Mannheim. Wenn man ihn nicht sieht, hört man ihn. „Take care of the ball! – Passt auf den Ball auf!“, kommentiert Thijmen Nijhuis am Mittwochmittag lautstark das Aufbauspiel seiner Vorderleute im abschließenden „Elf gegen Elf“, nachdem die Kugel im vorangegangenen Versuch unnötig verschludert wurde. Und auch sonst ist die neue Nummer eins des SV Waldhof verbal keinesfalls zurückhaltend – ganz davon abgesehen, dass der Niederländer mit seinen 1,97 Metern Körpergröße auch optisch etwas darstellt. Die neue Hierarchie zwischen den Pfosten des Mannheimer Drittligisten erschließt sich auch eher unregelmäßigen Besuchern des Waldhof-Trainings schnell. Nun brennt der 27-Jährige darauf, das auch in seinem ersten Pflichtspiel am Sonntag (19.30 Uhr) gegen Viktoria Köln unter Beweis zu stellen.
„Bei meiner Vertragsunterschrift habe ich mich schon ein bisschen im leeren Stadion umschauen können und die Atmosphäre fast schon gespürt. Jetzt bin ich gespannt, was sich Mannschaft und Fans da gegenseitig geben können“, blickt Nijhuis auf sein Drittliga-Debüt. Von Mannheim im Allgemeinen und dem Waldhof im Speziellen hatte der Niederländer zuvor noch nicht allzu viel gehört, mittlerweile aber ein Gefühl dafür bekommen, „dass der SVW doch ein großer Club ist“.
Endlich wieder auf Naturrasen trainieren und spielen
Ansonsten freut er sich vor allem, endlich wieder auf Naturrasen trainieren und spielen zu können, nachdem er zuvor beim finnischen Rekordmeister HJK Helsinki und in der Liga der Skandinavier mit Blick auf die klimatischen Verhältnisse ausschließlich auf Kunstrasen aktiv war.
„Das ist ein komplett anderes Spiel und sehr hart für den Körper“, berichtet der Keeper über sein Jahr im hohen Norden, wo im langen Winter auch mal in der Halle trainiert werden muss. „Das magst du als Fußballer alles nicht so“, streckt Nijhuis die Nase lieber wieder in die wärmende Sonne, die in der Kurpfalz auch mal gerne bis in den Oktober scheint.
Was der 1,97-Meter-Riese ebenfalls mag, ist natürlich das Torhüter-Dasein. „Ich denke, ich bin ganz passabel am Ball, habe einen guten Überblick über das Spiel vor mir und unterstütze gerne meine Verteidiger. Aber das, was es ausmacht, ist natürlich die Parade, wenn alle den Ball schon im Tor sehen und du doch noch eine Hand dran kriegst. Das ist pures Adrenalin“, sagt Nijhuis, für den als Jugendlicher immer schon der niederländische Nationaltorwart Edwin van der Saar das große Vorbild war. „Ich wollte so halten wie er“, erinnert sich der neue Waldhof-Torwart, der mit seinem Idol zumindest die Körpergröße bis auf den Zentimeter gemeinsam hat.
Nach dem Bolzen Löcher in den Klamotten
Auch dass der damals noch deutlich kleinere Thijmen ins Tor strebte, war früh abzusehen. „Ich war der einzige Verrückte, der sich beim Bolzen auf der Straße hingeschmissen hat und mit Löchern in den Klamotten nach Hause gekommen ist. Das fanden meine Eltern zwar nicht so toll, aber so ging es dann weiter“, lacht Nijhuis, der dann schon als Zehnjähriger zum FC Utrecht kam. „Ich war auch gut mit dem Fuß und habe mich mit einem Kumpel immer eine Halbzeit im Tor abgewechselt. Und als der dann keine Lust mehr aufs Tor hatte, bin ich dort geblieben“, blickt der Keeper auf den Beginn seiner Karriere, während der er in Utrecht alle Jugendmannschaften durchlief und es ab der U 16 auf elf U-Länderspiele brachte. „Dort habe ich alles mitbekommen, was mich heute als Torwart ausmacht.“
Im Erwachsenenbereich spielte Nijhuis dann vor allem für die zweite Mannschaft des FC Utrecht in der 2.niederländischen Liga, kann aber auch drei Einsätze in der Eredivisie und mit Helsinki Spiele in der Qualifikation zur Conference League vorweisen. Ein Profil, das ihn für den SVWaldhof interessant machte. Laut Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber sei Nijhuis die „Wunschlösung auf der Torhüterposition“ gewesen.
„Thijmen überzeugt nicht nur auf der Linie“
„Thijmen hat die klassische niederländische Torwartschule durchlaufen und überzeugt nicht nur auf der Linie, sondern auch mit seinen fußballerischen Qualitäten. Seine Größe ist in vielen Situationen ein echter Vorteil. Er verfügt über ein offensives Torwartspiel und kann unser Spiel mit einer schnellen Fortsetzung beleben“, beschreibt SVW-Sportdirektor und Ex-Torwart Mathias Schober den Neuzugang, der beim Test gegen die saudische Star-Truppe Al-Hilal zu seinem Debüt kam.
„Ein abgefälschter Ball und zwei Traumtore, bei denen du nur applaudieren kannst – das war jetzt nicht so glücklich“, lächelt Nijhuis etwas gequält mit Blick auf das 2:3, bei dem er an allen drei Toren schuldlos war.
„Aber ich denke, ich konnte in der zweiten Halbzeit mehr zeigen, was ich kann“, sagt der Schlussmann, der seit seiner Ankunft gleich zwei Trainer erlebte. „Das war schon etwas kurios, weil ich ja zuvor noch mit Dominik Glawogger gesprochen habe. Aber da sieht man auch, wie schnelllebig das Geschäft sein kann“, weiß Thijmen Nijhuis um die Besonderheiten des Profi-Fußballs.
Er selbst soll dagegen wohl eine Konstante beim Waldhof werden, der niederländischen Ausgabe des Portals „transfermarkt.nl“ zufolge hat Nijhuis einen Dreijahresvertrag in Mannheim unterschrieben und könnte demnach nicht nur ein lautstarker, sondern auch stabiler Eckpfeiler für die Zukunft sein.
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