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Neujahrsempfang in Brühl: Göck verweist auf das Machbare

Bürgermeister Dr. Ralf Göck zieht für die Hufeisengemeinde in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang 2024 eine insgesamt positive Bilanz der vergangenen Jahre. Er erklärt die Herausforderungen beim Wohnungsbau und stellt die "Grüne Mitte" als nachhaltiges Wohnprojekt vor.

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Ralf Strauch
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Beim Empfang nimmt Dr. Ralf Göck (Mitte) die Honneurs mit seiner Lebensgefährtin Andriana Djordjevic entgegen – hier von Owwerkerweborscht Fidelis Fonje (l.). © Dorothea Lenhardt

Brühl. Sie griffen nach den Sternen und eroberten so vom ersten Takt an die Herzen der Gäste des Brühler Neujahrsempfanges. Die Jungen und Mächen vom Kinder- und Jugendchor der katholischen Kirche unternahmen zusammen mit ihren Zuhörern einen fröhlichen Weltraumspaziergang, bei dem sie gemeinsam dem Saturn und seinem Ring begegnete genauso wie dem Großen Bären und allerlei anderen Gestirnen. Die Leiterinnen Monika Zorn und Doris Siebert hatten die Kinder gut vorbereitet, so dass neben Chorgesang auch Choreographie und die Soloparts die rund 250 Menschen in der Festhalle mit kindlichem und jugendlichem Elan ansteckten.

Nicht in die unendlichen Weiten des Weltalls, nicht einmal in europäische Problemwelten, sondern, wie er betonte, ganz bewusst in den kommunale Lebensraum führte Bürgermeister Dr. Ralf Göck in seiner Ansprache. Die hatte er diesmal unter das Motto „Den Menschen in Brühl und Rohrhof zuhören und Machbares umsetzen“ gestellt. Freilich lag dabei der Schwerpunkt natürlich zunächst einmal darin, dass die Menschen ihrem Rathauschef zuhörten.

Nicht alles ist in Brühl umsetzbar

Nach wie vor biete Brühl den Menschen der „beliebten Wohngemeinde“ auch „gute Zukunftschancen“, wie er einleitend unterstrich. Gleichwohl sei es wichtig darauf einzugehen, „dass viele Menschen Sorgen und Nöte in der Gemeinde“ hätten, die man hören und deren man sich annehmen müsse. „Aber ich halte es auch für wichtig, bei den Antworten deutlich zu machen, was machbar ist und was zwar wünschenswert sein mag, aber nicht umsetzbar ist, jedenfalls im Moment nicht“, so Göck.

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Brühl: Neujahrsempfang in der Festhalle

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So werde etwa davon gesprochen, die Wohnungs- und Mietpreise in Brühl seien zu hoch, kaum jemand könne sich noch eine Wohnung im Ort leisten, fasste der Bürgermeister die Stimmung zusammen und bewertete diese Analyse als richtig. Doch: „In Brühl können wir darauf hinweisen, dass wir seit 2010 unser Möglichstes getan haben, Wohnraum zu schaffen, aber immer wieder an zwei Grenzen stoßen.“

Bestimmungen schränken die Arbeit der Gemeinde Brühl ein

Bürgermeister Dr. Ralf Göck stellt vor, was er 2024 erreichen möchte. © Dorothea Lenhardt

Da seien zum einen die baurechtlichen und energetischen Bestimmungen beim Bau – da nannte Göck ein allerdings das etwas schräge Beispiel des Brandschutzes – zum anderen „kritische Auffassungen“ von Nachbarn und den Wohnungsbewerbern selber. Bei den meisten Bestimmungen stellte er fest, sie machten das Bauen zwar teuer, aber kaum jemand wolle diese Bestimmungen außer Kraft setzen, „denn sie haben ja alle ihren Sinn“.

Und so habe man in Brühl seit 2014 etwa 300 neue Wohneinheiten errichtet sowie zwei Neubaugebiete, die Sanierung in der Hauptstraße und ein neues Gemeindehaus auf den Weg gebracht. „Das ist nicht besonders viel in zehn Jahren – diese Anzahl reichte nicht aus, um die Wohnungsmieten zu dämpfen – aber der Wohnungsbau ist eben zäh, dauert lange, und kostet eine Menge Geld.“

Zudem habe Brühl seit 2004 über 100 „Betreute Wohnungen“ initiiert, weil „gerade ältere Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben sollten“, erklärte der Rathauschef. „Das wird in den nächsten Jahren in der ,Grünen Mitte’ am Schrankenbuckel fortgesetzt: Es entstehen jede Menge barrierefreier Wohnungen sowie auch wieder Betreute Wohnungen in einem Gesundheitszentrum“, schwenkte er auf ein zentrales Thema der Ansprache.

„Dieses Wohngebiet ist für große Mehrfamilienhäuser ausgelegt. Das passt schon, zumal um die neuen Mehrfamilienhäuser herum teilweise noch Einfamilienhäuser entstehen, die die Bebauungshöhen der angrenzenden Nachbarschaft aufnehmen.“

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Die „Grüne Mitte“ werde ein Quartier der kurzen Wege, denn vier Kindergärten seien fußläufig erreichbar, die nahe Schillerschule und viele neue Hortplätze fänden sich gegenüber dem Wohnbaugebiet, wenige Meter weiter erreichten die Neubürger auf der einen Seite die Naturschutzgebiete und auf der anderen viele Einkaufsmöglichkeiten.

Nachhaltigkeit im Fokus der Gemeinde Brühl

„Und, dass das Projekt nachhaltig gebaut wird, zeigen die Pläne für das niedrige Energielevel in den Häusern und Wohnungen – auch ein Klimaforscher hat die Struktur des neuen Quartiers gelobt“, unterstrich Göck, „die ,Grüne Mitte’ wird nach ihrer Fertigstellung eines der ,grünsten’ Quartiere in unserer Gemeinde werden, jedenfalls im Vergleich zu den anderen Mehrfamilienhausgebieten entlang der Nibelungen-, Normannen-, Römer- oder Germaniastraße“.

Und obwohl aus diesem Großprojekt 2022 eine Menge Geld aus dem Verkaufserlös in die Gemeindekasse geflossen sei, habe sich die Finanzlage in 2023 deutlich eingetrübt. „Hatten wir 2022 noch das beste Ergebnis unserer Geschichte, wird 2023 ein Defizitjahr genauso wie 2024 – das zeigt, wie unterschiedlich Haushalte laufen“, erklärte Göck.

Kommentar Das ist absolut nicht falsch

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Ralf Strauch
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Unter dem Strich machbar seien dennoch die Projekte fürs Wohnen und für die Bildung – und noch einige mehr. Nicht machbar seien hingegen niedrige Steuersätze und Gebühren wie früher, denn die Aufgaben seien gewachsen.

Nachhaltigkeit beziehungsweise Ökologie waren für Göck ein weiterer Pluspunkt der kommunalen Entwicklung. Zu dem schönen Erfolg, dass Deutschland 2023 erstmals mehr als die Hälfte seiner Energie aus erneuerbaren erzeugt hat, hätten auch die Gemeinde und ihre investitionswilligen Bürger beigetragen. „Kürzlich haben wir übrigens unser Umweltförderprogramm verlängert, wenn auch mit niedrigeren Zuschüssen, weil auch die Anlagen immer günstiger werden“, stellte Göck fest. Und auch dieses Jahr werde es weiterhin die kostenlose Fahrt mit dem Linienbus durch Brühl und Rohrhof geben.

Vor gemeinnützigem Handeln empfinde die Gemeinde großen Respekt, und daher unterstützt sie die selbstorganisierten Netzwerke wo sie könne, ohne jedoch die Eigeninitiative der Beteiligten einzuschränken.

Rund 250 Vertreter aus dem kommunalpolitischen, dem gesellschaftlichen und dem wirtschaftlichen Leben der Hufeisengemeinde sind am Sonntagvormittag in die Festhalle gekommen, um für die Kommune den Start ins neue Jahr gemeinsam zu begehen. © Dorothea Lenhardt

„Unsere Antwort auf den weltweiten Terror ist weiterhin die Pflege der Völkerfreundschaft zwischen unseren Gemeinden.“

Insgesamt lebe man in einem attraktiven, sicheren Ort in der Metropolregion Rhein-Neckar. „Brühl ist naturnah und verkehrsgünstig gelegen – wir haben hervorragend sanierte Schulen und moderne Kindertageseinrichtungen“, stellte Göck fest. Die Kommune bieten ein reichhaltiges Kulturprogramm, ein vielfältiges Vereinsleben, habe eine gute Lebensmittelnahversorgung und gute Verkehrsanbindungen.

Hohe Lebensqualität für alle in Brühl

„Brühl bietet eine hohe Lebensqualität für alle Schichten und Gruppen“, unterstrich das Gemeindeoberhaupt. „Vergessen wir bei allen berechtigten Einzelfragen, über die ich heute sprach, und von denen es sicher noch einige andere gibt, nicht diese gute Gesamtsituation“, hob er abschließend hervor. Den Menschen n Brühl gehe es gut, jedenfalls besser als den meisten Menschen auf der Welt, betonte er. „Wir werden alles tun, damit die angenehmen Lebensbedingungen links und rechts am Rhein erhalten bleiben“.

Dazu leisteten auch seine und Mitarbeiter bei der Gemeinde einen Beitrag. Zugleich wies er auf das Anwachsen der Personalzahlen im Einzelnen und -kosten im Allgemeinem in diesem Bereich hin.

Redaktion

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