Brauchtumspflege

Brühler Straßenkerwe: Owwerkerweborscht Fidelis Fonje gewählt

Die Brühler Straßenkerwe wählte Fidelis Fonje zum Owwerkerweborscht – den ersten in Afrika geborenen Vertreter dieses traditionsreichen Amtes. Dieser Schritt dient auch als Zeichen gegen Rassismus und Fremdenhass.

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Ralf Strauch
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Mit Unterstützung der Kinder entdeckt Owwerkerborscht Fidelis Fonje die diesmal nicht vergrabene, sondern im Stroh versteckte Kerwe recht schnell. © Dorothea Lenhardt

Brühl. „Tradition ist nicht das Aufbewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, sagte bereits im 16. Jahrhundert der Staatsmann und humanistische Autor Thomas Morus. Und so sind auch die Kerweborscht stets bemüht, Brauchtumspflege im Geiste der Zeit lebendig zu halten. Mit der Wahl von Fidelis Fonje kürten sie den ersten in Afrika geborenen Owwerkerweborscht – er lebt seit über 20 Jahren in Brühl.

„Wir wollen gemeinsam mit ihm und mit euch, liebe Festgäste, ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Fremdenhass“, unterstrich der Sprecher der munteren Truppe, Wolfram Gothe, als Fonje vor der Villa Meixner der blau-weiße Zeremonienstab mit der Krott überreicht wurde.

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Zuvor war der Kerweumzug durch die Straßen des alten Brühls zur Jugendstilvilla gezogen – der bislang größte und bunteste in der Geschichte der Brühler Straßenkerwe. Vielen jungen Familien ist Fonje wegen seiner Tätigkeit im Sonnenscheinhort bestens bekannt – die Kinder mögen ihn wegen seiner ruhigen und freundlichen Art ganz besonders.

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Und so war es für die Jungen und Mädchen eine Ehrensache, bei seiner Proklamation dabei sein zu wollen. Da scheint wohl im Vorfeld beim Hort durchgesickert zu sein, wer der höchste Repräsentant des größten örtlichen Straßenfests ist. Ansonsten war das Geheimnis bis zuletzt gut gehütet worden.

Owwerkerweborscht Fidelis Fonje und seine Frau Anne grüßen die Besucher der Straßenkerwe in farbenprächtiger afrikanischer Tracht. © lenhardt

Noch bis wenige Augenblicke vor der Proklamation wurde diskutiert und mancher falsche Tipp geäußert. Als Fonje dann zusammen mit seiner Frau Anne vor die Tür der Villa Meixner kam, brandete spontan kräftiger Beifall auf. Beide trugen Tracht – er eine, die einem afrikanischen Königsgewand nachgeschneidert war.

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Kaum hatte sich der Beifall gelegt, erwartete Fonje die große Aufgabe, die Kerwe – symbolisiert durch eine Kiste mit Kuchen und Wein – auf dem Gelände zu finden und – so ist es üblich – auszubuddeln. Doch da hatte den Kerweborscht der heißeste September seit Aufzeichnung der Wetterdaten einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Der Boden ist knüppelhart, da kann man kein Loch graben“, erklärte Kerweborscht Jochen Ungerer. Doch einfach hatten es die Brauchtumspfleger dem Owwerkerweborscht dann doch nicht gemacht. Sie hatten die Kiste unter Strohballen versteckt, von denen mehrere als Dekoration im Jugendstilgarten verteilt waren.

Die Kerweborscht und die Schlumpel führen den Kerweumzug durch das alte Brühl an – übrigens den längsten Umzug in der Geschichte des großen Volksfestes. © Dorothea Lenhardt

Aber auch diese Hürde nahm Fonje – von vielen Kindern eifrig unterstützt mit Bravour. Und so verkündeten die Salutschützen der Sportgemeinde Brühl – sie hatten den Umzug zusammen mit der Schlumpel, dem Spielmannszug der Feuerwehr und den Fahnenträgern der „Buffalo’s“ begleitet – mit drei Salven den Fund der Kerwe. So durfte die 37. Brühler Straßenkerwe wenig später von Bürgermeister Dr. Ralf Göck auf der zentralen Bühne der Festmeile eröffnet werden.

Redaktion

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