Kochkurs mit pastakreierenden Pianisten (mit Podcast)

Vom guten Gefühl im Pastateig: Wie ein Italiener Tirol erobert

Ein pastakreierender Pianist oder ein klavierspielender Pastamacher – wie man es dreht und wendet: Andrea Menichelli ist ein besonderer Mensch. Mit seinem Partner betreibt er die "Schwazeria" im österreichischen Schwaz.

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Katja Bauroth
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Andrea (l.) und Michael betreiben die „Schwazeria“ im Herzen der Tiroler Stadt Schwaz. Hier haben sie ein Ladencafé und Genussparadies mit vielen Facetten geschaffen. © Katja Bauroth

Schwaz. „Schneller kurbeln, den Teig nicht ziehen, nur halten. Bitte aufpassen, dass er nicht reißt!“ Andrea Menichelli wirbelt um den langen Holztisch. Er beobachtet die Handgriffe seiner Kochkursschüler genau, gibt mit seinem charmanten italienisch-deutschen Akzent Tipps. Viele der Teilnehmer benutzen zum ersten Mal eine Nudelmaschine, um den zuvor selbst zubereiteten Teig fürs Ausstechen zu präparieren. Dafür muss er mehrfach durch die Maschine gewalzt werden, damit er dünn ist. Das ist gar nicht so einfach.

Das Kellergewölbe des etwa 500 Jahre alten Bauernhauses im Herzen der Tiroler Kleinstadt Schwaz, in dem sich die regionale Genusswelt der „Schwazeria“ befindet, hat sich vom gemütlichen Vinotheken-Raum, in dem man exquisit speisen und erlesene Tropfen verkosten kann, in eine kleine Pastafabrik verwandelt. Hier wird geknetet, gewalzt, ausgestochen, befüllt, gefaltet und ab und zu etwas geflucht, wenn die Teigtasche nämlich nicht richtig geschlossen bleiben will.

Kontakt

  • Tipp: Beim Klavierfestival am Samstag, 16. März, 19 Uhr, im Silbersaal Schwaz tritt Andrea Menichelli auf. Gespielt werden unter anderem Werke von Liszt, Chopin und Rachmaninoff.

Ausgerechnet ein Italiener lernt in Österreich einer Gruppe mit deutschen, österreichischen sowie Schweizer Teilnehmern Schlutzkrapfen auf Kärntner Art zuzubereiten – und das in dem Tiroler Feriengebiet Silberregion Karwendel. Multikultureller geht’s fast nicht. Da muss der gebürtige Römer, der aus einer Gastronomenfamilie stammt, selbst ein bisschen schmunzeln. Und doch ist es für ihn und seinem deutschstämmigen Partner Michael ein gut funktionierendes Geschäftsmodell, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut: „Wir bieten die Kurse nicht nur hier in der ,Schwazeria‘ an, sondern gehen auch gern zu den Kunden. Egal, wo – von Hamburg bis nach Sizilien fahr ich hin“, gibt Andrea Menichelli lachend an.

Schnell kurbeln an der Nudelmaschine und aufpassen, dass der Teig nicht reißt – gar nicht so einfach, stellt unsere Reporterin fest. Andrea Menichelli (l.) gibt Tipps. © Katja Bauroth

Er ist ein wahrer Sonnenschein, ein Herzensmensch. Dass da ein vielseitig talentierter Mann steht, der sogar einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt, weiß in dem Kochkurs, bei dem zwischendrin an guten georgischen Rotwein genippt wird, kaum jemand. Andrea Menichelli ist gelernter Klavierbauer und ein begnadeter Pianist, der große Säle füllt.

Zudem ist er Gründer der Tiroler Pasta-Manufaktur, unter deren Marke er die „Schwazeria“ aufbaute. Hier bietet er in erster Linie lokale und regionale Produkte an, die er auch in Gerichten verarbeitet, etwa den Tiroler Käse als Teigfüllung.

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Und wie es sich für einen Italiener irgendwie gehört, ist er etwas hippelig und wuselt gefühlt in vier Ecken gleichzeitig. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass es in seinen Kochkursen nicht um einzelne Rezepte geht: „Ich möchte die Grundsätze und ein Gefühl für die Küche vermitteln. Rezepte kann man ja aus dem Rezeptbuch nachmachen, aber wichtig ist, dass man weiß, was man tut und fühlt und nicht immer in einem Buch nachschauen muss, sondern eine Idee von dem Ziel hat, das man sich vornimmt.“

Zur Region

  • Die Silberregion Karwendel liegt in Tirol in Österreich. Sie erstreckt sich über zwei politische Bezirke. Zehn Orte gehören zum Bezirk Schwaz, Kolsass und Kolsassberg gehören zum Bezirk Innsbruck Land. Das Risstal im Karwendel ist mit dem Auto nur über einen rund 80 Kilometer langen Weg erreichbar, der um das Karwendelgebirge herumführt.
  • Anreise mit dem Auto: Von München erreicht man die Silberregion Karwendel mit dem Auto über die Inntalautobahn A12 Richtung (mautpflichtig), Ausfahrt Jenbach, Schwaz oder Vomp oder über den Achenseepass (mautfrei).
  • Anreise mit der Bahn: Die Schnellzüge (ICE/IC/EC) halten am Bahnhof in Jenbach oder in Innsbruck, Regionalzüge halten in Stans, Schwaz, Pill und Terfens.
  • Spartipp: Mit der Silbercard gibt es eine digitale Gästekarte für alle Urlaubsgäste der Silberregion Karwendel. Dieses beinhaltet mehr als 30 Attraktionen wie Sehenswürdigkeiten, Museen und Galerien, Naturerlebnisse, Freizeitanlagen sowie die Kellerjochbahn, die mit einer aktivierten Silbercard kostenlos beziehungsweise ermäßigt genutzt werden können. Sie berechtigt unter anderem zur kostenlosen Nutzung der regionalen Buslinien.

Deshalb gibt es in der Tiroler Pasta-Manufaktur für Tortellini und Teigtaschen über 1000 Füllungen, weil Andrea Menichelli sich nicht aufschreibt, was er wie verwendet – „alles Gefühlssache“. Wobei: Ein Rezeptbuch gibt es und das ist sehr bekannt. Andrea Menichelli hat „Das große Italien Backbuch“ geschrieben, ein Standardwerk der italienischen Küche (2022, EMF-Verlag) mit traditionellen Zubereitungsmethoden vom Aostatal bis Sizilien.

Andrea Menichelli von der Schwazeria zeigt, wie er Schlutzkrapfen formt. © Katja Bauroth

Gefragt, was er von all den Talenten und Aufgaben am liebsten macht, nennt Andrea Menichelli das Klavierspielen an erster und das Reisen an zweiter Stelle. Letzteres verbindet er als Geschäftsmodell, in dem er mehrtägige Genusstouren in unbekanntere Regionen etwa in Georgien, auf den Azoren und in Sizilien organisiert. Dort treffen er und Michael immer wieder spannende Produzenten, deren Produkte sich dann in der Feinkostsparte der „Schwazeria“ wiederfinden. „Ravioli produzieren ist auch was Tolles, aber die esse ich lieber“, sagt Andrea Menichelli noch und lacht herzlich.

Schlutzkrapfen mit Füllung und Bechamelsoße



Rezept für 4 Personen:

  • Pastateig: 400 g Mehl (beliebige Sorte; glutenfreie Mehle zu maximal 30 Prozent Anteil) – zum Beispiel: 35 Prozent Hartweizengrieß, 30 Prozent Roggenmehl, 35 Prozent Weichweizenmehl steingemahlen; etwa 40 bis 45 Prozent Flüssigkeit dazu (160 bis 180 ml) möglich sind Wasser, Ei, Milch, Eidotter, Eiweiß, Gemüsebrühe, Gemüsesäfte, Wein, Spirituosen, Tomatenmark oder eine Kombination aus denen. Öl und Essig zählen nicht zu den Flüssigkeiten, die für die Pastaproduktion geeignet sind. Salz nach Belieben. Weiche, fein gehackte Kräuter nach Belieben. Teig in Frischhaltefolie bei Zimmertemperatur kurz ruhen lassen, dann durch die Nudelmaschine wälzen. Für die Produktion von Ravioli (Schlutzkrapfen) dünn bis sehr dünn. Kreise ausstechen, einen Löffel Füllung darauf geben und den Kreis zu einem Halbmond falten. Den Rand dabei fest andrücken, zopfähnlich falten. Zirka vier Minuten in Salzwasser garen.
  • Schlutzkrapfenfüllung Tiroler oder Kärntner Art: 250 g gekochte festkochende Kartoffeln (mit Schale kochen, abkühlen lassen, häuten); 80 g Tiroler Graukäse; 1 Bund (wilde Berg-)Minze; Pfeffer; Salz; 3 bis 5 feingehackte Zehen Knoblauch; wenn gewünscht ein wenig Topfen (Quark, Ricotta oder Ähnliches zum Strecken); 1 Ei.
  • Ricotta-Spinat-Füllung: 400 g Ricotta (abgetropft); 250 g Mascarpone (abgetropft); 80 g geriebener Parmesan; 200 g gewürfelter, gequetschter Mozzarella; 200 g Baby Spinat; 2 Zehen Knoblauch fein gehackt; Salz; Pfeffer; Muskatnuss; Zimt; evtl. 1 Eidotter; evtl. bei Bedarf, falls zu flüssig, Semmelbrösel.
  • Bechamelsoße: 1 L Milch mit 100 g Butter, Pfeffer, Salz und Muskatnuss aufkochen lassen. 100 g Mehl unter ständigem Rühren zugeben, bis es aufgelöst ist. Für diejenigen, die kein Sieb, keinen Stabmixer oder keine Rührmaschine nutzen, ein Tipp: Reismehl klumpt nicht. – Wer vorhat, viel Sauce und/oder Mozzarella zu nutzen, macht weniger Bechamel und nimmt mehr Mehl, damit sie fester wird. Wer nur Parmesan nutzt, macht’s dünner mit weniger Mehl.

Bei delikaten Schlutzkrapfen mit Bechamel oder brauner Butter und Schnittlauch plaudert er von der Königsdisziplin in der „italienischen Küche von Oma“, zu der das Raviolimachen gehört. In Österreich heißen sie eben Schlutzkrapfen. Und die schmecken selbst gemacht am besten.

Der Podcast ist auch zu hören auf Amazon Music, Deezer, Spotify und Apple Podcasts.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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