Es waren aufregende Minuten für Richard Meier. Gerade erst hatte er in der fünften Minute der Nachspielzeit mit seinem ersten Tor im profibereich zum 3:3 dem Fußball-Drittligisten SV Sandhausen gerade noch einen Punkt gegen Viktoria Köln gesichert, nachdem die Hausherren schon mit 0:2 und 1:3 zurückgelegen hatten. Dann wollte ihn die Presse unbedingt zum Interview der Mixed Zone haben, gleichzeitig baten aber die Trainer das Team zum Auslaufen. Und als ehrgeiziger und gelehriger Kicker folgte der 19-Jährige dem Ruf der Übungsleiter, um später mitzuteilen: „Ich bin überwältigt von den Emotionen, es ist der Traum jedes Stürmers. Schade, dass es nicht zu drei Punkten gereicht hat, aber es fühlt sich trotzdem gut an.“
Diese Gefühlswelt teilte letztlich auch Trainer Danny Galm: „Meine Mannschaft hat bis zum Ende noch an den Ausgleich geglaubt“, zog er das Positive aus der Partie, die fast schon verloren schien. Denn erst in der 87. und eben der 95. Minute gelangen den Sandhäusern die Treffer zum Ausgleich. „Am Ende ist es nicht unverdient, dass wir heute einen Punkt holen“, bilanzierte der Coach.
Er hatte weitgehend der Startelf aus dem siegreichendem Regensburg-Spiel vertraut. Nur Abu-Bekir El-Zein kam für Lion Schuster. Doch der talentierte Mittelfeldspieler hatte keinen glücklichen Tag erwischt. Der 20-Jährige leistete sich viele Fehlpässe, einer davon führt zum 0:2 durch Marseiler (35.). Präsident Jürgen Machmeier hätte den Mittelfeldspieler schon „nach 20 Minuten ausgewechselt“.
Sandhausen hatte zwar in den ersten 20 Minuten ein Übergewicht, aber es sprang nichts Zählbares heraus. „Wir hatten zwar viel den Ball, aber in den ungefährlichen Zonen. Wir wollen den Ball aber dort haben, wo es dem Gegner weh tut“, analysierte Neuzugang Luca Zander, der das noch von der Bank aus beobachtet hatte. Seine Auftritte sollten aber noch kommen. Auf der anderen Seite wurde es immer gefährlicher: Marseiler scheiterte erst am gut reagierenden Torhüter Nicolai Rehnen (19.), dann schob er freistehend am Tor vorbei (22.). Dann traf der Ex-Waldhöfer Russo (32.), drei Minuten später stand es 0:2.
Der Pausenrückstand war das Signal für Danny Galm, dass er etwas ändern musste: „In der Halbzeit ging es darum, Emotionen aufs Feld zu bringen. Uns war es wichtig, diese Leidenschaft hineinzubringen.“ Dies versuchte er mit der Hereinnahme eben von Zander sowie Alexander Fuchs und Rouven Hennings, die El-Zein, Sebastian Stolze und Kapitän Dennis Diekmeier ersetzen. Und das fruchtete schon nach zwölf Sekunden: David Otto verwertete den Pass von Tim Maciejewski zum 1:2 (46.). Das gab dem SVS zwar Auftrieb, doch just in der Phase, als die Hausherren besser wurden, fiel das 1:3: Abwehrspieler Max Geschwill verschätzte sich bei einem langen Ball und so konnte Marseiler seinen zweiten Treffer erzielen. „Wir haben unsere Gegentreffer durch individuelle Fehler bekommen“, zeigte sich Geschwill nach dem Schlusspfiff selbstkritisch, freute sich dann aber, dass es noch zum Unentschieden gereicht hatte: Wir haben Moral bewiesen und am Ende zumindest einen Punkt geholt.“
An beiden Treffern beteiligt war Luca Zander. Erst holte der 28-Jährige den Elfmeter heraus, den Franck Evina sicher verwandelte (87.). Und dann führte seine Vorlage zum 3:3 durch Meier. „Es ist aber immer noch nur ein Punkt, ich hätte gerne drei gehabt – gerade zu Hause. Aber nach dem späten Tor freuen wir uns natürlich. Wir haben gezeigt, dass wir bis zur letzten Sekunde fighten“, sagte Zander, der nun gute Karten hat, im Auswärtsspiel beim SC Freiburg II am Tag der Deutschen Einheit in der Startelf zu stehen.
Richard Meier hingegen wird sicher wieder zuerst auf der Bank Platz nehmen – und sich später sicher liebend gern von den Emotionen überwältigen lassen.
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