Brühl. Ein Neubaugebiet mitten im Landschaftsschutzgebiet? Beton statt Natur? Und dazu noch an einer Stelle, an der es bei Rheinhochwasser regelmäßig nass wird? Derzeit gibt es in Brühl einige Gerüchte rund um das naturbelassene Areal westlich der Rohrhofer Straße, das sich wie ein großes Dreieck vor den Schwetzinger Wiesen erstreckt. Leser haben sich deshalb bei unserer Zeitung gemeldet, um mehr über die angeblichen Pläne für ein Baugebiet zu erfahren und ihre Sorgen darüber auszudrücken.
„Dort liegen gleich mehrere Ausgleichsflächen, die unter anderem für den Umzug des Tennisclubs aus der Ortsmitte ins Gewerbegebiet vor rund 20 Jahren geschaffen wurden. Deshalb wurden extra Steinhaufen für Eidechsen sowie Wildwiesen für Insekten und kleinere Tiere geschaffen. Außerdem sind die Flächen gerade bei Hochwasser wichtige Rückzugsgebiete für das Wild. Deswegen wurden sie ja bei den letzten Überschwemmungen extra abgesperrt“, schreibt uns ein Leser.
Bebauung vs. Klimaschutz: Gerüchte heizen Thematik in Brühl an
Könne es also wirklich sein, dass hier Häuser gebaut werden sollen? Das stünde doch „im krassen Widerspruch“ zu den Schildern, die entlang der Ortsstraßen gut sichtbar aufgestellt worden seien und auf denen behauptet werde, dass Brühl eine klima- und naturfreundliche Gemeinde sei.
Entsprechend deutlich weist Bürgermeister Dr. Ralf Göck die Gerüchte zurück: „Das Areal ist und bleibt ein Landschaftsschutzgebiet, weshalb dort keinerlei Möglichkeit bestünde, ein Wohngebiet zu errichten. Dazu gibt es auch überhaupt keine Pläne“, betont Göck. Und doch – wie so oft haben die Gerüchte zumindest teilweise einen wahren Kern. Denn die Gemeinde plant zwar kein Baugebiet, prüft aber tatsächlich erste Pläne, ob in dem Bereich der dringend notwendige Neubau des Feuerwehrhauses möglich wäre.
Dass die örtliche Wehr perspektivisch umziehen muss, ist bereits seit Längerem klar (wir berichteten mehrfach): Das alte Gebäude genügt auf vielen Ebenen nicht mehr den heutigen Anforderungen. „Der jetzige Standort ist absolut ungeeignet“, erklärte der stellvertretende Kommandant Benjamin Noller bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung die aktuelle Lage um das Gebäude.
Parksituation am aktuellen Brühler Feuerwehrhaus ist ebenfalls ein Problem
So gebe es große Probleme mit der Parksituation. Im Durchschnitt eilen bei einem Alarmfall rund 30 Feuerwehrleute an den Schrankenbuckel. Für die Einsatzkräfte ausgewiesene Parkplätze gebe es allerdings nur fünf Stück. Und auch das Gebäude selbst entspricht nicht mehr den aktuellen Sicherheits- und Hygienevorschriften. Im Mai musste der Gemeinderat gar eine akute Sanierung aus Brandschutzgründen beschließen, mit Kosten von rund 350 000 Euro. Derzeit wird gerade mit einigem Aufwand eine zusätzliche Außentreppe angebaut, die auch als Fluchtweg dienen soll.
Letztlich bleiben diese Maßnahmen aber Flickschusterei. Perspektivisch ist deshalb aus Sicht der Gemeinde ein Neubau an einer anderen Stelle notwendig. „Als Standort kommen für uns aber nur zwei Bereiche in Frage: Entweder westlich der Rohrhofer Straße oder östlich der Mannheimer Straße, hinter den Tankstellen. Beide Areale werden aktuell jedoch noch geprüft.
In seiner Novembersitzung wird der Gemeinderat erstmals öffentlich über das Thema sprechen, weil dann der Feuerwehrbedarfsplan für die nächsten fünf Jahre Thema sein wird“, erklärt Bürgermeister Göck. Eine Entscheidung für einen der beiden Standorte werde jedoch erst später getroffen, noch stehe man ganz am Anfang der Überlegungen. „Es geht zunächst nur darum, aufzuzeigen, dass für die Wehr ein großer Bedarf nach einem neuen Haus besteht“, betont Göck.
Standortsuche für neues Brühler Feuerwehrhaus: Vor- und Nachteile
Beide potenziellen Standorte hätten dabei Vor- und Nachteile. So gehöre das Areal entlang der Rohrhofer Straße bereits der Gemeinde. Und der Bau einer öffentlichen Einrichtung sei grundsätzlich auch in einem Landschaftsschutzgebiet möglich – auch wenn der konkrete Fall zunächst vom Rhein-Neckar-Kreis als zuständiger Behörde geprüft werden müsste.
Bei den Planungen würde selbstverständlich auf die Natur möglichst viel Rücksicht genommen. Und auch die Hochwasserproblematik sei in dieser Lage zu bedenken – das habe die Verwaltung aber natürlich auf dem Schirm, so der Bürgermeister. Das Gebiet entlang der Mannheimer Straße wiederum sei einfacher zu erschließen, hat aber einen grundlegenden Nachteil: Es liegt nicht auf Brühler, sondern auf Schwetzinger Gemarkung.
„Wir müssten also zunächst mit unseren Nachbarn eine Lösung finden. Schwetzingen hätte dann jedoch den Sicherheitsvorteil, dass unsere Wehr nah am Hirschacker liegen würde“, sagt Göck. Ohnehin sei die Zusammenarbeit der Feuerwehren über die Ortsgrenzen hinaus ein sehr wichtiges Thema, sowohl heute schon als auch in Zukunft. Denn so könnten Synergieeffekte genutzt und am Ende vielleicht auch Kosten eingespart werden.
Planungen für das neue Brühler Feuerwehrhaus sind noch in einem frühen Stadium
Wo und wie genau das Feuerwehrhaus in den beiden Ortsrandlagen gebaut werden könnte, vermag die Gemeinde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Die Planungen seien schlicht noch in einem zu frühen Stadium. „Klar ist für uns lediglich, dass es außer diesen beiden groben Standorten keine potenziellen Grundstücke mehr im Ort gibt. Alles weitere muss sich erst zeigen“, sagt Bürgermeister Dr. Ralf Göck.
Die Bürger seien aber schon jetzt eingeladen, sich an dem Prozess konstruktiv zu beteiligen – zum Beispiel erstmals im Rahmen der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montag, 18. November, um 18.30 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses, wenn das Thema dem Gremium vorgelegt wird.
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