Stadthalle

„Die Comedians“ in Hockenheim: Improvisation in Präzision

Sertaç Mutlu, Christin Jugsch und Falk Schug beweisen als „Die Comedians“ Kreativität im Team und solo. Das Publikum bleibt allerdings überschaubar.

Von 
Christina Lourenco
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Christin Jugsch, Falk Schug und Sertaç Mutlu zeigen zum Finale ihres Programms gemeinsam ihr Improvisationstalent. © Lourenco

Hockenheim. Sertaç Mutlu, Christin Jugsch und Falk Schug bilden ein unschlagbares Team als „Die Comedians“. Unter dem Motto „Lacht! Applaudiert! Habt Spaß!“ haben sie dem Publikum in der Stadthalle am Donnerstag einen unterhaltsamen Abend bereitet.

Dass ein überschaubares Publikum „Die Comedians“ sehen will, schmälert die Motivation der drei Künstler auf der Bühne nicht. Eher nimmt die kleine Comedy-Familie die Situation mit Humor. Was auch sonst! Zumal es auf die Stimmung und nicht die Anzahl der Menschen im Zuschauerraum ankommt. Und die war top!

Wenig verwunderlich bei dem abwechslungsreichen Programm ihrer neuen Show, die sie durch ganz Deutschland führt. Wobei der Begriff Programm nur bedingt trifft, denn „Die Comedians“ zeichnen sich besonders durch ihre Improvisationsnummern aus. Somit findet auf der Bühne viel geplant Ungeplantes statt – das aber in Präzision.

Plausch am kleinen Tisch

Gekonnt bringen die drei das Publikum mit leicht überspitzt dargestellten Alltagssituationen zum Lachen oder halten Smalltalk mit den Zuschauern. Ein Leichtes, denn ein Teil der Besucher durfte nah an der Bühne an kleinen, mit Blumenvasen dekorierten Tischen Platz nehmen. Dies lädt ein zu einem (teils auch intimen) Plausch.

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Sertaç Mutlu, Christin Jugsch und Falk Schug stellen ein festes Ensemble dar. Alle drei verfolgen das gemeinsame Ziel, das Publikum zum Lachen zu bringen, obwohl sich ihr Auftreten durchaus unterscheidet. Mutlu eröffnet die Show, einerseits moderierend, andererseits in seiner Professionalität als Stand-up-Comedian. Gekonnt komisch klagt der Kölner mit türkischen Wurzeln dem Publikum sein Leid rund um seinen komplizierten Namen.

Eselsbrücken wie „Sir“ und „touch“ scheinen nicht zu helfen. Zudem scheint die Welt nicht nur zu blöd für seinen Namen zu sein, sondern auch immer unsozialer zu werden. Der Wunsch nach einem Döner ohne Zwiebeln und Schärfe scheint gar nicht in die Tüte zu kommen. Schon hält man etwas in der Hand, was man gar nicht wollte. Frustrierend findet er auch die schnelle und durchtrainierte Rentner-Generation. Tägliches Training verleiht ihr einen Sixpack, den sie im Schwimmbad flirtend einbringt.

Lachtränen löst die Vorstellung aus, wie einem Gast an seiner Hochzeit durch ein Slim-Fit-Hemd nahezu die Luft wegbleibt. Und doch ist dieser überzeugt, die nötige Taille dafür zu haben. Untermalt wird all dies durch Mutlus wandelbare Stimme – mal mimt er den piepsenden Muskelprotz im Fitnessstudio, mal den Standesbeamten, der mit seiner sexy Stimme einfach jeden zum Zuhören zwingt. Nicht umsonst wird Sertaç Mutlu die Bezeichnung „Das Stimmenwunder“ zuteil.

Smalltalk als Pointenquelle

Im Folgenden wechseln sich die Comedians ab, sodass sie in jeder „Halbzeit“ alle zum Zug kommen und Kontrast für die Zuhörer geboten ist. Falk Schug versteht sich exzellent darin, Smalltalk mit dem Publikum zu halten. Das ist nicht einfach, besonders in Deutschland, wo die Zuschauer nicht immer begeistert sind, öffentlich aus dem Nähkästchen zu plaudern. Im elfjährigen Ben findet Schug jedoch einen dankbaren Gesprächspartner und zeigt sich begeistert über diesen jungen, für Kultur aufgeschlossenen Zuschauer, wofür er sich nach der Pause mit Süßigkeiten revanchiert und Ben zu seiner Solo-Show einlädt.

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Auch IT-Berater Oliver und dessen Frau Christin, Yogalehrerin, lockt er aus der Reserve. Sein spontaner Gedanke dazu „IT – nach Hause telefonieren“ sorgt für weitere Lacher. Schugs Auftreten als „Crowdworker“ provoziert, dennoch schwingt auch immer die nötige Portion Empathie mit. Auf diese Weise jongliert er gekonnt mit Themen der heutigen Gesellschaft, direkt aus dem Leben des Publikums gegriffen.

Nicht minder unterhaltsam steht Christin Jugsch auf der Bühne. Der ursprünglich aus Norddeutschland stammende Rotschopf macht aus der Not eine Tugend. Früher tat sie alles, um nicht aufzufallen. Nun eilt ihr der Ruf als „Die Lebhafte“ voraus und sie hat kein Problem mehr damit aufzufallen. Eher nimmt sie sich und die Norddeutschen mit ihren Schrullen selbst auf die Schippe.

Vergnüglich schildert sie ein spontanes Treffen zweier Damen im Tante-Emma-Laden des Dorfes, die sich kaum mehr zu sagen haben als „Moin“ und schnell wieder das Weite suchen, bevor sie noch mehr Zeit vergeuden. Jugsch gelingt es vorzüglich, das Publikum einzubeziehen, was die Show lebendig macht.

Zwerchfellattacken auf Zuruf

Zum Abschluss des Abends stehen die drei Akteure wieder gemeinsam auf der Bühne und beweisen mithilfe von Stichwörtern aus dem Publikum ihr ausgeprägtes Improvisationstalent. Begriffe wie „Autofahrt“ oder „Gymnastik machen“ wecken Assoziationen zu im Rückspiegel beobachteten popelnden Blondinen oder auch einem intensiven, sexy Workout im „Bauch, Beine, Po“-Kurs – gelungene Comedy mit Alltagsbezug.

Freie Autorin Christina Lourenco ist Freie Mitarbeiterin für das Gebiet Hockenheim und Umgebung, vorwiegend tätig im Bereich Kultur/ Event.

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