Speyer. Der Künstlerbund feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet von Freitag, 3. Mai, bis zum 23. Juni eine Jubiläumsausstellung statt, in der aktuelle Arbeiten von 26 der 33 Mitglieder zählenden Vereinigung zu sehen sind. Entsprechend umfangreich ist die stilistische, technische und motivische Bandbreite. Das ist auch der Grund, warum die Sonderausstellung im Kulturhof Flachsgasse stattfindet, in dem die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sowohl die Räumlichkeiten der Städtischen Galerie als auch vom Kunstverein bespielen können.
Normalerweise werden Präsentationen im Künstlerhaus in der Großen Sämergasse durchgeführt. Das Ausweichen aus Kapazitätsgründen in den Kulturhof macht auch aus einem anderen Grund Sinn. Im Sommer 2001 eröffnet, ist sein Entstehen einer Initiative der ehemaligen und inzwischen verstorbenen Künstlerbundmitglieder Paul in den Eicken und Rudolf Dister zu verdanken. Als Wortführer der Initiative setzten sie sich bereits ab den 1980er Jahren für die Errichtung einer städtischen Großgalerie im Zentrum der Stadt ein.
Künstlerbund Speyer oft an ungewöhnlichen Orten aktiv
Besondere Aufmerksamkeit wurde den Mitgliedern der Vereinigung in der Vergangenheit mit Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten zuteil. In Speyer waren solche, meist mit großem Aufwand verbundene öffentliche Kunstschauen zu sehen im Wasserturm, in der Filzfabrik, Villa Körbling, in der ehemaligen Normand-Kaserne, in den Kirchen St. Guido und St. Ludwig. Was nationale und internationale Aktivitäten anbelangt, lässt sich das Engagement an Ausstellungen im Inland und bei den Speyerer Partnerstädten nachvollziehen. Zudem wird mit Unterstützung der Stadt im Künstlerhaus alljährlich im Sommer ein internationaler Stipendiat von den Mitgliedern des Künstlerbundes betreut.
Zur Vernissage der Jubiläumsausstellung am Freitag, 3. Mai, 18 Uhr, werden zahlreiche Besucher erwartet. Nach dem Grußwort von Bürgermeisterin Monika Kabs führt Dr. Matthias Nowack, früherer Leiter des städtischen Fachbereiches Kultur und Tourismus, in die Ausstellung ein. Musikalisch gestaltet wird die Eröffnung von Claus Kiesselbach am Vibraphon und Martin Simon am Kontrabass.
Großes Spektrum bei der Ausstellung im Kulturhof Flachgasse
Beim Bummel durch die Ausstellungsräume wird den Besuchern reichlich Gelegenheit geboten, sich mit künstlerischen Ausdrucksformen auseinanderzusetzen. Stilistisch reicht das Spektrum von ab-strakten Darstellungen bis zur fotorealistischen Gegenständlichkeit. Technisch überwiegen Malereien mit Acryl oder Öl auf verschiedenen Trägermaterialien. Ebenfalls Teil der Kunstschau sind Mischtechniken, Zeichnungen, digitale Malerei, Fotografie sowie digitale Fotografie auf Leinwand und Alu Dibond.
Unter den mit verschiedenen Materialien gefertigten Plastiken und Installationen fällt eine vielteilige Rauminstallation des Schifferstadter Künstlers Martin Eckrich besonders ins Auge. Inhalt: Fehlende Entschleunigung in unserer Zeit. Folge: Verkehrsunfall mit Todesfolge. Im Zentrum steht der Verursacher mit weit aufgerissenem Mund. Im Schock beschimpft er die von ihm überfahrene und tödlich verletzte Klimaaktivistin der Letzten Generation. Ohne zu realisieren, dass er als Autofahrer Mitverursacher des Klimawandels ist. Ein angedeuteter Engel im Hintergrund symbolisiert die Sehnsucht der Eltern nach ihrer verunglückten Tochter.
Welche Werke der Künstlerbund Speyer zur Schau stellt
Der „digitale Maler“ Günter Zink wiederum ist mit zwölf Bildern vertreten, auf denen er zu Spaziergängen durch „Traumlandschaften“ einlädt. Nina Bußjäger stellt auf einem großformatigen Werk in Acryl auf Leinwand einen auf der Straße lebenden Trunksüchtigen vor, dessen gequält-resignierende Haltung mit weit ausgebreiteten Armen an den Gekreuzigten erinnert.
Mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt, sind von Magdalena Hochgesang dramatische Naturschauspiele zu sehen, während Christine Weinmüller neben einigen Tierdarstellungen Masken tragende Clowns zeigt, wie sie einem alljährlich an Halloween begegnen. Weinmüllers künstlerischer Ansatz hat jedoch nichts mit irgendwelchen Horrorszenarien zu tun. Dass Stefan Becker nicht nur als Radierer Meister seines Fachs ist, belegen seine mit Acryl und Öl auf Leinwand gemalten Hafenansichten „Hamburg Docks I und II“.
Amorphe Formen und Fantasiewesen zuhauf gibt es in einer kleinformatigen Bilderserie von Thomas „Manelli“ Mann zu entdecken. Vom Künstler mit Chinatusche und Buntstiften gefertigt, eröffnen surrealistische und poetische Elemente dem Betrachter individuelle Assoziationsmöglichkeiten.
Weitere spannende Arbeiten sind von Reinhard Ader, BUJA, Gisela Desuki, Fred Feuerstein, Karin Germeyer-Kihm, Reinhard Harz, Kurt Keller, Bertram Koser, Michael Lauter, Monika Lohr, Susanne Lorenz, Andrea Niessen, Joachim Pfaffmann, Luisa Schmeisser, Matthias Schöner, Eberhard Spitzer, Margarete Stern, Elias Wessel und Arnold Wühl zu sehen.
Band und digitaler Katalog bei Kunstausstellung in Speyer
Die Präsentation wird durch ein Rahmenprogramm ergänzt. Am Samstag, 25. Mai, spielt die Heidelberger Band „Bordsteinschwalben“ ab 18 Uhr in den Räumen des Kunstvereins zur Unterhaltung auf. Das nächste Event findet am Samstag, 8. Juni, statt. Von 15 bis 15.30 Uhr gestaltet Martin Eckrich auf dem Freigelände des Kulturhofes eine Performance mit Außeninstallation. Zudem finden an den Donnerstagen, 16. und 30. Mai sowie 13. Juni, jeweils um 17 Uhr Künstlerführungen statt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die neue Harmonie gibt Hoffnung für die Zukunft
Aufbruchsstimmung beim Künstlerbund Speyer! Sichtbares Zeichen einer Neuorientierung und der gesteigerten Harmonie war die Anwesenheit fast aller ausstellenden Mitglieder beim Pressegespräch zur Vorstellung der Jubiläumsausstellung zum 40-jährigen Bestehen.
Bei dieser Gelegenheit betonten die Vorsitzenden Magdalena Hochgesang und Andrea Niessen, dass sich der Künstlerbund künftig mehr als bisher in die Kulturszene Speyers einbringen wolle, indem man sich beispielsweise für weitere Sparten wie Musik und Literatur öffnen werde. Zur Steigerung der öffentlichen Präsenz trage auch der digitale Katalog von Michael Lauter mit den Porträts von bisher 16 Künstlerinnen und Künstlern bei, der eine tolle Bereicherung darstelle und sich bereits in wenigen Tagen als Erfolgsgeschichte erwiesen habe.
Erwähnt wurde ferner, dass die Hängung der Bilder und Positionierung von Objekten zur Jubiläumsausstellung auch Ausdruck der neuen Harmonie sei und demzufolge in großer Übereinstimmung erfolgt sei. Was bei 26 Künstlern und über 100 Kunstwerken übrigens durchaus keine Selbstverständlichkeit ist.
Federführend bei der Organisation ist neben dem Künstlerbund auch der Kunstverein. Dessen Vorsitzender Hansjörg Eger und seine Stellvertreterin Ilse Zink schlossen sich mit positiven Statements an. Eger und Zink unisono: „Der Künstlerbund war mit seiner lebendigen Vielfalt ein wichtiger Bestandteil der Speyerer Kunst- und Kulturszene und wird das sicher auch weiterhin sein.“ mey
Eine weitere Besonderheit stellt ein digitaler Katalog von Michael Lauter dar, in dem Mitglieder des Künstlerbundes und ihre Arbeit in kurzen Videos vorgestellt werden. Mit diesem innovativen Format will der Künstlerbund vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen. Die Filmclips sind auf der Homepage der Vereinigung und den Internetauftritten der Künstler zu sehen. Neue Zielgruppen will man zudem über den Offenen Kanal Speyer und Soziale Netzwerke wie Youtube, Facebook und Instagram erreichen.
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