Brühl. Das Fatale ist, dass die Pegelstände nicht langsam, sondern sehr plötzlich nach oben schnellen werden. Die Gemeindeverwaltung und die Feuerwehr bereiten sich schon jetzt auf das Szenario vor. Hochwasser am Rhein gab es schon immer, denn in Abhängigkeit von der Stärke bei den Niederschlägen und der Schneeschmelze schwankt die Wasserführung des Flusses so stark, dass er natürlicherweise mehr oder weniger regelmäßig über die Ufer tritt. Jedoch – Häufigkeit und Höhe der Hochwasser haben in den vergangenen Jahrzehnten aber ständig zugenommen. Für die kommende Woche wird ein weiteres starkes Hochwasser erwartet – wir checken die Fakten.
Wieso wird schon jetzt ein neues Hochwasser angekündigt?
Der Deutsche Wetterdienst weist auf Ausläufer eines Tiefs zwischen Irland und Schottland hin, der Deutschland aktuell erreicht. Dahinter ströme mildere Meeresluft heran, die im Verbund mit weiteren Tiefausläufern das zweite Adventswochenende unbeständig gestaltet. Die winterliche Wetterphase gehe damit ab dem Wochenende erst einmal zu Ende. Mit deutlich steigenden Temperaturen und Regenfällen nehme dann die Hochwassergefahr zu, warnen die Wetterdienste. In den Alpen taue es in mittleren und zum Teil sogar bis in höhere Lagen, sodass auch dort zumindest ein Teil des Schnees schmelzen und als Wasser abfließen werde. Teils kräftige Regenfälle könnten das Schmelzen des Schnees noch verstärken.
Warum wird mit einem rasanten Anwachsen der Flut gerechnet?
Die Wasserstände liegen – so die Wetterdienste – nach dem jüngsten Hochwasser im November vielfach immer noch auf recht hohem Niveau. Weil zudem die Böden nach den niederschlagsreichen vergangenen Wochen bereits gesättigt seien und kein Wasser mehr aufnehmen könnten, gelange es direkt in die Bäche und Flüsse. Entsprechende Hochwasserwarnmarken könnten daher relativ schnell erreicht und überschritten werden.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang schnell?
„Die vorhergesagten Pegelstände gehen fast explosionsartig nach oben“, warnt der Brühler Haupt- und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer. „Wir rechnen ab Dienstag damit, dass die Schwetzinger Wiesen bis zum Damm bei der Fasanerie überschwemmt sein werden“, ergänzt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Marco Krupp.
Welche Pegelstände werden denn vorhergesagt?
Am Pegel Speyer wird der für die Schifffahrt relevante Wert nach derzeitigem Stand aller Erkenntnis der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg voraussichtlich am Sonntag überschritten. Danach wird der Pegel sehr rasant ansteigen und spätestens am Mittwoch der nächsten Woche irgendwo zwischen 7,50 und 8,30 Metern liegen – die weitere Tendenz sieht die Hochwasserwelle derzeit eher noch weiter nach oben gehen.
Wie reagiert die Gemeinde auf dieses Szenario?
„Wir werden in Kürze die betroffenen Überflutungsflächen komplett sperren“, sagt der Brühler Haupt- und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer. Das heiße auch, dass dort keine Fußgänger mehr unterwegs sein dürfen. Teilweise werde es zwar für Anlieger eine Ausnahme geben, doch werde das von Mitarbeitern des Rathauses intensiv überprüft. Außerdem werde die Straße zwischen Brühl und Rohrhof für die Autos auf Tempo 30 reduziert, weil dort erwartet wird, dass fliehendes Wild die Straße queren werde. Zudem gelte am Rande des gesperrten Bereiches eine absolute Anleinpflicht für Hunde, damit die Wildtiere nicht noch zusätzlich gestresst würden, betont Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Sind die Einschränkungen also nur zum Schutz der Wildtiere in den Auen?
„Nein“, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Marco Krupp sehr vehement. In den vergangenen Jahren seien bei Hochwassersituationen immer wieder uneinsichtige Schaulustige, die diese Absperrungen nicht beachtet hätten, aus gefährlichen Situationen gerettet worden. Dabei würden auch die Rettungskräfte teilweise in bedrohliche Situationen gebracht werden. „Ich kann nur an die Vernunft der Menschen appellieren, sich an die Absperrungen zu halten“, sagt Krupp.
Was droht bei Verstößen gegen die Einhaltung der Absperrregeln?
Ungerer weist darauf hin, dass die Einhaltung der Regelungen streng von Ordnungsamt und Polizei kontrolliert würde – bei Verstößen drohten schnell Geldbußen im dreistelligen Euro-Bereich.
Sind die Häuser in Brühl vor dem Hochwasser gesichert?
Laut Ungerer habe die jüngste Dammbegehung gezeigt, dass die Deiche ihrer Aufgabe, den Ort zu schützen, gerecht werden. Und das Regierungspräsidium sieht auch bei der laufenden Dammsanierung in der Fasanerie keine Gefahr für die Anwohner, hieß es erst jüngst.
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