Brühl. Nah am Wasser gebaut – das ist Brühl. Und so gibt es aktuell gleich drei Baustellen im Zusammenhang mit den beiden Fließgewässern der Gemeinde, dem großen Rhein und dem kleinen Leimbach. Beim Hochwasserdamm bei der Fasanerie haben die Arbeiten gerade begonnen, an der Mündung des Bachs in den Fluss sind sie aktuell ins Stocken geraten und beim Überlaufbecken am Leimbach nahe der Ketscher Straße gehen sie gerade ins Finale. Gründe genug, um einmal einen kurzen Blick auf die einzelnen Maßnahmen zu werfen.
Der Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium Karlsruhe hat nach Jahren der Sperrung mit einer „Sofortmaßnahme“ die Sanierung des Abschnitts des Rheinhochwasserdamms XXXVIII entlang der Fasanerie begonnen. Seit wenigen Tagen wird dort gearbeitet, um voraussichtlich bis September den Damm und damit den Rad- und Fußweg wieder freigeben zu können. Damit wäre eine inzwischen fast sechsjährige Sperrung beendet. Anlass für die Baumaßnahme war, dass sich 2018 eine Winkelstützmauer abgesenkt hatte, wodurch es zu Rissbildungen und Löchern bei dem Weg auf der Dammkrone kam.
Im Zuge der Baumaßnahmen werden nun, nachdem im Spätjahr bereits zahlreiche Büsche und Bäume versetzt worden sind, die alten und defekten Mauerscheiben entfernt und durch eine Spundwand ersetzt. Während dieser – wie es behördendeutsch trotz der mehrjährigen Voruntersuchung heißt – Sofortmaßnahme wird der Abschnitt außerdem den aktuellen Richtlinien der Dammschutzverordnung angepasst. Seit der Errichtung des alten Damms wurden die baulichen Vorgaben deutlich geändert. Dabei ist am Dammfuß auch ein Unterhaltungsweg und ein baumfreier Streifen von zehn Metern vorgesehen. Dort wird dann zum Ende der Bauarbeiten eine neue Dammböschung angelegt.
1,3 Millionen Euro für den Rheinhochwasserdamm entlang der Fasanerie in Brühl
Aktuell ist am Dammfuß eine erste Baustraße angelegt worden, damit die Maschinen und Fahrzeuge problemlos die schadhafte Stelle erreichen können. Bislang rechnet man beim zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe mit Gesamtkosten von rund 1,3 Millionen Euro für die Sanierung des Dammes auf dem rund 280 Meter langen Abschnitt. Erschwert wird die Baumaßnahme dadurch, dass unter dem bestehenden Damm ein Hauptsammler der Gemeinde verläuft. Über diesen Kanal wird das Abwasser aus einem großen Teil der Gemeinde zentral zum Klärwerk zwischen Brühl und Ketsch geleitet. Sollten bei den Bauarbeiten Schäden an diesem Kanal entstehen, hätte man in Brühl ein großes Abwasserproblem. „Wir werden die Baustelle also auch gut im Auge behalten“, hat Ortsbaumeister Reiner Haas bereits angekündigt.
Während die Gemeindeverwaltung bei dieser Baustelle nur eine Zuschauerrolle hat, ist sie beim Regenüberlaufbecken am Leimbach der Hauptakteur. Nahe der Ketscher Straße erreicht der Hauptsammler, der auch unter dem Damm bei der Fasanerie verläuft, dieses gewaltige Betonbauwerk. Sollte bei Extremniederschlag der Kanal mit seinem Durchmesser von zwei Metern das Abwasser nicht mehr fassen können, dann schwappt das Abwasser über eine Schwelle des dortigen Sammelbeckens im Innern des Bauwerks und fließt direkt ab in den Leimbach.
Der Beton des Bauwerks war in die Jahre gekommen und musste in den vergangenen Monaten saniert werden. Damit das Hochwasser nicht zu sehr die unterirdischen Arbeiten behinderte, wurde der Auslass provisorisch zugemauert. Diese Mauer wird nun entfernt. Sollte der Leimbach wieder stärker anschwellen, kann künftig eine spezielle Klappe hochgefahren werden, die ein Eindringen des Bachs in das Überlaufbecken verhindern soll. Zwar gab es eine solche Klappe bereits, doch war sie defekt.
Fertigstellung des Hochwasserschutzprojektes trotz Verzögerungen
Das doppelte Rheinhochwasser im Winter mit dem Rückstau in den Leimbach hatte für eine zeitliche Verzögerung der Fertigstellung gesorgt – ursprünglich wollte man bereits im November fertig werden – doch jetzt kann der Ortsbaumeister verkünden, dass die Arbeiten fast komplett abgeschlossen sind und der Rad- und Fußweg beim Spielplatz im Wiesengrund bis spätestens Mitte der Woche wieder freigegeben werden könne. Zwar sei der Weg noch etwas ramponiert, doch diese Schäden würden ebenfalls in Kürze Geschichte sein. Unter dem Strich wird die Sanierung der Anlage die Gemeinde 541 000 Euro kosten.
Verzögerte Baumaßnahmen am Leimbach und Rhein bei Brühl
Ebenfalls eigentlich schon fertig sein wollte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Oberrhein mit der Neugestaltung des Mündungsbereichs des Leimbachs in den Rhein. Seit Anfang September wird dort an einer Fischaufstiegsanlage gebaut, mit welcher der vorhandene Höhenunterschied von eineinhalb Metern in mehreren kleinen Stufen von Fischen und Kleinstlebewesen überwunden werden kann. Gleichzeitig soll die alte Betriebswegbrücke über den Leimbach dort in Massivbauweise aus Stahlbeton erneuert werden. Das sei nicht nur notwendig, weil der Leimbach künftig breiter wird, also weiter überbrückt werden muss, sondern auch, damit die Traglast erhöht werden kann.
Als Bauzeit hatte man anfangs mit fünf Monaten gerechnet – doch das war nicht zu halten. So wird auch dort auf die winterlichen Hochwasser verwiesen, die zu Verzögerungen geführt hätten. Um die Gründung und Widerlager der Brücke und auch die neue Leimbachmündung fertigzustellen, müssen die Wasserstände des Rheins und Leimbachs einfach niedrig sein – das war im Herbst und Winter, anders als normal, nicht so.
Nun müsse man zudem auf die Amphibien Rücksicht nehmen und auch der Untergrund sei zu durchnässt, sodass man ihn nicht gefahrlos mit schwerem Gerät befahren könne. Unsere Anfrage, zu welchem Zeitpunkt die Arbeiten dort wieder aufgenommen werden und bis wann sie abgeschlossen sein sollen, konnte man uns nicht beantworten. Aktuell werde durch die Projektbeteiligten – das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein und das Regierungspräsidium – zusammen mit dem Planungsbüro ein neuer Bauablauf erarbeitet und mit der Baufirma abgestimmt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-nachwirkungen-der-hochwasserlagen-in-bruehl-baumassnahmen-an-rhein-und-leimbach-_arid,2184908.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html