Gartenfreude

Ein Tomaten-Eldorado in Brühl

Im Garten von Klaus Wohlfeld aus Brühl reifen 125 Tomatensorten verschiedenster Farben, Größen und Formen zu echten Köstlichkeiten. Ein wahres Paradies für Liebhaber des Gemüse-Allrounders für die Küche.

Von 
Ralf Strauch
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Inmitten seiner 125 Sorten Tomatenpflanzen fühlt sich der in Brühl wohnende Klaus Wohlfeld sichtlich wohl. Immer wieder zückt er das Messer, pflückt Tomaten von den Pflanzen und schneidet sie für seine Gäste in mundgerechte Stücke auf. © strauch

Brühl/Schwetzingen. „125.“ Die Antwort gibt Klaus Wohlfeld wie aus der Pistole geschossen, wenn man ihn fragt, wie viele Tomatensorten in seinem Garten – Kleingarten wäre da eine falsche Formulierung – wachsen. Von der Größe her reichen die einzelnen Früchte von den winzigen Wildtomaten aus Peru bis zu den gigantischen Ananastomaten oder dem bekannten „Ochsenherz“. Die Farbenpalette zeigt sich von fast weiß über knallgelb, grün, orangefarben, tiefrot bis hin zu schwarz – teilweise sind sie gestreift wie ein Zebra, manchmal haben sie farbenprächtige Wangen. Eines haben seine Pflanzen aber gemeinsam: Sie gehen ursprünglich alle auf die aztekische „Xictomatl“ zurück, die mit Christoph Kolumbus aus Mittelamerika nach Europa kam.

Tomaten bieten etliche Verarbeitungsmöglichkeiten - vom Brotbelag bis zur Sauce

Sie ist kalorienarm, vitaminreich und ein Allrounder in der Küche: Kein Wunder, dass jeder Deutsche im Schnitt 27 Kilo Tomaten im Jahr verzehrt. Damit ist sie das beliebteste Gemüse im Land. Darüber kann Wohlfeld allerdings nur milde lächeln, denn bei ihm kommt die Tomate inzwischen täglich auf den Tisch – entsprechend enorm ist sein Jahreskonsum. Die großen nutzt er als Brotbelag, mit anderen backt er Kuchen, füllt sie, macht Salat daraus und natürlich Tomatensauce, die er auch einkocht. So kann er die sommerliche Frische seiner Gartenerzeugnisse auch in den Monaten ohne Ernte genießen.

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Bei der Anzahl der Sorten gibt es für ihn jedoch noch Luft nach oben – lediglich der Platz in seinem gigantischen Tomatenunterstand setzt da Grenzen. Mehr als 2500 verschiedene Tomatensorten gibt es inzwischen weltweit – und das sind nur die offiziell registrierten. Experten schätzen, dass sogar 10 000 Sorten rund um den Globus angebaut werden. Züchter sorgen für eine immer neue Vielfalt an Farben und Formen, dazu kommen alte Sorten, die wiederentdeckt werden. Es ist also ein Eldorado für Tomatenliebhaber Wohlfeld. Auch bei ihm entstehen durch die naturnahe Bestäubung durch Insekten immer neue Kreuzung, die ihn manchmal selbst überraschen.

Aus den Samen einzelner Tomaten zieht er im Folgejahr ab Februar seine Setzlinge – immer sechs Pflänzchen, von denen die jeweils kräftigste in seinem Anbau Platz finden. Sie werden im Beet auf zwei Triebe ausgegeizt, die dann im Sommer ordentlich Frucht tragen. Tomaten bilden von Natur aus neben dem Haupttrieb diverse Seitentriebe, die sogenannten Geiztriebe. Um die volle Kraft in die Früchte des Haupttriebes zu lenken und damit den Ertrag zu erhöhen, werden bei vielen Tomatensorten diese Geiztriebe herausgebrochen, verrät der Hobbygärtner. „Aber um wirklich wirtschaftlich hohe Ertragsmengen geht es mir gar nicht“, betont Wohlfeld. Er sei ein Sammler der Sorten und Aromen.

Tomaten in allen erdenklichen Farben und Größen finden sich im Garten von Klaus Wohlfeld. © Wohlfeld (3)

Und der 59-Jährige räumt so bei jedem Besucher seiner „Tomatenplantage“ auch gleich mit einem Vorurteil auf, denn „jede Sorte schmeckt ein wenig anders“. Und das beweist er auch sofort, indem er sie frisch von der Pflanze pflückt, in mundgerechte Happen aufschneidet und zur Verkostung anbietet. Die Aromen, die sich dann im Mund entfalten, reichen von leicht pikant, fruchtig bis zuckersüß. Die Zeiten, in denen Tomaten rot, aber ansonsten vor allem wässrig waren, sind bei ihm vorbei.

Die Vielfalt an Formen und Aromen lässt sich gut in der Küche nutzen. Eiertomaten enthalten wenig Kerne – gut für Saucen. Die stark gerippte „Ochsenherz“-Tomate ist ideal für den Caprese-Salat mit Mozzarella und Basilikum, die hohle Paprika-Tomate „Yellow Stuffer“ gut für Füllungen und die feste „San-Marzano“ für den Grill. Die „Green Zebra“ ist nicht nur aromatisch, sondern macht auch optisch viel her: Je reifer die grünen Tomaten werden, umso deutlicher treten die Streifen in gelb und orange hervor.

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Mit dieser Vielfalt der Möglichkeiten wurde bei dem in Brühl lebenden Mann die Sammelleidenschaft geweckt. Er startete mit rund 20 Sorten vor zwei Jahren. Dann vervierfachte er die Sortenzahl und im vergangenen Februar steckte er die Samen von 125 verschiedenen Arten in seine Anzuchttöpfchen. Die standen in Brühl und zogen dann in seinen Garten im Schwetzinger Norden um.

Die Samen stammen – wie gesagt – von seinen Pflanzen der Vorjahre, aus dem Spezialhandel und von gleichgesinnten Gartenfreunde, die Wohlfeld über das Internet kennengelernt hat. „Da gibt es ein sehr lebendiges Netzwerk“, verrät der Tomatenfreund.

Pferdemist als optimales Düngemittel für Tomatenbeete

Die Vorbereitung des Tomatengenusses hat dann allerdings schon lange vorher begonnen: Im Herbst zuvor bringt er auf den künftigen Tomatenbeeten Pferdemist aus – „das ist der optimale Dünger“, hebt er hervor. Während die Pflanzen – gut über eine Tropfenbewässerung per Schlauch und täglichem Gießen über in den Boden gesteckte leere Blumentöpfe mit Nass versorgt – im Sommer wachsen, verwöhnt er sie regelmäßig mit verdünnter Brennnesseljauche als Kraftstoff und Holzasche gegen die Blütenendfäule. Und so werden die Pflanzen übermannsgroß und bringen einen guten Ertrag. Damit sie nicht – wie vor wenigen Jahren viele Pflanzen der Region – durch Regenwasser anfällig für Pilzerkrankungen werden, wachsen sie unter dem Dach eines Tomatenhauses. Doch gegen die Hitze und die Trockenheit hilft das nicht.

„Die Haupterntezeit ist inzwischen vorbei – dass die Pflanzen aber teilweise jetzt schon ihre Blätter eingerollt haben, beziehungsweise bei zu starker Sonneneinstrahlung verkocht sind und Fältchen auf der Haut zeigen, dagegen kann man nicht viel machen“, räumt er ein. Und zuletzt platzen einzelne Früchte wegen der hohen Luftfeuchtigkeit auf.

Doch damit sind die klimagestressten Pflanzen und deren Früchte nicht für Wohlfeld verloren: Die weniger Schönen schmecken noch immer und landen einfach im Soßentopf. Aber noch hängen einige Pflanzen voll mit prächtigen Tomaten – allein das ist schon ein echter Hingucker, bei dem das Wasser im Mund zusammenläuft.

Redaktion

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