Brühl. „Lesen ist so etwas Schönes und so Wichtiges“, ist die Rektorin der Brühler Schillerschule, Dorothea Schmidt-Schulte, überzeugt. Und deshalb engagiert sich ihre Grundschule sehr stark in der Leseförderung. Doch die Pädagogische Assistentin an dieser Bildungseinrichtung, Sabine Triebskorn, erkannte noch einen weiteren Zugang zur Literatur: Ein Buch selber machen.
Diesen Grundgedanken gab sie in die zuständigen Gremien und rannte damit offene Türen ein. Und über die Förderung durch Kibiz wurde aus der Idee Wirklichkeit. Aber: Was bitteschön ist Kibiz? Das Kürzel steht für das Kinderbildungszentrum – ein Modellprojekt in Baden-Württemberg und da ist Brühl ganz vorne mit dabei. In einem Kinderbildungszentrum arbeiten verschiedene Bildungseinrichtungen aus dem Elementar- und Primarbereich, also Grundschule und Kindergarten, sowohl räumlich als auch pädagogisch eng zusammen.
In Brühl als erklärtem Leuchtturmprojekt sind das die Schillerschule und der unmittelbar benachbarte Sonnenschein Kindergarten. Diese Kooperation, die den Kindern den Übergang in die Schule erleichtern soll, wird von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung koordiniert und vom Landesministerium für Kultus, Jugend und Sport gefördert. „Es hat sich bei uns auch schon erwiesen, dass das funktioniert“, freut sich die Rektorin im Gespräch mit unserer Zeitung
All das verbindet auch das von Triebskorn vorgelegte Konzept für das Projekt mit der Herstellung von Büchern. Und die passende Projektpartnerin hatte sie auch sofort parat: die in Ketsch lebende Kinderbuchautorin und -illustratorin Anke Faust. Die war sofort Feuer und Flamme, schließlich hat sie schon mehrere solcher Projekte bundesweit angeboten – dass sie nun aber in ihrer direkten Heimatregion dazu die Möglichkeit haben sollte, nahm sie sofort gefangen.
Faszinierende Dynamik zwischen den verschiedenen Klassen in Brühl
Die Erstklässler der Schillerschule mit der Außenklasse der Comeniusschule bekamen also zusammen mit den Vorschulkindern des Sonnenschein Kindergartens die Chance ein eigenes Buch zu erstellen. Doch was gehört alles dazu, fragten sich die Jungen und Mädchen am Anfang, um dann die Antworten nach und nach selber zu geben.
In mehreren Treffen im Atelier der Schillerschule wurde die Kreativität der Kinder immer greifbarer. Dabei setzte Faust nur Impulse und ließ den Kindern ansonsten kreativen Freiraum. Aus Bildern wurden in den drei Gruppen jeweils Ideen, daraus Geschichten, daraus Bilder (manchmal auch umgekehrt) und Texte, dann ein echtes Konzept.
„Es ist faszinierend, wie die Kinder gemeinsam all das erarbeitet haben“, sind sich Faust und Triebskorn einig. Die Kreativität habe sich einen Raum geschaffen und dabei hätten die Kinder immer wieder das Ziel des Buches konkret im Auge behalten. So wurden Fragen zum Inhalt der sich entwickelnden Geschichten aufgeworfen, hintergründige Fragen gestellt und im Miteinander beantwortet. „Dabei arbeiteten die Kinder ganz demokratisch gemeinsam an Ideen und Lösungen“, sagt Faust.
Jedes Kind habe sich eingebracht – das eine mehr in den Texten, das andere mehr in den Bildern. Was dabei erwachsen ist, habe sogar manch erfahrenem Pädagogen die Tränen in die Augen getrieben, weil Jungen und Mädchen plötzlich im Miteinander und ganz ohne Notenzwang ganz ungeahnte Talente und großes Engagement zeigten, die im Unterricht bislang eher verborgen waren.
Das Werk an eine Durckerei übergeben
„Das waren so berührende Momente“, sind sich Faust und Triebskorn im Gespräch mit unserer Zeitung einig. Und nun ist es endlich soweit: Aus den Bildern und Texten hat Profi Faust die Bücher technisch zusammengestellt und an eine Druckerei übergeben. Nun wurde geliefert. Und Schmidt-Schulte, Faust und Triebskorn ist der Stolz auf die Leitung der Kinder anzumerken, als sie die drei querformatigen Bilderbücher über den Löwen, der Geburtstag feiern will, den Pinguin Minze und die geheimnisvolle Kiste sowie die Dschungeltour im Pressegespräch vorlegen. Jedes Kind kann sich in dem Buch wiederfinden, wenngleich die Flut an Kreativität weit über die jeweils 48 Seiten der drei Bücher hinausgegangen ist.
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Auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck zeigte sich begeistert, als er die Projektarbeit im Atelier der Schillerschule besuchte. Und weil die Kibiz-Förderung nun ausläuft, versprach er, die Kosten für die – nach diesem grandiosen Erfolg – vorgesehenen Buchprojekte der kommenden Jahre seitens der Gemeinde zu übernehmen. Nun werden die Bücher in der Schillerschule zum Preis von vier Euro – das sind die Druckkosten – zum Verkauf für alle Interessierten angeboten – und die Nachfrage ist schon jetzt groß.
Am Ende des Gesprächs mit dieser Zeitung erklärt Dorothea Schmidt-Schulte noch, dass mit diesem Projekt den beteiligten Kindern offensichtlich auch der besondere Wert eines Buches noch deutlicher vor Augen geführt worden sei, weil sie erkannt hätte, welche Arbeit vom Autor bis zum Drucker für dessen Entstehung geleistet wird. „Und das dürfte die Lust am Lesen und Schreiben noch weiter steigern.“
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