Speyer. Das neue Programm für die Autorenreihe Speyer.Lit steht. Doch Kultur-Fachbereichsleiter Matthias Nowack hat noch einen Trumpf im Ärmel: Kim de l’Horizon, der aktuelle Träger des Deutschen Buchpreises, soll im kommenden Jahr ebenso in Speyer lesen. Der Kontakt mit dem gefragten Autor sei vielversprechend. Sofern es der Terminkalender des Schriftstellers zulasse, werde er im März seinen Transgender-Roman „Blutbuch“ vorstellen.
Dass er ehrgeizig ist, namhafte Autoren in Speyer zu präsentieren, verhehlt Matthias Nowack nicht. Doch beim Pressegespräch unterstreicht der Macher von Speyer.Lit ebenso den Stellenwert lokaler und regionaler Buchautoren. Ein weiterer Schwerpunkt, der sich in den ersten sieben Jahren des Lesefestivals herauskristallisiert hat, sind Veranstaltungen, die das Literarische mit Musik in Verbindung bringen.
Zu den populären Namen der neunteiligen Reihe von Speyer.Lit 2023 – sie wird von drei Speyerer Buchhandlungen unterstützt – zählt Feridun Zaimoglu, der am 10. Februar seinen aktuellen Roman über einen Schriftsteller mitbringt, in dessen Recherchen Adolf Hitler eine maßgebliche Rolle spielt. „Bewältigung“ handelt von einem Autor, der in einen obsessiven Sog gerät und von seinem eigenen Werk verschlungen zu werden droht.
Die auch im Fernsehen populäre Kriminalpsychologin Lydia Benecke widmet sich am 4. März jenen Phänomenen, die die Gefühls- und Gedankenwelten psychopathischer Menschen beherrschen. Ihr Vortrag über die „Psychologie des Bösen“ hat bereits im Vorfeld zu Ticket-Nachfragen geführt, wie Kulturfachbereichsleiter Nowack berichtet.
Eine geistesgeschichtliche Wende behandelt Angela Steidele in ihrem Roman „Aufklärung“, der im Leipzig des 18. Jahrhunderts angesiedelt ist. Darin werden vor allem weibliche Protagonistinnen porträtiert. Die Kölner Autorin wird am 14. März bei Speyer.Lit zu erleben sein.
Der Tod als einziger Ausweg?
Eröffnet wird die Autorenreihe am 3. Februar mit Ronja von Rönne, die in ihrem Roman „Ende in Sicht“ über zwei Frauen erzählt, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint. Die Lesung wird unterstützt durch die Elisabeth Mack-Usselmann- und Dr. Michael Mack-Gedächtnisstiftung mit Sitz in Römberg. Diese hat es sich nach Angaben ihres Geschäftsführers Christof Hasenschwandtner zur Aufgabe gemacht, Projekte zu fördern, die sich mit dem Phänomen der Altersdepression befassen.
Zu den lokalen und regionalen Autoren von Speyer.Lit 2023 gehört natürlich wieder Uwe Ittensohn, der am 12. Februar seinen Krimi „Winzerblut“ vorstellt. Er spielt im Milieu des Pfälzer Weinbaus. Die Lesung ist verknüpft mit einer Weinprobe eines Betriebs aus Großkarlbach. Spannung verspricht nicht nur dieser Krimi, sondern auch der geplante Zeitpunkt seines Erscheinens, nämlich gerade einmal vier Tage vor dem Lesetermin.
Die mit dem Arno-Reinfrank-Literaturpreis der Stadt ausgezeichnete und aus Rheinland-Pfalz stammende Autorin Daniela Dröscher erzählt in ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“ eine familiäre Tragödie. Diese wird ausgelöst vom Körpergewicht der Mutter. Bei Speyer.Lit liest die in Berlin lebende Schriftstellerin am 15. Februar. Der in Kaiserslautern geborene Christian Baron legt am 24. Februar seine Proletariergeschichte „Schön ist die Nacht“ vor, in der ein sozialer Abstieg vor dem Zeithintergrund der 1970er Jahre geschildert wird.
Musikalische Beiträge steuert am 9. März bei Speyer.Lit ein Abend über Bob Dylan, Leonard Cohen und Weggefährten bei. Es singt David Maier und es liest Boris C. Motzki – an der Gitarre begleitet Matthias Schärf. Ferner beschließt am 17. März das Künstlerduo „The Lied“ gemeinsam mit dem Vokalensemble „Walhalla zum Seidlwirt“ die Autorenlesungen. Auf dem Programm steht traditionelles Liedgut in elektronischem Klanggewand. Doch sollten die Verhandlungen der Stadt Speyer mit dem Buchpreisträger Kim de l’Horizon erfolgreich verlaufen, wird es Ende März einen anderen krönenden Abschluss geben.
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