Netzausbau

Standortdebatte in Brühl: Wie geht es mit dem Funkmast weiter?

Die Entscheidung über den Bau eines 41 Meter hohen Betonmastes für das Vodafone-Mobilfunknetz bei der SV-Rohrhof-Sportanlage steht noch aus, aber die Baurechtsbehörde könnte die Genehmigung erteilen – auch wenn der Gemeinderat dagegen ist.

Von 
Ralf Strauch
Lesedauer: 
Die Spitze des 41 Meter hohen Betonmastes soll von Funksende- und Empfangs-anlage für das Vodafone- Mobilfunknetz und Mobilfunk-dienste privater Netzbetreiber gekrönt werden. © vantage

Brühl. Sie steht noch aus, die offizielle Entscheidung der Baurechtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises, ob die Genehmigung zur Errichtung eines Betonmastes mit einer Höhe von 41 Metern zur Nutzung als Funksende- und Empfangsanlage für das Vodafone-Mobilfunknetz und Mobilfunkdienste privater Netzbetreiber bei der SV-Rohrhof-Sportanlage in der Gartenstraße erfolgt oder eben nicht.

Der Gemeinderat hatte zwar in seiner jüngsten Sitzung mit einer deutlichen Mehrheit das Einvernehmen der Kommune für diesen Standort nicht erteilt, doch aus dem Landratsamt wurde schon im Vorfeld verkündet, dass es bei einem negativen Bescheid aus Brühl eine Ersetzung gebe – sprich: Die Baurechtsbehörde würde statt der Gemeinde den Segen erteilen.

Der Großteil von Brühl wünscht, hofft und kann es kaum erwarten, eine vernünftige Vodafone-Versorgung im Mobilbereich zu erhalten.
Paul Franz Behördenmanagement des Bauherren Vantage Towers

„Wenn wir die Baugenehmigung erhalten haben, gibt es noch in Zusammenarbeit mit Vodafone einen Freigabeprozess – dabei geht es vor allem um konkrete Ausführungs- und Kostenfrage“, sagt Paul Franz vom Behördenmanagement des Bauherren Vantage Towers auf Nachfrage unserer Zeitung. Doch macht er klar, dass man diesen Standort deutlich präferiere. Es sei zwar eine Abwägungsfrage, weil viele Menschen in Brühl sich ein besseres Mobilfunknetz wünschten, während sich nur eine Minderheit gegen den Mast ausgesprochen habe. „Der Großteil von Brühl wünscht, hofft und kann es kaum erwarten, eine vernünftige Vodafone-Versorgung im Mobilbereich zu erhalten“, hebt er hervor.

Standortfrage für Brühler Funkmast: Alternativen mit Bauchschmerzen

Zwar werde man die Alternativstandorte, die angesprochen wurden, seitens des Unternehmens prüfen. Das sind zum einen der am Kreisel am Ortsausgang Richtung Rheinau und – in einer jüngst noch einmal angestoßenen Untersuchung – einer am Luftschiffring. „Wobei ich bei beiden Standorten große Bauchschmerzen habe, weil die ja ebenfalls sehr nahe an der Wohnbebauung liegen“, meint Franz, der auch dort schon jetzt Widerstand der Anwohner erwarten würde.

Sendemast

Brühler Rat  mehrheitlich gegen Platz für den Sendemast

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Damit würde das Thema der Einsprüche aus seiner Sicht nicht behoben, sondern lediglich an einen anderen Ort verschoben – was auch zu erneuten Verzögerungen führen würde. „Grundsätzlich: Wenn diese beiden Alternative nicht problemlos zum Tragen kommen, dann mus ich sagen, dass wir den Standort beim Sportverein Rohrhof wohl realisieren werden“, unterstreicht Franz.

Mobilfunkmast-Bauzeit: Ein Jahr bis zur Fertigstellung?

Sollte dem so sein, könne man jetzt auch aktuell absolut noch nichts über ein entsprechendes Zeitfenster der Errichtung sagen, meint der Mann von Vantage Towers auf Nachfrage unserer Zeitung. Da man noch immer nicht die endgültige Auswertung der Bodenbeprobung habe, könne man da keine verlässlichen Daten nennen, meint Franz. Aber würde jetzt die Zusage des Rhein-Neckar-Kreises erfolgen, würde zunächst noch einmal die genauen Kostenberechnungen erfolgen, dann ginge es in die Umsetzung – da dürfte der Mast in einem Jahr stehen.

Für Laien unverständlich ist, dass der Mast notwendig wird, weil einer in der Frankfurter Straße nach Ablauf des Nutzungsvertrages abgebaut wurde. Warum geht es dann bei der Planung als Kompromiss um wenige Meter rund um den Rohrhofer Messplatz?

Mobilfunknetz-Verbesserung: Suche nach Ersatzstandorten in Rohrhof

„Technisch gesehen könnten wir den Mast irgendwo in Rohrhof aufstellen“, erklärt Franz. Doch habe man damals bei der einjährigen Suche nach einem neuen Standort im gesamten Ortsteil nur Absagen von Grundstücks- und Hausbesitzern erhalten, deshalb habe man die Gemeindeverwaltung kontaktiert – die ja nach einem früheren Grundsatzbeschluss des Rates keine eigenen Immobilien dafür zur Verfügung stellt. Trotzdem wurde noch einmal auf die Gemeinde zugegangen, ob es nicht doch eine Lösung geben könne, damit der Mobilfunk nicht noch über Jahre ausfallen würde. Und dabei kam die Idee auf, mal mit dem Sportverein zu sprechen.

Gemeinderatssitzung

Geplanter Funkmast in Brühl: Bürger kritisieren Bürgermeister Göck

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

So soll der ausgefallene Standort in der Frankfurter Straße durch die beiden andere Standorte ersetzt werden: Einer ist auf der Gemarkung Schwetzingen bei der Autobahn nahe des Baugebietes Bäumelweg-Nord – doch auch der befindet noch in der Genehmigungsphase.

Da zeigte sich ein Besucher der jüngsten Gemeinderatssitzung überrascht, weil der geplante Rohrhofer Mast ja am Rad der Gemeinde stehe und somit zur Hälfte die Schwetzinger Wiesen bedienen würde. „Die Antennen, die auf den Mast kommen werden sektorisiert“, erklärt Franz, das heiße, dass der Mast nicht rundum sende, sondern nur in die Richtung, in der die Antennen ausgerichtet werden – darüber wird dann Vodafone entscheiden.

Gleich zwei neue Masten für Brühl? Planung und Bevölkerungsbedenken

Wie viele Masten sind in Brühl aktuell noch geplant? „Da ist aktuell zur Versorgung von Brühl vor allem auf Schwetzinger Gemarkung der an der Autobahn beim Baugebiet Bäumelweg-Nord, wobei da die Baugenehmigung für den Mast noch nicht erteilt wurde, und der beim SVR“, sagt Franz.

Ihm sei es durchaus bewusst, dass es schwierig sei, einerseits einem Großteil der Bevölkerung zu ermöglichen, das mobile Netz zu nutzen, andererseits die Nahbarn sich durch solche Masten gestört fühlen. „Das ist alles nicht einfach, insbesondere wenn dann noch Ängste aus bestimmten Kreisen geschürt werden“, so Franz.

Gemeinderat

Wohin denn nur mit dem neuen Rohrhofer Funkmast?

Veröffentlicht
Von
Catharina Zelt
Mehr erfahren

Auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck zeigt sich im Nachgang der jüngsten Gemeinderatssitzung verwundert über das Vorgehen des Rates. So seien seit 2020 mit seinem Wissen Standorte für das schlechte Mobilfunknetz in Rohrhof gesucht worden, fasst er die zeitliche Entwicklung zusammen. Es habe also eine Alternativensuche gegeben – doch sei die alles andere als erfolgreich gewesen, bis 2021 nach einem Hinweis des Bürgermeisters auf den SV Rohrhof und nach Genehmigung durch den Verein mit der Gemeinde als Grundstückseigentümer gesprochen und 2022 einen Pachtvertrag mit deutlicher Zustimmung des Gemeinderates abgeschlossen werde. Im August 2023 sei der Bauantrag eingereicht worden.

Gespaltene Meinungen über Mobilfunkmasten in Brühl: "mindestens genauso viele Menschen" beklagen schlechtes Netz

Nun prüfe Vantage Towers einige Alternativstandorte noch, „aber verzichten wolle man jetzt nicht vorab auf diesen Standort, vor dessen Genehmigung wir stehen, und den er schon einmal um 20 Meter verlegt hat und dafür einen neuen Bauantrag schreiben lassen musste“, erklärt Göck. Neben den Gegnern der Anlage gebe es „mindestens genauso viele Menschen, die den schlechten Anschluss an das Mobilfunknetz in Rohrhof beklagen, denn seit Jahren hören wir diese Klage – vor allem Vodafone ist schwierig, aber auch die anderen Anbieter sind schwer zu erreichen in unserem schönsten Ortsteil“, meinte Göck in der Ratssitzung.

Technischer Ausschuss Brühl

Bedenken wegen Funkmast in Rohrhof: Anwohner äußern Sorgen im Ausschuss

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren

Und im Übrigen habe, betont der Bürgermeister, Vantage Towers im Oktober 2022 „nach einem deutlich mehrheitlichen Beschluss des fast gleichen Gemeinderates im Juli 2022 bereits einen Pachtvertrag für das Gelände mit der Gemeinde abgeschlossen, auf dem nun der Mast stehen soll“.

Man könne also laut Bürgermeister sagen: Wer gegen den Standort beim SVR stimme, nehme in Kauf, dass die seit Jahren schlechte Mobilfunkverbindung bis auf Weiteres schlecht bleibt.

Redaktion

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke