Brühl. Konzerte in Gotteshäusern sind für die Musiker der Brühler Bläserakademie nichts Ungewöhnliches – schon mehrfach konzertierten sie in der Rohrhofer Michaelskirche. Doch die Atmosphäre beim „Welcome 2024“-Konzert in der Gedächtniskirche von Speyer hatte schon eine ganz besondere Atmosphäre.
Einzigartige Kooperation unter Tobias Nessel: Brühler Bläserakademie und Musikschulorchester in Harmonie
Und auch vom Klang her bot der Auftritt etwas Besonderes, denn das zweite Orchester des Konzertes war das Musikschulorchester der Domstadt, damit wurde die Instrumentalisierung beim gemeinsamen Schlussstück des Nachmittags um Streicher erweitert – ein durchweg sehr schönes Hörerlebnis fürs Publikum.
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Zu der Kooperation ist es gekommen, weil beide Ensembles unter der musikalischen Leitung von Tobias Nessel stehen. Die Stabführung beim Brühler Orchester hat er seit über 20 Jahren inne, die des Speyerer Klangkörpers seit etwas über einem Jahr.
Beide Orchester tragen erkennbar seine musikalische Handschrift, obwohl sie eigentlich so unterschiedlich sind – in Brühl spielen „nur“ Bläser und Schlagwerk, in Speyer ein ganzes Symphonieorchester mit zusätzlich Streichern und Harfe. Zudem ist der Altersschnitt der Pfälzer deutlich niedriger.
Faszinierende Klänge in der Gedächtniskirche: Brühler eröffnen mit 'Russian Christmas Music'
Die Brühler eröffneten ihren Part des Konzertes mit „Russian Christmas Music“ von Alfred Reed in einem Arrangement von James Curnow. Das Stück soll einen musikalischen Eindruck des alten Russlands zur feierlichen Weihnachtszeit geben.
Die Basis dafür bilden ein alter russischer Weihnachtschoral, „Choral der kleinen russischen Kinder“, aber auch Motive aus der liturgischen Musik der orthodoxen Kirche. Die besondere Festlichkeit des Werkes, das zwar nur aus einem Satz besteht, aber deutlich erkennbar in vier Abschnitte unterteilt ist, kam in der hallenden Akustik der Gedächtniskirche besonders zur Geltung. Doch genau dieser Hall machte es den Musikern nicht einfach, der Nachklang musste so manches Mal „abgewartet“ werden, bis der Spielfluss weiterlief.
Fulminanter Schlusspunkt: Beide Orchester vereinen sich in rockigem 'Evil ways'
1991 wurde in den Ötztaler Alpen die mumifizierte Leiche eines Mannes gefunden, der vor über 5000 Jahren gelebt hat. Der Komponist Otto M. Schwarz nahm dieses Ereignis zum Anlass, ein Werk für symphonische Blasorchester zu schreiben, um den „Mann im Eis“ musikalisch wieder auferstehen zu lassen. Dieses Bestreben gelang den Brühler Musikern bei ihrer Darbietung des durchweg anspruchsvollen Stückes bestens – die Kälte im Gotteshaus trug seinen Teil zur Authentizität des Vortrags bei.
Die Musik nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Zeiten, wobei die Klänge die geheimnisvolle Aura der Gletscherlandschaft und die Zeitlosigkeit der prähistorischen Ära geschickt einfingen. Ein dickes Lob den Instrumentalisten und Tobias Nessel. Ausschnitte aus dem Disney-Werk „Die Eiskönigin“ und das wunderschöne „Malagueña“ aus der „Suite Española“ von Ernesto Lecuona rundeten den Auftritt ab, bevor beide Orchester – übrigens ohne zuvor miteinander geprobt zu haben – mit dem eher rockigen „Evil ways“ einen fulminanten Schlusspunkt setzten.
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