiern super gebucht, es lief ja alles prima an, dann mussten wir zum ersten Mal schließen, hatten aber doch einen guten Sommer auf dem Schlossplatz. Und 2020 mussten wir dann mit einem Buch voller Vorreservierungen im November in den Lockdown gehen – hatten über fünf Monate geschlossen, nur gut, dass wir dann schon Hilfen in Anspruch nehmen konnten, weil wir ja schon im Jahr zuvor gegründet hatten. Dann spürten wir natürlich in den Sommermonaten einen gewissen Nachholbedarf bei den Menschen, die endlich wieder weggehen wollten.
Wie ist es jetzt gerade?
Geschwill: Wir haben eigentlich darauf gehofft, vom Weihnachtsmarkt mitprofitieren zu können, so wie das 2019 der Fall war, aber die Einschränkungen und dann gleich nach dem ersten Wochenende der Abbau des Marktes führt natürlich zu großen Einschränkungen. Der Umsatz liegt bei einem Drittel bis zur Hälfte im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten 2019. Viele Menschen sind verunsichert. Die einen haben es sich inzwischen zu Hause so gemütlich gemacht, dass sie höchstens mal am Freitag und Samstagabend ausgehen, die anderen getrauen sich nicht einmal, ihren Geburtstag in der Kneipe zu feiern, weil sie sich unsicher sind über den Impfstatus der eingeladenen Gäste und befürchten, dass es zu Schwierigkeiten kommt. Das hat natürlich auch bei uns zu Absagen und Stornierungen geführt, die uns weh tun. Deshalb freue ich mich um so mehr, dass unsere Stammgäste uns die Treue halten. Wir haben alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, bei uns können sich die Gäste sicher fühlen.
Was bringt die Zukunft?
Geschwill: Wir wollen weiterhin gute Gastgeber sein und hoffen darauf, dass die Pandemie bald wieder ein normales Leben ohne ständige Beschränkungen zulässt. Dann kommen die Menschen sicherlich auch wieder unter der Woche zu uns ins Lokal, denn nur vom Wochenende kann in Schwetzingen am Schlossplatz kein Gastronom leben. Wir freuen uns über jeden Gast, der zu uns kommt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-wie-das-diverso-in-schwetzingen-die-corona-krise-uebersteht-_arid,1895544.html