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Klinik wird zu „Haus der Kulturen“ für Flüchtlinge in Hockenheim

Die Stadt will in der ehemaligen Rehaklinik Geflüchtete unterbringen. Damit auch die Umgebung einbezogen wird, will die Verwaltung ein Quartiermanagment im Haus errichten.

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Matthias Mühleisen
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Soll künftig als „Haus der Kulturen im Quartier Rathausstraße“ firmieren: Die ehemalige Geriatrische Rehaklinik des Rhein-Neckar-Kreises wird aktuell vom Altenheim St. Elisabeth genutzt und voraussichtlich im August an die Stadt übergeben, die das Gebäude für die Unterbringung Geflüchteter gekauft hat. © Matthias Mühleisen

Hockenheim. Für Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg war der Flüchtlingszustrom 2015 nur eine „Übung“ für die Herausforderung, die auf die Stadt durch die Folgen des Ukraine-Kriegs zukam. Der „Hockenheimer Weg“, der auf private Wohnungen statt auf Sammelunterkünfte setzt, sei seither sehr erfolgreich beschritten worden: 200 Personen seien in 70 Wohnungen untergekommen. Nun entwickelt er sich weiter im „Haus der Kulturen im Quartier Rathausstraße“. Dafür hat der Gemeinderat am Mittwochabend die Voraussetzungen geschaffen.

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Stadt Hockenheim kauft ehemalige Rehaklinik für Geflüchtete

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Andere Gemeinden gingen andere Wege, die unter Umständen sehr viel teurer seien, sagte Jakob-Lichtenberg. Die Unterbringung Geflüchteter bleibt eine zentrale Aufgabe für die Stadt, erläuterte der Bürgermeister: Im laufenden Jahr muss sie für 151 Menschen Wohnraum finden, davon 80 noch aus 2023. Aktuell kämen sehr viele Geflüchtete aus der Türkei.

Gebäude in Hockenheim wohl ab August frei

Die Stadt hat, wie mehrfach berichtet, dafür die ehemalige Geriatrische Rehaklinik des Rhein-Neckar-Kreises in der Rathausstraße gekauft. Jakob-Lichtenberg rechnet damit, dass die Stadt die Immobilie im Juli oder August vom derzeitigen Mieter, dem Altenheim St. Elisabeth, übernehmen kann. Wenn sie danach für die neue Nutzung präpariert ist, „nehmen wir die Geflüchteten in unserer Mitte auf“, erklärte der Bürgermeister mit Blick auf die zentrale Lage.

Die Bezeichnung „Haus der Kulturen im Quartier Rathausstraße“ liege nahe, da Menschen aus vielen unterschiedlichen Kulturen dort wohnen werden. Damit auch die Umgebung eingezogen wird, will die Verwaltung ein Quartiermanagment im Haus errichten und die Büros der Integrationsbeauftragten mit 3,4 Stellen dort ansiedeln. Die Lokale Agenda soll ebenfalls in die Rathausstraße 8 umziehen, um mit zwölf Gruppen Leben ins Haus zu bringen und Hemmschwellen abzubauen. Im Keller soll das von der SPD beantragte Repair-Café eingerichtet werden als weitere Agendagruppe.

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Im Einvernehmen mit der Deutschen Roten Kreuz soll der mit dem DRK geschlossene Dienstleistungsvertrag spätestens zum Jahresende auslaufen, erklärte Thomas Jakob-Lichtenberg. Die Integrationsmanager sind dann direkt bei der Stadt abgestellt. Die für die Horan-Nachbargemeinden tätigen Integrationsmanager werden ebenfalls von der Rathausstraße aus agieren.

Verwaltungsintern werden die für Integration zuständigen Kräfte sowie die Lokale Agenda künftig bei der Abteilung Liegenschaften des Fachbereichs Finanzen eingeordnet, kündigte der Bürgermeister an. Dort sei die Wohnraumbeschaffung angeschlossen, ebenso wie die öffentlich-rechtliche Einweisung für Wohnungslose.

Was besonders Oberbürgermeister Marcus Zeitler freut: Nachdem die Finanzierung des Integrationsmanagements im kommenden Jahr auf die Landratsämter übergeht, können die Integrationsmanager unbefristet angestellt werden, die Lohnkosten für die Stellen trägt der Bund zu rund 95 Prozent – dauerhaft, wie Jakob-Lichtenberg sagte. Der OB freut sich auf Synergieeffekte durch die Umstrukturierung.

Gemeinsame Stellungnahme des Hockenheimer Gemeinderats

Die Fraktionen des Gemeinderats hatten sich auf eine gemeinsame Stellungnahme verständigt, die CDU-Fraktionsvorsitzender Markus Fuchs vortrug. Er sprach von einer Zäsur, zu der Einigkeit über alle Fraktionsgrenzen hinweg bestehe. Dass 720 Flüchtlinge seit 2015 in der kommunalem Anschlussunterbringung untergebracht wurden, davon 80 Prozent in privaten Unterkünften, bezeichnete er als Erfolg.

Ermöglicht hätten diesen der Vertrag mit dem DRK, wo das nötige Know-how saß, die vielen freiwilligen Helfer, die sich ehrenamtlich um die Integration der Flüchtlinge kümmerten, und die Entscheidung, vor allem auf die Unterbringung in Privatunterkünften zu setzen, sagte Fuchs. Konrad Sommer sehe als Integrationsbeauftragter seine Aufgabe als eine Herzensangelegenheit an und betreibe sie mit sehr viel Erfahrung und mit noch mehr Pragmatismus. Fuchs dankte allen Beteiligten für die Integrationsleistung.

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Das sagen Fraktionen zum Hockenheimer Haushalt 2024

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Die Fraktionen begrüßten die Einrichtung eines „Haus der Kulturen“ sehr, die Ansiedlung im Bereich „Städtische Liegenschaften“ sorge für feste und klar definierte Strukturen zur Verstetigung der Aufgabe.

Das „Haus der Kulturen im Quartier Rathausstraße“ werde als Unterkunft für Schutzsuchende und Begegnungsstätte mit zahlreichen Angeboten für alle Bewohner Hockenheims geführt, heißt es im einstimmig gefassten Beschluss des Gemeinderats. Die Stelle des Integrationsbeauftragten wird von einer halben auf eine ganze aufgestockt.

OB Marcus Zeitler betonte die Vorreiterrolle, die Hockenheim mit dieser Regelung einnehme. Die dauerhafte Finanzierung durch den Bund werde er im Blick behalten.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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