Speyer. Der zum siebten Mal vergebene Arno-Reinfrank-Literaturpreis geht in diesem Jahr an Anja Kampmann. Die in Leipzig lebende Autorin hat am Mittwochabend im Historischen Ratssaal der Stadt Speyer den Preis entgegengenommen. Kulturbürgermeisterin Monika Kabs und die Stifterin des Literaturpreises, Jeanette Koch, haben Urkunde und Preisgeld in Höhe von 5000 Euro übergeben.
Die Jury würdigte Anja Kampmann als „eine der begabtesten Autorinnen deutscher Sprache der mittleren Generation“. Michael Au, Literaturreferent im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, fand einprägsame Worte für die Lyrik und den ersten Roman der Leipziger Autorin. Er sprach von Gedichten, „die den Alltag in eine ihm gleichermaßen verhaftete wie enthobene Sprache transformieren. Sie erzählen Geschichten, und dabei erzählen sie immer wieder auch von Geschichte. Und dies alles ungeheuer bildhaft, beinahe cineastisch“, so Au in seiner Laudatio.
Jeanette Koch, Witwe von Arno Reinfrank und Stifterin des Literaturpreises, erinnerte in ihrem Grußwort an die literarische Arbeit ihres verstorbenen Mannes und seine Erfahrungen im englischen Exil. Die Preisträgerin selbst setzte sich in ihrem Redebeitrag mit dem lyrischen Werk Reinfranks auseinander und fand Parallelen zur eigenen schriftstellerischen Arbeit vor allem im humanistischen Impetus der Lyrik von Arno Reinfrank.
Anja Kampmanns Poetik: Lyrik als Leuchtfeuer der Welt
„Gedichte sind wie kleine Bojen, Leuchtfeuer, die der Welt Bedeutung geben und Dinge benennen können.“ Die Welt mit ihren Unwuchten zu bannen, ein Licht auf etwas zu richten, diese schriftstellerische Haltung sei auch für ihre Arbeit von großer Bedeutung, so Kampmann. Mit dem Satz „Wir leben, weil wir brennen“, brachte sie ihre Motivation zum Schreiben auf den Punkt. Bekannt geworden ist Anja Kampmann 2018 mit ihrem Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“, mit dem sie auch das breitere Lesepublikum von sich überzeugen konnte. Sie wurde 1983 in Hamburg geboren und studierte an der Universität Hamburg sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
Renommierte Auszeichnungen für Anja Kampmanns Schaffen
Kampmann erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den MDR-Literaturpreis (2013), den Wolfgang Weyrauch-Förderpreis beim Literarischen März in Darmstadt (2015) und den Rainer-Malkowski-Preis (2021). Bei Hanser erschienen ist ihr Gedichtband „Proben von Stein und Licht“ (Lyrik Kabinett, 2016), ihr Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“ (2018), für den sie den Lessing-Förderpreis und den Mara-Cassens-Preis erhielt, sowie zuletzt der Gedichtband „Der Hund ist immer hungrig“ (2021), der mit dem Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik ausgezeichnet wurde.
Der Literaturpreis, der in Erinnerung an den 2001 in London verstorbenen Schriftsteller Arno Reinfrank ins Leben gerufen wurde, wird alle drei Jahre von der Stadt Speyer vergeben. Gestiftet wird er von der „Arno Reinfrank und Jeanette Koch-Stiftung“, die unter dem Dach der Kulturstiftung Speyer als Treuhandstiftung geführt wird. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger sind: Tijan Sila (2021), Björn Kuhligk (2018), Svenja Leiber (2015), Daniela Dröscher (2012), Monika Rinck (2009) und Jan Wagner (2006).
Mit dem Preis werden deutschsprachige Schriftsteller für herausragende literarische Leistungen in Lyrik oder Prosa ausgezeichnet, die im Sinne des Werkes von Arno Reinfrank den Idealen des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet sind oder sich literarisch mit den Prozessen und Phänomenen von Wissenschaft und Technik auseinandersetzen.
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