Rudolf-Wild-Halle

Windkraft, Geothermie, Solar: Was ist in Eppelheim möglich?

Bei einer Bürgerversammlung zum Thema "Erneuerbare Energien" diskutieren Vertreter von unter anderem Kliba, Stadt Eppelheim und der Zukunftswerkstatt das Potenzial im Stadtgebiet.

Von 
Stefan Kern
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Diskutieren über erneuerbare Energien: Dr. Klaus Keßler (Kliba, v. l.), Thomas Rink und Silvia Weiß (Zukunftswerkstatt Klima), Bürgermeisterin Patricia Rebmann, Benedikt Seelbach (städtischer Umwelt- und Naturschutzbeauftragter), Landwirt Simon Stephan und Christian Scharff vom SWR, der die Veranstaltung moderiert. © Stadtverwaltung Eppelheim

Eppelheim. Der Wandel wird kommen und eine Reaktion darauf scheint unausweichlich. Die große Frage sei, so Eppelheims Bürgermeistern Patricia Rebmann, wie diese Reaktion en detail aussehe. Denn auch wenn der Klimawandel die Systemfrage stelle und ihm unbedingt begegnet werden müsse, könne ihm nicht einfach alles untergeordnet werden.

Als Beispiel kam hier bei der durch den SWR-Mann Christian Scharff moderierten Bürgerversammlung „Erneuerbare Energien in Eppelheim“ in der Rudolf-Wild-Halle mit gut 130 Interessierten schnell die Landwirtschaft zur Sprache. Nun einfach landwirtschaftliche Flächen mit Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) zuzubauen, sei wahrscheinlich keine zielführende Option. In Rebmanns Augen ein klassischer Zielkonflikt, der gelöst werden müsse, wenn die öffentliche Akzeptanz für die Energiewende nicht weiter torpediert werden solle.

Weder Wind noch Geothermie in Eppelheim

Das grundsätzliche Umbauziel, so die Bürgermeisterin, sei klar. In Baden-Württemberg müssen zwei Prozent der Landesfläche für erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Die Frage ist, was das für die Stadt Eppelheim bedeutet. Und auch hier stünde schon fest, dass es vor allem um den Ausbau von PV-Anlagen geht. Weder Wind noch Geothermie werden auf städtischer Gemarkung eine Rolle spielen.

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Bei den PV-Anlagen muss dafür alles nur Mögliche genutzt werden. Und zwar auf Dächern, wie auch auf Freiflächen. Beides, so Dr. Klaus Keßler von der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur (Kliba), sei zwingend notwendig, um dem Klimawandel effektiv begegnen zu können. Der Zubau an PV-Anlagen, der dafür notwendig ist, sei enorm. Bei den PV-Anlagen auf Dächern geht man von einer Verzehnfachung aus. Und bei den Freiflächen müsse es symbolisch gesprochen von annähernd null auf 100 in wenigen Sekunden gehen.

Eine mögliche Fläche findet sich neben der Autobahn A5. Immerhin elf Hektar, die bis dato aber landwirtschaftlich genutzt werden. Und das, so der Landwirt Simon Stephan, müsse auch so bleiben. „Auf den Böden, die übrigens zu den besten Deutschlands gehören, werden Lebensmittel hergestellt.“ Und für Stephan steht fest, dass das Land darauf nicht verzichten kann. Damit Landwirtschaft aber auch in Zukunft gelingt, so Silvia Weiß und Thomas Rink von der Zukunftswerkstatt Klima, müsse der Klimawandel zwingend begrenzt werden. Hört sich nach einem Dilemma an, ist es in den Augen des städtischen Umwelt- und Naturschutzbeauftragte Benedikt Seelbach gar nicht. Es gebe Lösungen bezüglich der Aufstellung von PV-Anlagen.

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Auch Stephan betonte, dass zwei Lösungen existieren, die zwar teurer seien, aber eben zugleich PV-Anlagen und landwirtschaftliche Nutzung erlauben. Zum einen können Photovoltaik-Module vertikal und mit genügend Abstand aufgestellt werden, sodass Landwirtschaftsmaschinen problemlos dazwischen passen. Oder die Module werden aufgeständert, und zwar auf eine Höhe von vier bis fünf Metern. Der Vorteil, so Stephan: So aufgestellt spenden die Module Schatten und schützen den Boden vor Austrocknung. Eine Win-win-Situation wie aus dem Bilderbuch. Ja, das sei teurer und gerade Investoren hätten daran per se kein Interesse. Aber eine Stadt könne den Wandel genau in diese Richtung lenken.

Vertreter sehen Genossenschaft als eine Möglichkeit

Ganz wichtig, so die beiden Vertreter der Zukunftswerkstatt Klima, sei die öffentliche Beteiligung an solchen Anlagen. Über Genossenschaften blieben Werte hier vor Ort und würden nicht in die Taschen von Großinvestoren fließen. „Das tut auch wieder der Akzeptanz vor Ort gut“, so Weiß. Eine Sicht, die auf dem Podium genau wie im Publikum unstrittig war. Auch ganz grundsätzlich schienen die versammelten Bürger veränderungsbereit. Natürlich gab es Sorgen rund um finanzielle Belastungen, die Einzelne überfordern könnten. Zugleich gelte aber auch, dass das Zögern zum jetzigen Zeitpunkt weitere Belastungen in der Zukunft bedeute. Handeln hat einen Preis, aber Nichthandeln auch und Letzterer dürfte schon mittelfristig deutlich höher ausfallen.

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Aus der Mitte des Publikums kam dann noch die Idee, auch Parkplätze mit PV-Anlagen zu überbauen. Eine gute Idee, es gebe da aber einige verkehrsrechtliche Einschränkungen. Aber auch hier gelte am Ende: Wo es gehe, müsse Photovoltaik verwirklicht werden. Gesprochen wurde auch über Probleme der Sonnenenergie. Sie ist nicht grundlastfähig. Gerade im Winter sei die Energieausbeute schwach. Und Keßler betonte, dass Lösungen dafür in Eppelheim nicht möglich sind. Da geht es in seinen Augen vor allem um den deutschland- und europaweiten Netzausbau und den Bau von Gaskraftwerken, die mit Wasserstoff betrieben werden können.

Die Aufgabe ist riesig. Auch weil der Strombedarf in den kommenden Jahren angesichts der zunehmenden Elektrifizierung von Wärme, Mobilität und immer komplexer werdenden IT-Anwendungen mit gigantischen Datenvolumen, enorm steigen wird. Das renommierte Wirtschaftsforschungsunternehmen „prognos“ geht für 2030 von einem Plus von elf Prozent aus.

Um das zu schaffen, so Keßler, müsse auch die Effizienz enorm steigen. Es sei so kein Weg, einfach vom Verbrenner auf den Stromer umzusteigen. Das führe ökologisch gesehen nicht zum Ziel. Es müssen viele Klippen umschifft werden. Entscheidend sei aber bei allen Schwierigkeiten und Vorbehalten, so Rink, „trotzdem jetzt ins Handeln zu kommen“. Ein Appell, der allem Anschein nach gehört wurde.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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