Speyer. Liebhaber der Malerei, Bildhauerei und Fotografie werden in der Städtischen Galerie und im Kunstverein Speyer derzeit regelrecht verwöhnt. Während sich in der Städtischen Galerie seit 15. Juli die Ausstellung „Love Letters“ des Künstlers Harald Häuser besonderer Aufmerksamkeit erfreut, eröffnet der Kunstverein am Sonntag, 24. Juli, 11 Uhr, die Fotoausstellung „Raumbefragung“ der in Wiesbaden lebenden und mehrfach ausgezeichneten Fotografin Nicole Ahland. Nach Begrüßung der Besucher durch die stellvertretende Vorsitzende Ilse Zink führt die Heidelberger Kunsthistorikerin Barbara Auer in die Ausstellung ein. Bei der Präsentation handelt es sich um eine Werkschau von außergewöhnlicher Qualität, die nicht nur deshalb das Prädikat Alleinstellungsmerkmal verdient.
„Die künstlerische Arbeit von Nicole Ahland besteht in der fotografischen Erfassung von Räumen. Bei ihren intensiven Raumerkundungen spielt der Faktor Licht eine wesentliche Rolle. Der Raum selbst ist die statische Konstante, das Licht die bewegliche Variable.“ Besser als im Flyer kann man den künstlerischen Ansatz von Ahland kaum beschreiben. Sie beherrscht das Spiel mit dem Licht perfekt. Ohne Licht als gestalterisches Element sind ihre analogen Fotografien nicht denkbar. Ebenso unverzichtbar sind Räume, deren Wesenhaftigkeit es zu ergründen gibt, die jedoch als Hintergrundmotiv gewisse Anforderungen an die Vorstellungskraft stellen.
Wirklich sichtbar werden Räume lediglich in einer achtteiligen Werkgruppe, in der Ahland eine Art motivischen Strang geflochten hat, um den sich Spuren von Räumen und Menschen ranken. Wobei die Kompositionen in atmosphärischer Dichte von Umbruch, Aufbruch und Abbruch erzählen. Beispielhaft sei auf das Bild „Das Haus“ verwiesen, in dem ein im Verfall befindliches Möbelstück Assoziationen herausfordert.
Den Großteil der hochwertigen Kunstschau machen abstrakte Fotografien aus, in denen Räume bis auf eine monochrome Fläche reduziert sind. Und nun kommt das Licht ins Spiel, denn mit dessen Hilfe hinterfragt die Künstlerin die Bedeutung von reduzierten Räumen jenseits ihrer architektonischen oder physikalischen Definition. Sie lädt ein, über den Raum und seine Wirkung auf Menschen nachzudenken. Dabei spielt sie mit vertikalen und horizontalen Lichtbahnen, die farbintensiv oft einer streng anmutenden Geometrie folgen, den Raum über sichtbare und unsichtbare Bereiche definieren und so visuelle Spannungen erzeugen, fallweise auch meditative Stille ausstrahlen.
Anzumerken ist, dass es sich bei der Fotoschau nicht nur um zwei Werkgruppen handelt, sondern fiktive und reale Räume Ausgangspunkt für das jeweilige Endprodukt sind. Bei den fiktiven Arbeiten baut Ahland aus der Erinnerung Modelle von Räumen einschließlich des Lichts nach und erst wenn sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, entsteht daraus ein fotografisches Kunstwerk. Fast noch aufwendiger sind die Fotografien auf Basis realer Räume. Da kann es zu langen Beobachtungsphasen kommen, die zeitliche Intensität des wandernden Lichtes als Kompositionselement muss verfolgt und der richtige Augenblick abgepasst werden. Das gelingt der exzellenten Fotografin mit einer Hasselblad Mittelformat 6 x 6. Eine digitale Nachbearbeitung findet nicht statt. Trägermaterialien der überwiegend chromogenen Abzüge sind meist Aluminium und Aludibond. Zwei der 40 Arbeiten werden als Edition mit jeweils 25 Exemplaren angeboten.
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