Bilanz 2023

Hockenheimring fährt 2023 erneut gutes Ergebnis ein

Die Geschäftsführer Jochen Nerpel und Jorn Teske erwarten rund zwei Millionen Euro Plus trotz hoher Instandhaltungsinvestitionen und Tilgungen.

Von 
Matthias Mühleisen
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Zurück in die Vergangenheit des Motorsports: Diese Aufnahme ist bei der Bosch Hockenheim Historic 2023 entstanden, die 2024 als ADAC Hockenheim Historic an den Start geht und von der Ring GmbH veranstaltet wird. © Hockenheim-Ring GmbH/Karpf (2)/D. Ewald

Hockenheim. Die Bilanz kommt nicht ganz an die des außergewöhnlich guten Jahrs 2022 heran, doch mit einem positiven Ergebnis von rund zwei Millionen Euro hat die Hockenheim-Ring GmbH ein „ganz gutes Jahr“ 2023 absolviert, sagen die Geschäftsführer Jochen Nerpel und Jorn Teske. Dass das vorübergehende Abstellen von Tausenden E-Autos daran einen wichtigen Anteil hatte, lässt den aktuellen Wegfall dieser Einnahmequelle umso schwerwiegender erscheinen.

Die gesamten Veranstaltungen inklusive Stimmung und Wetter hätten ganz gut gepasst, bei den vom Ring selbst organisierten Events ADAC Hockenheim Historic und Nitrolympx gehe es bergauf, der Vorverkauf laufe vielversprechend. Dass die Geschäftsführer für 2024 „weitaus defensiver“ planen, liegt laut Jochen Nerpel vor allem an den Kostensteigerungen in allen Bereichen.

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Mit einem Plus von 2,7 Millionen Euro 2022 habe die Ring GmbH „für unsere Generation ein Rekordjahr“ verzeichnet, sagt Jorn Teske. Das sei umso bemerkenswerter, als sie „so wahnsinnig viel Geld, Zeit und Kraft in die Infrastruktur der Anlage stecken“, die sich buchstäblich sehen lassen könne. Dass trotzdem ein solches Ergebnis erzielt wurde, sei ein Zeichen, dass die Hockenheim-Ring GmbH auf einem sehr guten Weg sei. Das bedeute aber nicht, dass diese Entwicklung immer so weiter laufen müsse, verweist Teske auf die Entwicklung des Markts.

Darlehen noch bei 20 Millionen

Die Zufriedenheit der Geschäftsführer rührt auch aus der „extrem gesunden Eigenkapitalquote“ von rund 25 Prozent. Gleichzeitig habe die GmbH aber noch einen Darlehensstand von rund 20 Millionen Euro, davon 19 Millionen Euro bei Finanzinstituten, der sie belaste. „Aber auch da tragen wir schneller ab denn je“, sagt Teske.

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Der Umsatz habe sich von rund 22 Millionen Euro im Jahr 2022 auf rund 25 Millionen im vergangenen Jahr erhöht, „das ist für ein Nicht-Formel-1-Jahr schon nennenswert“, gerade auch nach Corona, wo der Wert auf zehn Millionen Euro zurückgegangen war.

Extreme Kostendisziplin

Teske spricht von einer extremen Kostendisziplin und einer permanenten Suche nach Effizienzsteigerung, was sich in Nachhaltigkeitsbemühungen widerspiegele, die auf eine Senkung des Energiebedarfs und Umrüstung auf neue Technologien abziele. Neben den Motorsportveranstaltungen seien auch das Vermietungsgeschäft der Strecke unter Jochen Nerpels Regie und die Konzerte erfolgreich verlaufen. Was nicht bedeute, dass es bei vielen Veranstaltungen nicht noch Luft nach oben gebe.

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Etwas Glück gehöre dazu: Gerade das Dragsterevent Nitrolympx sei extrem vom Wetter abhängig. „Die Leute wissen ganz genau: Sobald ein Regentropfen fällt, kann nicht gefahren werden, deshalb kommt es auf die letzten zwei Wochen vorm Ereignis an. Wenn da in der Wetter-App eine Sonne steht, ziehen die Verkäufe an, sobald sich eine Regenperle zeigt, bleiben sie verhalten.“ Bei der 2023er-Ausgabe regnete es freitags, das hat das Ergebnis beeinflusst. Trotzdem reiht sie Jochen Nerpel unter die „Top fünf“ in der langen Tradition ein. Und das, obwohl neue Auflagen eine Änderung der Tribünenstrukturen mit neuen Sitzbreiten erforderlich machten. Das gehe schnell in die Zehntausende Euro.

Zweiter Historic-Rekord in Folge

Den zweiten Rekord in Folge mit mehr als 35 000 Fans erbrachte die Historic-Rennserie. Dabei war der 2022er-Erfolg unter anderem dem Umstand geschuldet, dass es in den beiden Vorjahren die Veranstaltungen ausgefallen waren und viele Fans schon gekaufte Tickets nicht zurückgegeben hatten, erinnert Jorn Teske. Das hatte bei den Classics zu einer Steigerung auf das Dreifache geführt. „Das Gesamterlebnis muss sich spürbar verbessert haben, denn die Leute kommen wieder lieber an den Hockenheimring“, sagt Jochen Nerpel. Die guten Vorzeichen für 2024 motivierten die ganze Mannschaft, die solche Ergebnisse erst ermöglichten.

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Neue Rennsportereignisse, speziell aus dem Bereich der E-Mobilität, zeichnen sich nicht ab. Zwei auf dem Papier interessante Serien, die DTM Electric und die „Hyraze League“ mit wasserstoffbetriebenen Boliden, seien angekündigt worden. Doch offenbar scheitere eine Umsetzung an der Finanzierung und am Interesse der Hersteller. „Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, eine Motorsportserie kostentragend oder gewinnbringend zu veranstalten.

„Meet the Ring“ soll wachsen und einen Festivalcharakter entwickeln. Kontinuität sei bei allen Events wichtig: Wenn ein Ereignis mehrere Jahre am selben Standort stattfindet, habe es größere Chancen, sich bei den Fans zu etablieren, außerdem erhöhe sich die Effizienz, wenn die Anforderungen bekannt seien. Diesen Effekt erwartet Teske auch bei der zweiten Auflage des Glücksgefühle Festivals. Dass es immer wieder Highlights gibt wie das Konzert von Bruce Springsteen, mache den besonderen Reiz des Hockenheimrings aus.

Nur Glücksgefühle und AC/DC

Das Konzert der australischen Hardrockband AC/DC am 13. Juli wird neben dem Glücksgefühle Festival das einzige musikalische Großereignis in diesem Jahr auf dem Ring sein. Der Terminkalender sei ansonsten voll, „das ist eine Planbarkeit, die wir auch brauchen“, unterstreichen die Geschäftsführer. Für 2025 sei frühestens Mitte des Jahres mit Gesprächen zu rechnen, erste Anfragen kämen in der Regel ein Jahr im Voraus. „Zwei Musikveranstaltungen pro Jahr wären auf Dauer schon schön“, sagt Teske. Konkurrenz durch Fußballarenen gebe es durchaus. Daher arbeite die Ring GmbH permanent daran, attraktiver für Veranstalter zu werden, etwa durch die Öffnung des Contikreisels.

Die Unterstützung durch die Bürgerinitiative „Meine Rennstadt“, gerade mit dem Besuch der Gemeinderatssitzung, bestätigte die Geschäftsführer in der Gewissheit, dass es in Hockenheim deutlich mehr Ring-Befürworter als Skeptiker und Gegner gibt. Einen Blick hinter die Kulissen für Einwohner zu vergünstigten Bedingungen ist eine Idee, die gemeinsam verwirklicht werden könnte.

Investiert in die Instandhaltung wird erneut kräftig. Das Dach des Sachs-Hauses und das der Innentribüne sind sanierungsbedürftig, die Kioskstruktur ist ein weiteres Thema, auch im Hotel werden Maßnahmen geprüft. Die Tribünenaufgänge wurden aufgewertet, in der neuen Halle laufen finale Arbeiten. Knapp 1,5 Millionen Euro sollen in Sonderinstandhaltungsarbeiten fließen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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