Fußball-Landesliga

Was ist im April-Derby zwischen Ketsch und Schwetzingen wirklich passiert?

Auch über eine Woche nach dem erneuten Fußball-Landesliga-Derby zwischen der Spvgg 06 Ketsch und dem SV 98 Schwetzingen und den geäußerten Rassismus-Vorwürfen ist der Vorfall in Fußballkreisen in aller Munde. Die Vorfälle vom Spiel im April sind offensichtlich sogar Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.

Von 
Andreas Lin
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Der jüngste Vergleich zwischen den Ketscher und Schwetzinger Landesligisten ver-läuft ruhiger als das Spiel im April, das bis heute diskutiert wird. © Fischer

Auch über eine Woche nach dem Fußball-Landesliga-Derby zwischen der Spvgg 06 Ketsch und dem SV 98 Schwetzingen (1:1) und vor allem den im Zuge unserer Vor- und Nachberichterstattung geäußerten Rassismus-Vorwürfen von Gästetrainer Seydou Sy (wir berichteten) wird darüber in Fußballkreisen heftig diskutiert. Sy hatte im Interview mit unserer Zeitung geäußert, dass er im Rückrundenspiel der vergangenen Saison in Ketsch rassistisch beleidigt worden sei und das auch im Nachbericht am Montag noch einmal erneuert. Zudem hatte er dem Gegner den Abstieg aus der Landesliga gewünscht.

Auf – zum Teil mehrfache – Nachfrage wollte sich keiner der beiden Vereine zu dem Thema äußern. Mittlerweile erreichte uns dazu eine Leserzuschrift aus Ketsch, die das Geschehen vom 3. April aus Sicht der Gastgeber darstellt. Was letztlich alles wie passiert ist, können nur Augenzeugen schildern. Und es ist offensichtlich immer noch Gegenstand polizeilicher Ermittlungen, eine Antwort auf die diesbezügliche Anfrage unserer Zeitung beim Polizeipräsidium Mannheim steht aus. Aber der Verweis der Ketscher Verantwortlichen auf ein „schwebendes Verfahren“ deutet darauf hin. Auch sollen beim neuerlichen Derby vor rund einer Woche Polizeibeamte in Zivil auf dem Waldsportplatz anwesend gewesen sein.

Hitzige Atmosphäre

Es war damals im April ein hitziges Spiel, bei dem es vor allem in der Nachspielzeit hoch herging – mit Rudelbildung, mehreren Gelben Karten und einem Ausgleich für Ketsch in der 116. Minute. Leserbriefschreiber Thomas Weik – ebenfalls Vorstandsmitglied der Spvgg 06 Ketsch und Stadionsprecher bei besagtem Spiel – bestätigt: „Auch die treuen Ketscher Zuschauer waren verbal mit dabei und sicher mögen von Fans unpassende Worte gegen den Lokalrivalen gefallen sein. Falls da was Rassistisches gerufen wurde, entschuldigt sich die Spvgg 06 hierfür.“

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Danach muss es zu einem Vorfall gekommen sein, zu dem sich beide Vereine wie erwähnt nicht offiziell äußern wollen. Im Raum steht ein körperlicher Angriff seitens des Schwetzinger Trainers gegen einen Ketscher Zuschauer. Auslöser dürften die genannten Beleidigungen gewesen sein. Öffentlich erwähnt wurde dieser Sachverhalt bisher nicht, auch nicht gegenüber den Berichterstattern dieser Zeitung. So bleibt bislang nur die Version des Leserbriefschreibers: „Er (Sy/Red.) bedrohte vom Platz aus einen Ketscher Zuschauer und dabei blieb es nicht. Er stürmte auf den Mann zu und schlug ihm ins Gesicht, die Spuren hiervon konnte man deutlich sehen, Zeugen gibt es hierfür genügend.“ Danach muss wohl auch die Polizei alarmiert worden sein.

Dass Seydou Sy im Interview mit dieser Zeitung geäußert hatte, dass er der Spvgg 06 Ketsch den Abstieg wünscht, sorgt dort für Kopfschütteln. Er habe es in seiner langen Fußball-Laufbahn noch nie erlebt, dass ein Trainer den Wunsch äußert, ein anderer Verein möge absteigen, meinte 06-Präsident Peter Kumpf auf Anfrage dieser Zeitung. Mehr dazu sagen wollte er nicht. Auch Schwetzingens Sportlicher Leiter Thomas Münch hält es so: „Wir geben dazu keinen Kommentar ab.“

Leserbriefschreiber Weik fordert sogar eine Bestrafung oder Suspendierung des Schwetzinger Trainers und eine Entschuldigung von ihm, „um das Nachbarschaftsverhältnis wieder geradezurücken“. Den ausführlichen Leserbrief veröffentlichen wir in unserer Samstagausgabe.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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