Brühl. Es gibt zwar noch viele Unwägbarkeiten, wie sich das Hochwasser des Rheins verhalten wird, doch eines ist klar: Die Pegelstände gehen hoch. Bis zu diesem Samstagabend wird es bis auf sechs Meter beim Messpunkt Speyer ansteigen, heißt es seitens der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg.
Was danach kommt, wirkt wie Kaffeesatzleserei. Die Prognosen gehen weit auseinander. Ohne weitere Niederschläge könnte der Höchststand bei 6,30 Metern liegen, was eigentlich nicht viel ist. Doch der Blick aus dem Fenster macht schnell deutlich, dass dieses Szenario eher unwahrscheinlich ist.
Hochwasserprognosen: Unsicherheiten und mögliche Überflutungen
Sollte es weiterhin regnen – davon gehen die Experten des Deutschen Wetterdienstes aus – könnten Pegelstände wie kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres auftreten, denn in weiten Teilen Baden-Württembergs – und damit im Zuflussbereich des Rheins und in Nordbaden – wird am aktuellen Wochenende Dauerregen vorhergesagt. Und das bedeutet laut Prognosediagramm der Hochwasservorhersagezentrale, dass der Rhein in der Nacht von Sonntag auf Montag im schlimmsten Fall bei Speyer die Acht-Meter-Marke knacken könnte.
Das würde eine Überflutung wie im Dezember bringen, als weite Teile des Auenwaldes und der Schwetzinger Wiesen unter Wasser standen. Die Bandbreite der Entwicklung ist also extrem groß. Doch, so heißt es seitens der Experten, man müsse eher mit den hohen Pegelständen rechnen.
Am Montag, 3. Juni, werde der Scheitelpunkt am Pegel Speyer voraussichtlich bei bis zu 8,10 Meter liegen, heißt es bereits aus dem Rathaus der Domstadt. Vereinzelt werden in Speyer bereits Hochwasserschutzelemente installiert und es kommt zu Straßensperrungen.
Hochwasserschutzmaßnahmen in Speyer und Umgebung
„Wir haben uns auch auf die Maximalvorhersage vorbereitet“, sagt der stellvertretende Brühler Ordnungsamtsleiter Matthias Sommer. So seien seit Freitag Vorbereitungen zur Sperrung von Straßen und Wegen getroffen sowie Temporeduzierungen auf der Verbindungsstraße von Brühl nach Rohrhof eingerichtet worden. An allen Fuß-, Rad- und Wirtschaftswegen in die Auen und Wiesen wurden in den vergangenen Monaten Klappschilder fest installiert, die ein Betretungsverbot ausweisen.
Sie wurden bereits vorsorglich aufgeklappt und sind damit gültig. „Das Betreten sowie Befahren der gesperrten Bereiche ist damit für jeden ersichtlich untersagt“, betont Sommer. Auch der Aufenthalt und Zugang über Wiesen oder Felder ist nicht gestattet und könne ein kostenpflichtiges Verwarngeld nach sich ziehen.
Maßnahmen der lokalen Behörden und Vereine
„Die Polizei und das Ordnungsamt sind im gesperrten Bereich unterwegs, um diese Regeln durchzusetzen – auch wenn man jetzt noch keine Überflutung sieht“, kündigt Sommer an. Für die Straßen sind die Absperrungen in Warteposition vorbereitet. „Sollte es sich wie im schlimmsten Fall angenommen entwickeln, werden die Straßen ins Gebiet komplett für den Verkehr dicht gemacht.“
Und so treffen auch die Vereine am Rhein bereits ihre Vorkehrungen – das Bootshaus des Wassersportvereins wird im Erdgeschoss teilweise geräumt. „Wir machen uns auf das Schlimmste gefasst“, sagen die Helfer vor Ort und schleppen die Boote ein Stockwerk höher.
Die Baustelle bei der Leimbachmündung, in der gerade erst wieder die Arbeiten für die Fischtreppe und die neue Brücke begonnen haben, ist inzwischen wieder komplett abgebaut worden. Apropos: Noch immer lassen sich dort Fußgänger und Radfahrer nicht durch die Absperrgitter und Schilder aufhalten, sondern setzen ihren Weg quer durch die Baustelle fort.
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Gefahren durch Hochwasser und Baustellen: Lebensgefährlicher Leichtsinn
„Was bisher schon sehr lebensgefährlich war, das ist nun dummer Leichtsinn“, erklärt Ordnungs- und Hauptamtsleiter Jochen Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Boden sei derart aufgeweicht, dass er selbst unter dem Gewicht eines Spaziergängers wegrutschen könnte. Sollte man dann auch noch zwischen die Spundwände rutschen und von Erde begraben werden, „verschwindet man schlichtweg aus dem Leben“.
Beim Betrieb der Kollerfähre rechnet Sommer damit, dass der bis Sonntagabend normal fortgeführt werde, weil da die Marke von 7,20 Metern, die eine Einstellung der Schifffahrt vorsieht, noch nicht überschritten sein dürfte. Montags ist sie immer zu.
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