Während es für die einen Eltern genug ist, das Kind morgens in den Kindergarten zu bringen und zur Abholzeit wieder in Empfang zu nehmen, ist anderen sehr daran gelegen, selbst die Initiative zu ergreifen und den Kindergartenalltag mitzugestalten – sei es mit Kuchenverkauf, um die Anschaffung neuer Spielmaterialien über den üblichen Rahmen hinaus zu ermöglichen, oder wenn es um Probleme in und um die Einrichtung herum geht. Zu letzteren Eltern zählen Elena Heidenreich und Sandra Schmidt, die nicht nur innerhalb des Kindergartens ihrer Kinder im Elternbeirat aktiv sind, sondern vor einigen Monaten auch den Vorsitz des Gesamtelternbeirates der Hockenheimer Kindertagesstätten übernommen haben und diesen nun in seinem dritten Jahr seit Gründung führen.
Mit zwei Kindern unter drei Jahren in der Krippe im Kindergarten St. Maria und dem inzwischen zweiten Kind in der Ganztagesgruppe des Parkkindergartens decken Sandra Schmidt und Elena Heidenreich eine große Bandbreite an Einrichtungstypen ab: Christliche beziehungsweise kommunale Einrichtung, U 3 und Ü 3 und auch verschiedene Betreuungszeiten sind bei den beiden Vorsitzenden vertreten.
Gesamtelternbeirat Hockenheim: Gremium arbeitet seit Januar 2021
Sandra Schmidt hat auch im Elternbeirat des St.-Maria-Kindergartens den zweiten Vorsitz inne und fühlte sich bereit, für ihre Einrichtung auch im Gesamtelternbeirat zu sprechen. Elena Heidenreich ist hier schon das zweite Jahr dabei, der Vorsitz dagegen ist neu. Die beiden Mütter folgen damit auf Christian Rothländer und Alexander Kneis, die seit der Gründung im Januar 2021 die Führung hatten. Unterstützt wird das ehrenamtliche Leitungsteam von jeweils ein bis meist zwei Vertretern aus sämtlichen Hockenheimer Kindertageseinrichtungen.
Ihre Aufgaben sehen die jungen Frauen vor allem in der Kommunikation zwischen Eltern, wie es in den einzelnen Einrichtungen läuft, und darin, Anliegen gebündelt an die Stadt heranzutragen. Von ihrem Anhörungsrecht konnten Elena Heidenreich und der Rest des Gesamtelternbeirates in dieser Runde noch keinen Gebrauch machen, die Vorsitzende weiß jedoch, dass der Gesamtelternbeirat im Rahmen der letzteren größeren Gebührenerhöhung zumindest im Krippenbereich einen gestaffelten Anstieg der Gebühren erzielen konnte.
Zu tun gibt es für den Gesamtelternbeirat der Kindergärten genug, die Themen sind vielfältig. Nachdem das Gremium zu Pandemiezeiten gegründet worden war, als die verschiedenen Corona-Regelungen in den Einrichtungen großes Thema waren, haben sich monatliche Treffen via Internet etabliert und finden auch weiter in dieser Form statt. Etwa 15 Personen treffen sich hier jeweils online. Zwischen den Treffen wird sich via Whatsapp ausgetauscht.
Gesamtelternbeirat Hockenheim: Im Austausch mit der Verwaltung
In unregelmäßigen Abständen finden zudem Termine mit Vertretern der Stadtverwaltung wie Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg statt. Das Angebot von Fachbereichsleiterin Soziales, Bildung, Kultur und Sport, Linda Hoti, sich einmal pro Quartal bei den Onlinetreffen zuzuschalten, nahm der Gesamtelternbeirat dankend an, um Fragen und Probleme direkt klären zu können. Gleichzeitig greift die Stadtverwaltung bei Bedarf auch auf die Expertise des Elterngremiums zurück, wie jüngst für ein Projekt, das sich noch in der Planung befindet.
Fragen und Probleme ergeben sich beispielsweise, wenn Zweifel an der Sicherheit des Weges von zu Hause zum Kindergarten bestehen oder bei wenig bis nicht zufriedenstellendem Personalschlüssel, der jedoch aufgrund von Landesvorgaben nicht in der Hand der Stadtverwaltung liegt. Geht es um Schwierigkeiten innerhalb der Einrichtung, ist die erste Anlaufstelle dagegen die Leitung. Die Aufgabe des Gesamtelternbeirates bestehe da eher im Austausch, wie bestimmte Dinge in anderen Einrichtungen geregelt seien.
Gerade bei Aktionen außerhalb der Kindergartenzeit seien beispielsweise große Unterschiede feststellbar, erzählen Elena Heidenreich und Sandra Schmidt. So berichten die beiden Frauen von Kuchenverkäufen zugunsten der Elternbeiratskasse, die untersagt wurden, nehmen gleichzeitig jedoch auch die Sichtweise der Einrichtungsleitungen in den Blick, bedeuten Sondereinsätze der Fachkräfte bei Flohmarkt und Co eben auch „Überstunden, die am Kind fehlen“. Denn tatsächlich soll der Austausch nicht dazu dienen, Negatives anzukreiden, sondern vor allem produktiv sein und das Gute auch für andere Einrichtungen herausfiltern – „Im Endeffekt geht es ja immer um die Kids“, betont Sandra Schmidt.
Von der Problematik fehlender Kindergartenplätze weiß auch Elena Heidenreich. Doch während Linda Hoti zufolge zuletzt „die Frühjahrskinder das Problem“ gewesen waren, trifft es inzwischen sogar im Winter geborene Kinder, die bis zum September auf einen frei gewordenen Kindergartenplatz warten. Auch in der eigenen Einrichtung nehme die Vorsitzende das wahr. Seit März seien alle bis dahin noch freien Plätze im Ü 3-Bereich belegt, Hintergrund für die entspanntere Lage im U 3-Bereich vermutet Elena Heidenreich in den deutlich höheren Gebühren. Auch der Fachkräftemangel sei im Kindergartenalltag spürbar, berichtet die Elternbeirätin von schwer zu besetzenden Vollzeitstellen, langzeitkranken Erzieherinnen und der Notwendigkeit, Kräfte aus der Kernzeitbetreuung auszuleihen. Änderungen in der Bezahlung sowie am Ausbildungsformat und ein generelles Attraktivermachen des Berufes seien hier notwendig, sind Heidenreich und Schmidt sich einig.
Kindergartenschließungen schüren Emotionen in Hockenheim
Als zuletzt wichtigste Themen für Kindergarteneltern und damit auch für den Gesamtelternbeirat nennt Sandra Schmidt die krankheitsbedingten Schließungen von teilweise ganzen Einrichtungen, die Essenssituation in den Einrichtungen und die Infrastruktur. „Das Thema Schließung ist ein sehr emotionales“, kennt die Mutter aus eigener Erfahrung den Spagat zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und teilweise hohen Gebühren, die auch anfallen, wenn die Einrichtungen nicht länger als drei Wochen geschlossen ist.
„Das wird nächstes Jahr wieder so sein“, prophezeit Schmidt weitere Krankheitswellen im kommenden Winter und erhofft sich von der Stadtverwaltung besänftigende Maßnahmen, aber auch Regelungen für die Zukunft, die geplant seien.
Im Bereich Infrastruktur spielen Parkmöglichkeiten, Raucher in Kindergartennähe oder schnell fahrende Autos häufig eine Rolle, also „Ärgernisse von außen, für die der Kindergarten nichts kann und die bisher nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten“, wie Sandra Schmidt weiß. „Man muss dranbleiben“, lautet die Devise der zweiten Vorsitzenden bei Themen dieser Art, die Stadtverwaltung unterstützt hier in Form von Gesprächen mit den unterschiedlichen Beteiligten.
„Es ist wichtig und gut, einen Austausch zwischen Eltern zu haben“, sind Elena Heidenreich und Sandra Schmidt froh, über ihre Einrichtung hinaus blicken zu dürfen, und betonen die Bedeutung des Elternbeirates sowohl für die Kindergärten im Gesamten als auch für die einzelnen Einrichtungen.
Gesamtelternbeirat Hockenheim ist Werbung fürs Ehrenamt
Denn aus Erfahrung von Mitstreitenden wissen die beiden, dass in manchen Einrichtungen Elternabende wenig besucht werden und es kaum bis gar nicht möglich ist, Eltern zu finden, die das Amt des Elternbeirates ausüben möchten. „Hier können wir aktiv sein und das kommt den Kindern zugute“, stellen die Mütter die eigentliche Motivation für ihr Ehrenamt in den Vordergrund: den Nachwuchs, denn um den geht es doch eigentlich zuallererst.
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