Rostock. Während sich die Rostocker Fans auf dem Weg zur Straßenbahn am Sonntagabend in der kultigen Forsthaus-Brauerei Trotzenburg noch einen „Platzhirsch“ oder eine „Wildsau“ bestellten, waren die Profis des SV Waldhof nach dem bitteren 0:1 (0:0) schon auf dem Weg Richtung Flughafen Laage. Gegen 20 Uhr einchecken, 70 Minuten nach Mannheim und dann schnell nach Hause. Auf jeden Fall besser, als die Niederlage auf einer elend langen Busfahrt zergliedern zu müssen.
Gesprächsbedarf wird es in den nächsten Tagen dennoch einigen geben. Untereinander, mit dem Trainerteam – und auch die seit April installierte Sportliche Leitung wird nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen, wie Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber noch in den Katakomben des Ostseestadions unmissverständlich anklingen ließ. „Das war natürlich ein enges Spiel, aber da muss mehr kommen. Das kann nicht unser Anspruch sein“, wollte sich Zuber nicht einfach mit der sichtlich vorhandenen Einsatzbereitschaft zufriedengeben.
Da sind ganz viele Themen, an denen wir arbeiten müssen.
„Mit Ball hatten wir wirklich überhaupt keine Ideen, und so kann keine Weiterentwicklung stattfinden. Jetzt haben wir nach zwei Spielen einen Punkt. Das ist sicherlich zu wenig für unsere Ansprüche, und deshalb müssen wir schleunigst die Kurve kriegen. Da sind ganz viele Themen, an denen wir arbeiten müssen“, gab Zuber einen Einblick in die anstehenden zwei Wochen bis zum nächsten Punktspiel gegen Viktoria Köln (24. August, 19.30 Uhr). Wen er da speziell in der Pflicht sah, machte der Sportchef ebenfalls unmissverständlich klar: „Die Spieler, die auf dem Platz stehen.“ Und der Trainer? „Der stellt sie auf.“
Auch SV Waldhof-Trainer Glawogger gerät in den Fokus
Damit drehte sich der Fokus nicht zuletzt auf Coach Dominik Glawogger, der auch in der zweiten Partie der neuen Saison Stürmer Terrence Boyd zu Hause ließ und die Startelf wie schon gegen Verl gänzlich ohne Neuzugänge aufs Feld schickte. Mit Dreier- beziehungsweise Fünfer-Kette war es dabei den gelernten Außenverteidigern Lukas Klünter und Sascha Voelcke vorbehalten, die Linie entlang für Tempo zu sorgen. Alternativen wie Kushtrim Asallari, Emmanuel Iwe oder Adama Diakhaby saßen nur auf der Bank.
Spieler, die in der Sommerpause allesamt geholt wurden, um nach der Analyse der vergangenen Saison mehr Betrieb Richtung gegnerisches Tor zu machen. „Wir haben viel Tempo und tolle Fußballer dazugeholt“, betonte auch Sportdirektor und Ex-Hansa-Keeper Mathias Schober bei seiner Rückkehr ins Ostseestadion mit echter Überzeugung – musste sich aber erst einmal mit den Gegebenheiten arrangieren. „Am Ende macht der Trainer die Aufstellung und ist dafür verantwortlich, welche Spieler spielen.“
Rostock sucht gegen SV Waldhof gezielt den Platzverweis
Ob es hinter den Kulissen genauso diplomatisch wie in der Öffentlichkeit zugeht, darf bezweifelt werden, da sich Glawogger neben seinen Einwechslungen auch beim Knackpunkt rund um die Gelb-Rote Karte für Tim Sechelmann angreifbar machte. Während Hansa-Coach Daniel Brinkmann angesichts der in diesem Jahr offenbar locker sitzenden Platzverweise in der Halbzeit reagierte und ein bereits gelb-markiertes Duo vom Platz holte, war die komplette Dreier-Kette des SVW nach 54 Minuten verwarnt. Ein Umstand, der den Rostockern natürlich nicht verborgen blieb.
„Das war definitiv ein Thema für uns“, bestätigte Brinkmann, und nach 63 Minuten war es mit der zweiten Verwarnung wegen eines vermeintlichen Faustschlags und dem folgenden Platzverweis gegen Sechelmann dann so weit. Diese konkrete Situation war sicher so diskutabel wie der abgefälschte Schuss von Marco Schuster zum entscheidenden 1:0 (78.) in seiner finalen Entstehung unglücklich war, wirkte aber dennoch irgendwie vermeidbar. Hätte man wie Brinkmann reagieren können? „Vielleicht sogar müssen“, grübelte Sportchef Zuber, während Glawogger dieser Interpretation nicht folgen wollte.
„Unsere Jungs sind erfahren genug und haben die Qualität, dass sie das bis zu Ende durchbringen“, meinte der Österreicher und bekam Unterstützung von Innenverteidiger Niklas Hoffmann. „Grundsätzlich sind wir erfahren genug, dass wir das händeln können“, meinte der Mannheimer Abwehrriese, der dem möglichen Punkt nachtrauerte. „Das war ja jetzt auch nicht groß herausgespielt“, beschrieb Hoffmann ein eher zerfahrenes Spiel, in dem auch der Waldhof ein paar wenige Möglichkeiten hatte. „Wir haben uns aber mehr vorgenommen, gerade im spielerischen Bereich“, räumte Kapitän Lukas Klünter ein, während Coach Glawogger von einem „sehr guten Auswärtsspiel“ sprach. Offenbar müssen am Alsenweg neben der Spielidee auch die Blickwinkel kräftig nachjustiert werden.
Am Montagvormittag leitete Glawogger mit Blick auf das Landespokal-Spiel am Mittwoch (18 Uhr bei der SpVgg. Neckarelz) ganz normal das Training, doch ausgeschlossen scheint in dieser angespannten Situation derzeit gar nichts. Nach Informationen dieser Redaktion wurde am Montag intensiv über die Trainer-Position diskutiert, wobei sich Zubers eher kritische Position an den Aussagen vom Sonntagabend ablesen lässt. Fürsprecher hatte Glawogger dagegen wohl aus Kreisen, die Präsident Bernd Beetz nahe stehen. Das letzte Wort in Sachen Trainer hat ohnehin der Aufsichtsrat.
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