Altlußheim. „Was lange währt, wird endlich gut“, besagt ein altes Sprichwort, dessen Treffergenauigkeit wohl kaum statistisch zu untermauern ist. Doch im Fall der Sportflächen nördlich der Rheinfrankenhalle trifft es mit Sicherheit zu. Nachdem im vergangenen Jahr eine erste Ausschreibung scheitert, wurde die Kostenberechnung überarbeitet und siehe da – die Kalkulation liegt nun um gut 110 000 Euro unter der ursprünglichen.
Mittlerweile, eröffnete Bürgermeister Uwe Grempels den Tagesordnungspunkt in der Februarsitzung des Gemeinderates, brenne der Gemeinde die Zeit unter den Fingernägeln. Womit er auf den langwierigen Prozess anspielte, mit dem die Spielflächen nördlichen der Rheinfrankenhalle mittlerweile verbunden sind. Zur Erinnerung: Das bestehende Kleinspielfeld bei der Rheinfrankenhalle musste dem Neubau des katholischen Kindergartens weichen. Schon damals war sich der Rat einig, Ersatz schaffen zu wollen. Doch seit gut drei Jahren ist der Neubau nun in Betrieb, die Sportflächen lassen weiter auf sich warten.
Kleinspielfeld und Soccer-Court in Altlußheim
Das fragliche Gelände befindet sich nördlich des Parkplatzes der Rheinfrankenhalle und der Markusschule. Es soll neben einem Multifunktionsfeld (22 mal 44 Meter) ein Soccer-Court erhalten und optional die Pumptrackanlage. Um die Sportflächen herum soll ein Gehweg verlaufen, im südlichen Bereich auch als Radweg ausgeführt.
Im westlichen Teil des Geländes ist ein Parkplatz geplant, knapp über 40 Plätze, der über einen Durchgang an den bestehenden Parkplatz der Rheinfrankenhalle angebunden wird und der eine eigene Ausfahrt zur Hockenheimer Straße erhält. Diese wird, sind keine Veranstaltungen anberaumt, mit einer Schranke versehen.
Grempels zeigte sich bei der erneuten Behandlung des Punktes zuversichtlich, dass es nun klappt, das Projekt in trockenen Tüchern ist. Die erste Ausschreibung zum Bau der Sportflächen habe man aufheben müssen, da der Kostenrahmen massiv überschritten worden sei und demzufolge die eingestellten Haushaltsmittel nicht ausreichten.
Woraufhin sich die Verwaltung die Hilfe eines Fachbüros holt, leitete der Bürgermeister über zu Mathias Braun aus Ludwigshafen, dessen Büro auf die Ausführung von Sportanlagen spezialisiert ist, für den Projekte wie das nun in Altlußheim geplante zum täglichen Brot gehören.
Braun nahm sich die Liste vor und setzte den Rotstift an, ohne an der Qualität der Anlage Abstriche vorzunehmen, wie zu hören war. So wurde der Aufbau des Soccerfeldes geändert, nun werden Systemplatten verwendet, die günstiger sind. Dennoch, das Spielfeld entspricht weiterhin den Vorgaben der Fifa.
Optimiert wurde der Bauablauf, die Gewerke greifen reibungsloser ineinander und gestrichen die geplante Bewässerungsanlage – die Aufzuchtpflege ist Sache des Auftragsnehmers. Und neben der Anlage soll nur noch ein Versorgungspoller errichtet werden, der obendrein einzig Strom bietet, auf eine Trinkwasserzufuhr verzichtet Braun. Das Wasser werde sporadisch bei größeren Veranstaltungen abgerufen, eine ständig unter Druck stehende Leitung sei schädlich fürs Netz und biete die Gefahr eines Salmonellenbefalls.
Keine Aufteilung in Lose
Die Anregung von Sandra Fluhrer (Grüne), die Ausschreibung in mehrere Lose aufzuteilen, wollte Braun nicht aufgreifen. Die Koordination der Gewerke sei eine Kernaufgabe des Auftragnehmers. Zudem würden diese meist mit ihnen bekannten Subunternehmern zusammenarbeiten, was übers Jahr zu weitaus höheren Margen führe und damit die Einzelmaßnahme billiger mache. Stichwort einsparen – Potenzial sieht Braun noch bei den vorgesehenen Sitzelementen – hier gebe es preiswertere Alternativen.
Insgesamt sei die Ausschreibung gehörig entschlackt worden, rechnet Braun damit, dass sich einige Fachfirmen melden werden und die Ausschreibung zügig abgewickelt werden könne. Der Fachmann rechnet mit rund drei Wochen.
Einen weiteren Aspekt brachte Sandra Fluhrer ins Gespräch. Sie erinnerte an den Schulbus, der derzeit auf der Hockenheimer Straße halte, um die Schüler aus- und einsteigen zu lassen. Angesichts der geplanten Anlage, die auch einen Parkplatz erhalten soll, der bei Großveranstaltungen auch der Rheinfrankenhalle dient und der eine eigene Anbindung an die Hockenheimer Straße erhalten soll, sah die Grüne eine neue Option. Der Bus könne den bisherigen und den neuen Schulhof für eine Schleife nutzen, müsse nicht mehr auf der Straße halten.
Sportflächen in Altlußheim: Von Kork und Olivenkernschrot
Kay Schweikert (CDU) wollte solche Überlegungen vorab mit der VRN abgestimmt wissen und Bürgermeister Grempels sprach sich gänzlich gegen die Idee aus. Der neue Parkplatz erhalte einen anderen Unterbau, sei dafür wohl nicht geeignet. Eher wollte der Bürgermeister hinterfragt wissen, warum der Bus überhaupt bis zur Höhe Markusschule fahren müsse – „die Kinder können von der Hauptstraße aus laufen“.
Holger O. Porath (Grüne) stellte dann die Frage nach der Bodenbeschaffenheit des geplanten Spielfelds, Stichwort Mikroplastik. Womit er bei Braun beim Richtigen war – „Böden sind mein Steckenpferd“. Überaus kundig wägte der Fachmann verschiedene Böden ab, erinnerte an alte Materialien, die wegen Schadstoffen heute nicht mehr verwendet würden, und lenkte den Blick auf den heutigen Stand der Dinge, der von Begriffen wie maisbasierter Granulat – „aus Reststoffen“ –auf Olivenkernschrot oder Kork. Auf jeden Fall, so Braun, die Umwelt werde geschont und der Platz habe eine Lebenserwartung von mindestens 15 Jahren.
„Ich bin beeindruckt“, stimmte Claudia Kohpeiß (Grüne) der Ausschreibung zu. „Wir bekommen, was wir wollen und bezahlen weniger“, freute sich auch Friedbert Blaschke (FWV). Von einem guten Paket sprach Kay Schweikert (CDU) und Charlotte Jung-Cron (SPD) freute sich, dass es nun vorangeht und gleichermaßen über die Spende.
Denn, hatte Grempels betont, es seien gut 30 000 Euro an Spenden eingegangen, die gewünschte Pumptrackanlage komme somit auf jeden Fall, werde Gegenstand einer eigenen Ausschreibung.
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