Sandhausen. In der Führungsriege wurde die Krise viel zu spät erkannt, auf dem Platz fehlt die richtige Einstellung, hinzukommt scheinbar mangelnde Konzentration in der Schlussphase, die mehrfach den Knock-out in der Nachspielzeit bedeutete. Der beispiellose Absturz des SV Sandhausen vom Spitzenplatz der 3. Fußball-Liga binnen vier Monaten mitten in den Abstiegskampf hat vielerlei Gründe. Einen hatte Trainer Kenan Kocak bei seinem Amtsantritt in der Winterpause schnell ausgemacht: der aufgeblähte Kader.
Als „viel zu groß und überteuert“ hatte der 44-Jährige diesen bezeichnet. Effizientes Arbeiten sei mit der Vielzahl an Profs nicht möglich, hatte Kocak geklagt. Mit damals 35 Spielern unterhielten die Kurpfälzer einen der größten Kader der Liga.
Kader des SV Sandhausen sollte schon im Winter verkleinert werden
Die Mission Kaderverkleinerung ist im Wintertransferfenster jedoch krachend gescheitert. Während mit Tim Maciejewski, Lion Schuster (beide Vertragsauflösung) und Philipp Lambert (Leihe) nur drei Profis von der Gehaltsliste gestrichen werden konnten, kamen gleich sechs Neue an den Hardtwald. Jürgen Machmeier, Präsident und Kaderplaner in Personalunion, bezeichnete einige allerdings als Vorgriff auf den Sommer. Derzeit umfasst der SVS-Kader 33 Profis. Nur zwei Drittligisten beschäftigen noch mehr.
Als die Sandhäuser immer tiefer in die Krise schlitterten, machte Machmeier deutlich, bereits vorzeitig auszusortieren: „Wir werden in den kommenden Spielen sehen, wer uns hilft und wer nicht. Die Spieler, die nicht mitziehen, wollen wir nicht mehr“, hieß es im Februar nach dem 0:1 bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund.
Mühling und Carls wohl ohne Zukunft beim SV Sandhausen
Welche Akteure das betrifft, hat Trainer Kocak mit seinem Handeln zuletzt klar gemacht. Beim desolaten 2:3 zum Rückrundenauftakt in Osnabrück noch in der Startelf gestanden, hieß es für Ex-Kapitän Alexander Mühling in der Folgewoche: Tribünenplatz. „Namen sind für mich nicht relevant“, unterstrich Kocak damals sein Leistungsprinzip. Seitdem stand Mühling in vier von fünf Partien nicht im Kader, in Hannover saß er über 90 Minuten auf der Bank.
Dasselbe Schicksal ereilte Jonas Carls. In Osnabrück war für den Außenverteidiger nach nicht einmal einer halben Stunde Schluss. Seitdem fehlt sein Name Woche für Woche auf dem Spielberichtsbogen. Beide Profis dürfen sich nach Saisonende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen neuen Arbeitgeber suchen. Der Trainer wollte sich auf Nachfrage nicht zu einzelnen Personalien äußern.
Zumindest Mühling als ehemaliger Kapitän dürfte zusätzlich über ein gut dotiertes Arbeitspapier verfügen. Über ein falsches Preis-Leistungs-Verhältnis bei zahlreichen Verträgen hatte sich der Präsident erst kürzlich echauffiert.
Im Horrorszenario, dem Abstieg in die Regionalliga, steht dem SVS ohnehin ein riesiger Umbruch ins Haus. Kaum ein Vertrag dürfte Gültigkeit für die Viertklassigkeit besitzen. Doch auch wenn die Kurpfälzer in die nächste Drittliga-Saison gehen sollten, wartet erneut ein Berg an Arbeit auf Machmeier und Co. Der x-te Umbruch steht bevor. Dabei hatte Kocak zu Amtsantritt nicht nur Probleme ausgemacht, sondern auch Wünsche geäußert. Einer lautete: Kontinuität. Am Hardtwald seit Jahren ein Fremdwort.
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