Brühl. Die Kosten für die Betreuung der Jüngsten explodieren bundesweit. Auch in Brühl macht sich das eindeutig bei den Haushaltszahlen bemerkbar. „Das wundert niemanden, denn die deutlichen Gehaltserhöhungen für unser Personal ergeben in Brühl schon eine Million Euro an Mehrkosten“, erklärte der Bürgermeister Dr. Ralf Göck bei der Debatte zum Gemeindehaushalt vor wenigen Tagen. Hinzu kämen zusätzliche Stellen im Bereich der Kinderbetreuung bei Kernzeit und Hort.
„Wir möchten den Müttern und Vätern ihre Berufstätigkeit ermöglichen“, stellte Göck unlängst klar, dafür haben die Kommune sehr viele Mitarbeiter eingestellt, was zu deutlich steigenden Personalkosten geführt habe – zumal die Erzieherinnen besser bezahlt würden als früher.
800 000 Euro mehr für das Personal der kirchlichen Kindergärten
Doch nicht nur das eigene Personal schlägt zu Buche – die Kommune ist nur bei den beiden großen Einrichtungen Haus der Kinder und dem Sonnenschein-Kindergarten Träger – es werden auch die Defizite der kirchlichen Kindergärten, des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins und die Angebote der Tagesmütter von der Kommune zu einem großen Anteil mitgetragen. So müssten beim Personal der kirchlichen Kindergärten im laufenden Jahr prognostizierte 800 000 Euro mehr als im Vorjahr ausbezahlt werden.
Der aktuell auch im Angebot weiter expandierende Bereich der Kinderbetreuung macht inzwischen fast 20 Prozent der Gesamtaufwendungen des Ergebnishaushalts aus. „Jede weitere Gruppe – und wir in Brühl haben bis Ende 2023 wieder drei neue Gruppen an den Start gebracht – erhöht das Defizit der Gemeinde um mehrere Zehntausend Euro“, stellte der Bürgermeister beim Neujahrsempfang fest.
Dazu kommen noch die kommunalen Kosten für den vorgeschriebenen Ausbau des Angebots, die nur zum Teil über Landes- und Bundesmittel mitfinanziert werden. Die geplante Investition in den Umbau der bisherigen Horträume zu weiteren Gruppenzimmern für den Sonnenschein-Kindergarten, müsse wohl aus Krediten finanziert werden, prognostiziert der Verwaltungschef. Zwar machten die Fraktionen in der Haushaltsaussprache deutlich, dass sie die geplanten Investitionen in den Kindergarten- und Kinderbetreuungsbereich als richtig und zukunftssichernd ansehen würden, doch bezeichnen sie das als eine Aufgabe, die seitens des Landes und des Bundes nicht nur bei den Investitionen, sondern auch in der Unterhaltung und des Betriebs stärker zu unterstützen seien.
Kosten können nicht eins zu eins an die Eltern weitergegeben werden
Und so zeigte der Bürgermeister angesichts der schwindenden Finanzpolster der Gemeinde die Möglichkeiten auf, denn die Kosten für die Betreuung könne man schließlich nicht eins zu eins an die Eltern weitergeben. „Machbar ist der Rechtsanspruch für Berufstätige, nicht machbar sind garantierte Öffnungszeiten, wenn Personal ausfällt oder wenn ein Arbeitskräftemangel durch Arbeitsplatzwechsel ansteht, was leider auch immer mehr zunimmt.“ Doch auch da wollte Göck den Schwarzen Peter nicht an die Mitarbeiter der Einrichtungen weitergeben. Er dankte explizit den Leiterinnen und Erzieherinnen für ihre, wie er betonte, gute Arbeit.
Als sehr gute Betreuung bezeichnete er auch die im Hort am Turm bei der Jahnschule und im Sonnenschein-Hort an der Schillerschule. „Wir haben Jahr für Jahr Klassenzimmer in den Schulhäusern für neue Gruppen hinzugenommen und dieses Jahr starten die Bauarbeiten für einen Anbau an der Schillerschule, um neue Räume für den Sonnenschein-Hort zu gewinnen“, stellte Göck fest. Er zeigte Verständnis dafür, dass viele Eltern nach einer guten Betreuung ihres Nachwuchses im Kleinkindalter die Weiterbetreuung in der Grundschulzeit bräuchten. Mit dem Neubau für den Hort würde räumlich auch der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Schule möglich – wenn man das Personal dafür finde. „Wir bilden jedenfalls seit einigen Jahren über unseren Bedarf hinaus aus“, schloss der Rathauschef.
Insgesamt ist so der Ruf nach mehr finanziellen Mitteln von Bund und Land aus dem Sitzungssaal und den Amtsstuben des Rathauses inzwischen unüberhörbar. Das scheint notwendig, wenn man die Aufgabe weiterhin stemmen will.
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