Rhein

Hochwasser am Rhein: Brühl zwischen Vorhersagen und Schutzmaßnahmen

Die Vorhersagen zum Hochwasser am Rhein in Brühl bleiben unsicher. Experten kämpfen mit wechselnden Prognosen, während Schutzmaßnahmen eilig ergriffen werden.

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Ralf Strauch
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Matthias Sommer vom Ordnungsamt und Harald Schuhmacher von der Feuerwehr am Dienstagnachmittag beim Durchlauf der NATO-Rampe in Rohrhof. © Ungerer

Brühl. Das ist das Problem mit den Prognosen: Sie beziehen sich auf Ereignisse in der Zukunft. Und so wurde am Sonntag noch von den Experten vorhergesagt, eine Hochwasserwelle am Rhein würde Brühl zwei Tage später ihr Maximum erreichen, dann gab es zeitliche Entwarnung, um am Dienstag doch wieder einen früheren Termin zu nennen. Nur so viel stand die ganze Zeit über fest: Es kommt eine Überflutung der Auen – nur wann und wie hoch, ist noch ungewiss. Zu viele Faktoren spielen hinein.

„Es hängt alles davon ab, wie sich die Niederschläge und Temperaturen in der Schwarzwaldregion entwickeln“, sagt Jochen Ungerer, bei dem als Haupt- und Ordnungsamtsleiter die Strippen zusammenlaufen.

Wenn es ernst wird, dürfen selbst Fuß-gänger nicht mehr die Wege in die Wie-sen benutzen – in Rohrhof ist bereits alles gesperrt. © Bilder Strauch (2).

Hochwasservorhersagen im Ungewissen: Maßnahmen in Brühl trotz unklarer Lage

So erklärte er am Dienstag noch vor der Sitzung des Hochwasserkrisenstabes – ihm gehören neben Bürgermeister Dr. Ralf Göckdie Spitzen des Ordnungsamtes, des Bauamtes und des Bauhofs sowie Feuerwehrleute, Polizei und Jäger an – dass die Zugänge zu den Augebieten für Fahrzeuge und Fußgänger wohl im Laufe dieses Mittwochs gesperrt werden würden.

Doch dann ging alles sehr schnell. Schon am Dienstagnachmittag wurden alle Zugänge des Natur- und Landschaftsschutzgebietes in Rohrhof zum Wohle der Wildtiere, aber auch der Menschen geschlossen. Zwar war die kritische Marke noch nicht überschritten – das sollte erst bei Einbrechen der Dunkelheit erfolgen – doch der Krisenstab wollte das Gebiet rechtzeitig menschenleer haben.

Schnelles Handeln in Brühl: Schließung von Naturgebieten und Schutzmaßnahmen

„Wir haben bereits jetzt einige Hochwassertouristen aus dem Gebiet herausgeholt“, sagt Ungerer am Abend sichtlich genervt vom unvernünftigen Verhalten mancher Menschen. „Das ist ein egoistischer Voyeurismus, der nicht nur Tiere und die Gaffer selbst, sondern auch die Rettungskräfte in lebensbedrohliche Gefahrensituationen bringen kann.“

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Brühl: Vorbereitungen auf das drohende Hochwasser

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Derweil haben die ausführenden Firmen bei der Umgestaltung der Leimbachmündung in den Rhein bei einer Hauruckaktion den ganzen Dienstag über nicht nur die Baumaschinen in Sicherheit gebracht, sondern auch mit zahlreichen Lastwagenfahrten Unmengen an Erdreich, damit die nicht mit den Fluten Richtung Holland wandern.

Gemeindevorbereitungen für mögliche Überschwemmungen in Brühl und Rohrhof

Wie geht es nun mit den Prognosen weiter? Am Dienstagabend rechnet die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg beim Pegel auf Höhe von Speyer mit einer dann rasant steigenden Flutwelle, die im schlimmsten Fall am Donnerstag einen Maximalwert von acht Metern ausweisen könnte. Am Sonntag lag der gemessene Wert noch rund drei Meter tiefer.

Nur noch wenige Stufen des Bootsanlegers ragen beim Bootshaus des Wassersportvereins aus dem Fluss heraus. Der Altrhein (l.) ist bereits in die unteren Auenbereiche der Ketscher Rheininsel eingedrungen und auf Brühler Seite stehen die ersten Bäume im Wasser, der Fluss braucht auch nicht mehr lange, bis sein Bett nicht mehr ausreicht. © strauch

Die Gemeindeverwaltung hat bereits vor einigen Tagen alle Anwohner, Gewerbetreibenden inklusive Gastronomen, Kleingärtner und Vereine mit Anlagen im möglichen Überschwemmungsbereich über die Gefahrenlage informiert.

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Das sorgte insbesondere bei der Sportgemeinde für rege Aktivitäten, da sie am tiefsten Punkt liegen. Dort wurden bereits zügig die bekannten Schwachstellen mit Sandsäcken verstärkt sowie das System aus Pumpen und Schläuchen gegen das drohende Druckwasser installiert. Spätestens ab Donnerstagmorgen wird auch die Wache der Freiwillige Feuerwehr dauerhaft mit zehn Kameraden besetzt sein, um in Notsituationen möglichst schnell per Schiff, Schlauchboot oder Landfahrzeug eingreifen zu können.

Redaktion

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