Speyer. Dr. Alexander Schubert, Direktor des Historischen Museums der Pfalz, wurde jetzt von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zum Honorarprofessor ernannt (wir berichteten). Natürlich haben wir mit dem 52-jährigen Historiker und Kulturmanager über seine Beweggründe für die Paralleltätigkeit an der Heidelberger Universität, seine Zukunftspläne und mögliche Belastungen im Hauptberuf durch die Ausrichtung von universitären Lehrveranstaltungen gesprochen.
Dr. Schubert, wann fiel die Entscheidung über die Wahl ihres Hauptberufes?
Bisherige Lehrveranstaltungen
Wintersemester 2018/19 (Übung und Exkursion): Geschichte vermitteln – Mittelalterausstellungen als Schaufenster der Wissenschaft.
Wintersemester 2019/20 (Übung und Exkursion): Historische Großausstellungen in Deutschland – Formate, Erfolgsfaktoren, Berufsfelder.
Wintersemester 2020/21 (Übung): Ausstellen und Vermitteln in Zeiten von Corona. Museumsarbeit vor neuen Herausforderungen.
Sommersemester 2021 (Übung): Die Habsburger kommen - Eine Landesausstellung im Entstehen. mey
Dr. Alexander Schubert: Nach dem Studium und der Promotion im Jahre 2002 habe ich die Weichen für meine berufliche Zukunft gestellt. Galt es doch, sich für eine universitäre oder praxisorientierte Laufbahn zu entscheiden. Ich habe von Anfang an eine Museumslaufbahn angestrebt, in diesem Metier Fuß gefasst und meine damalige Entscheidung nie bereut.
Was hat sie in jüngster Zeit zur Ausübung der nebenberuflichen Lehrtätigkeit motiviert?
Schubert: Als Historiker ist es wichtig, nicht nur Museumsbesucher für Ereignisse der Vergangenheit zu interessieren, sondern auch Studenten der Geschichtswissenschaften mit einer gewissen Praxisnähe zu erreichen. Diese Ergänzung der theoretischen Kenntnisse hat für mich gleich aus mehreren Gründen eine fundamentale Bedeutung. Mir geht es bei dem Austausch von Wissen und Erfahrung um das Ziel, dass Studierende bereits während des Studiums berufsbezogene Aufgaben beispielsweise in Museen, Archiven oder Bibliotheken auch aus der Perspektive des Praktikers kennenlernen. Dass der Funken der Begeisterung durchaus überspringt, lässt sich auch daran festmachen, dass wir aus Studentenkreisen immer wieder Anfragen für ein Praktikum im Historischen Museum in Speyer erhalten. Im Übrigen ist der Erfahrungsaustausch mit den Historikern der Universität beispielsweise über aktuelle Entwicklungen und neu gewonnene Erkenntnisse auch für mich persönlich eine wichtige Informationsquelle.
Wie sieht die Lehrtätigkeit in Heidelberg in der Praxis aus?
Schubert: Neben dem Forschen, Sammeln und Präsentieren kommt der Außendarstellung von Museen gerade in der heutigen Zeit eine immer größere Bedeutung zu. Daher habe ich mich bereits seit 2005 an verschiedenen Hochschulen mit Lehrveranstaltungen in die akademische Ausbildung eingebracht. Meine Fachgebiete an der Uni Heidelberg sind mittelalterliche Geschichte, kulturpolitische Themen und wie bereits erwähnt praxisbezogene Themenfelder. Wissensgebiete, deren Inhalte ich bei regelmäßigen Lehrveranstaltungen und Exkursionen vermittle. Durch die Pandemie hat natürlich das große Thema Digitalisierung an Bedeutung gewonnen. Das ließ sich anschaulich am Beispiel der Medicus-Ausstellung vermitteln. Auch in der vom 16. Oktober 2022 bis 16. April 2023 geplanten Landesausstellung „Die Habsburger im Mittelalter – Aufstieg einer Dynastie“ werden digitale Vermittlungsebenen eine besondere Rolle spielen. Aus der Sicht des Praktikers sind zum Beispiel auch die potenziellen Auswirkungen von Pandemien auf den Sammlungsauftrag oder auf die Konzepte großer Sonderausstellungen von Interesse. Die Lehrtätigkeit macht auf jeden Fall großen Spaß, denn das Feedback der Studenten ist reichlich und absolut positiv. Was auch wichtig ist, um das eigene Handeln zu analysieren und gegebenenfalls kritisch zu hinterfragen.
Wie hoch ist der Zeitaufwand für diese ehrenvolle Nebentätigkeit?
Schubert: In der Regel werden im Semester pro Woche zweistündige Lehrveranstaltungen durchgeführt. Vor- und Nachbereitungen dazu wie das Erstellen von Lehrplänen und Korrekturen von Hausarbeiten finden ausschließlich in meiner Freizeit an den Wochenenden sowie an den Wochentagen in den Abendstunden statt. Daher hat die Lehrtätigkeit eigentlich gar keinen zeitlichen Einfluss auf meine Tätigkeit als Direktor des Historischen Museums der Pfalz. Im Laufe der Jahre habe ich mir ein umfangreiches Archiv zugelegt, was zu einer gewissen Entlastung beiträgt.
Dr. Schubert, das klingt alles sehr begeistert. Streben Sie nach Ihrer Tätigkeit als Museumsleiter vielleicht doch noch eine akademische Laufbahn an?
Schubert: Klares Nein! Ich fühle mich in meinem Beruf sehr wohl und verstehe die Lehrtätigkeit an der Uni als willkommene und befruchtende Abrundung. Ich bringe mich dort gerne weiter ein, strebe aber hauptberuflich keine akademische Laufbahn an.
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