Speyer. Mit rund 3500 verkauften Tickets an zwei Tagen war die Frühlingsweinmesse „Wein am Dom“ erneut ein voller Erfolg. Rund 140 Pfälzer Weingüter und Genossenschaften mit mehr als 800 Weinen, Sekten und Seccos haben sich am Wochenende auf der größten Pfälzer Weinmesse für Endverbraucher in Speyer präsentiert.
Die Tickets für den Samstag waren nach Auskunft von Joseph Greilinger, dem Geschäftsführer der Pfalzwein, schon 14 Tage vor Messebeginn ausverkauft. Aber auch am Sonntag war die Lust am Genießen deutlich spürbar. Die Winzer lobten die positive Grundstimmung an den Ständen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten für die Weinbaubetriebe sei das ein sehr positives Zeichen, lobte Greilinger.
Sieger des bestens Weins am Speyerer Dom nach Blindverkostung
Den Auftakt bildete am Messe-Samstag die Siegerehrung für den Wettbewerb „Best of Wein am Dom 2024“, durchgeführt von drei pfälzischen Weinhoheiten. In acht Kategorien wurden die diesjährigen Verkostungssieger der Frühlingsweinmesse prämiert. Eine Fachjury aus neun Personen hatte im Vorfeld in einer Blindverkostung rund 300 Weine verkostet. Die Konkurrenz war also riesig.
Die Siegerweine
Sieger in der Wettbewerbskategorie Riesling trocken, Gutswein: Weingut Lucashof, Forst an der Weinstraße, Riesling Gutswein, 2023.
Kategorie Riesling trocken, Lagenwein: Weingut Jesuitenhof, Dirmstein, Dirmsteiner Jesuitenhofgarten, 2022.
Kategorie Weißburgunder trocken, Guts- bis Lagenwein: Weingut Martin, Insheim, Weißburgunder, 2023.
Kategorie Chardonnay trocken, Guts- bis Lagenwein: Weingut Stachel, Maikammer, Chardonnay Held, 2020.
Kategorie Sauvignon Blanc trocken, Guts- bis Lagenwein: Weingut Hundemer, Hainfeld, Sauvignon Blanc, 2023.
Kategorie Spätburgunder trocken, Guts- bis Lagenwein: Weingut Jesuitenhof, Dirmsteiner Jesuitenhofgarten K…G…, 2021.
Kategorie Sekt brut: Weingut Uli Metzger, Grünstadt-Asselheim, Fleur de Rosé.
Kategorie Secco: Weinwelt Herrenberg-Honigsäckel eG, Glera Secco, 2023.
Für Weinfreunde war die sorgfältige Planung vor dem Messebesuch ein guter Berater. Rot oder Weiß? Sekt oder Secco? Riesling oder Sauvignon Blanc? Schlichtweg unmöglich, das ganze Angebot dieser Genießer-Messe zu verkosten. Die wichtigste Maxime beim Erkunden der Pfälzer Weinlandschaft war deshalb die gezielte Wahl: Man musste beherzt Prioritäten setzen, um bei dieser Angebotsfülle die rauschhafteren Gefühle etwas hinauszuzögern. Wer sich auf bestimmte Themen konzentrierte, konnte interessante Entdeckungen machen, auch mit seltener angebotenen Rebsorten wie dem „Gänfüßer“ oder neuen pilzresistenten Sorten.
Zum Erfolg der Weinmesse hat sicher auch das sonnige Wetter und das stilvolle Ambiente der sechs gewählten Lokalitäten beigetragen. Im Historischen Rathaus, im Sophie La Roche Haus, im Alten Stadtsaal, in der Städtischen Galerie oder auch in der Heiliggeistkirche in geselliger Runde Weine zu verkosten und ins Gespräch zu kommen, war nach Aussagen von Winzern und Besuchern für alle Beteiligten ein besonderes Erlebnis. Erstmals als Ausschankstation in diesem Jahr dabei: das Philipp Eins in der Johannesstraße, das wohl älteste Gasthaus von Speyer.
Nachwuchswinzer der Pfalz in Speyer zu Gast
Dort waren die Nachwuchswinzer der Pfalz am Start. Sie haben sich über den alljährlich stattfindenden Wettbewerb „Die Junge Pfalz“ für die Messe qualifiziert. Alle unter 36 Jahre alt, zählen sie nach Aussagen des Verbandes zur „Avantgarde einer neuen Winzer-Generation“. Das muss den Weinfreund neugierig machen.
Eine sechsköpfige Jury, besetzt mit Top-Sommeliers, Händlern, Journalisten und Influencern aus ganz Deutschland und den Niederlanden, hat via Blindverkostung aus 50 Bewerbungen 20 Jungwinzer für die „Jungen Pfalz“ 2023/2024 ausgewählt. Unter diesem Namen treten sie deutschlandweit als Markenbotschafter auf. Im Philipp Eins herrschte dann auch drangvolle Enge, aber die Stimmung beschrieben die Winzer als durchweg gut.
Darunter Steffen Burnikel – Winzer aus Überzeugung und Leidenschaft. Er ist zum ersten Mal bei der „Wein am Dom“ dabei. Die Liebe zum Weinmachen hat er nach eigener Aussage vom Vater geerbt. Das 23 Hektar große Familienweingut liegt im beschaulichen Niederkirchen. Burnikel produziert ausschließlich Bio-Weine.
Neue Generation von Winzern bei „Wein am Dom“ dabei
Er freut sich darüber, bei der „Wein am Dom“ eine neue Generation von Winzern zu vertreten. Und ganz nebenbei kann er bei dieser Gelegenheit den Kundenkreis um das eigene, außergewöhnliche Weingut erweitern. „Tempo, Zielgerade und Siegertreppchen sind mir nicht so wichtig“, sagt der Jungwinzer. Was ihn bewegt, ist der Weg des Weinmachens an sich. Deshalb darf ihn jeder seiner Weine auf die ihm eigene Art beschreiten.
Auch im Marketing geht er neue kreative Wege: Hase und Schildkröte, zwei symbolträchtige Tiere, zieren seine Weinetiketten. Damit lassen sich – auch mit Blick auf die unterschiedlichen Reife- und Herstellungsprozesse seiner Weine – wunderbare Geschichten erzählen. Auf seinen Weinkartons prangt in großen Lettern: „No fast food“ und im Philipp Eins schenkt er neben Lagenweinen auch eine sehr spezielle Kreation aus: „6 am Gaumen“ heißt der im Internet-Shop neonfarben blinkende Flaschenwein.
Es ist ein Bio-Weißwein-Cuvée aus sechs verschiedenen Rebsorten. Die Zweideutigkeit der Namensgebung ist ein gutes Verkaufsargument, sagt Burnikel. Der Cuvée-Wein präsentiert sich in der Nase aromatisch nach Pfirsich und gelben, reifen Früchten. Der Geschmack ist fein und fruchtig. In der einschlägigen Weinwerbung wird „6 am Gaumen“ auch als „exzellenter Gaumensprinter“ hochgelobt.
Weinprinzessin informiert bei Speyerer Verbrauchermesse
Mit insgesamt sechs „Winewalks“ (Weinspaziergängen) wollen die Messe-Macher ihre Kunden mit besonderen Themen rund um den Pfälzer Wein vertraut machen. Ein Beispiel nur: Weinprinzessin Laura Götze informiert bei ihrem Rundgang sachkundig über sogenannte PIWI-Weine – die Rebsorten der Zukunft. Es geht dabei um neue, pilzwiderstandsfähige Sorten, die auf dem Geilweiler Hof, dem Pfäzischen Institut für Rebenzüchtung, herangezogen werden. Sie tragen exotische Namen wie der „Muscaris“ des Weinguts Schwarztrauber aus Neustadt-Mußbach, der „Souvignon Gris“ der Weinwelt Herrenberg-Honigsäckel oder auch ein „Cabernet Blanc“ des Weingutes Kastanienberg aus Hainfeld. Da können schon mal 20 Jahre vergehen, bis eine Neuzüchtung im Glas der Endverbraucher landet, weiß Laura Götze. Die Bezeichnung dieser neuen Züchtungen als „PIWI-Weine“ ist zugegebenermaßen nicht sehr verkaufsträchtig, aber die Weinprinzessin ist eine gute Botschafterin dieser Weine.
Abrunden konnte man den Messerundgang am Abend mit einer ausgesprochen lukullischen Erfahrung in der heiligen Zeit der Spargelfreunde: Im Haus Trinitatis kredenzten die Pfälzer Weinhoheiten acht ausgewählte Weine zu einem Spargelmenü, das dem beliebten pfälzischen Stangengemüse huldigte.
Matthias F. Mangold, Chefredakteur des Vinum Wineguides, hatte für seinen Workshop „Pfälzer Wein zum Pfälzer Spargel“ harmonisch in das Geschmacksbild des Spargels passende Weine ausgewählt, gelegentlich aber auch geschmackliche Spannungen und Gegensätze zu den fünf verschiedenen Spargelgerichten ausgelotet. Alles in allem in ein sehr genussvoller Start in den Frühling.
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