Ketsch. Blickt man in die Vergangenheit der Enderlegemeinde, so wird klar: Durch die Nähe zum Rhein war Ketsch stets ein Hotspot für Schnaken. Entsprechend war deren Bekämpfung schon immer ein wichtiges Thema, allein schon, um die Lebensqualität in der Gemeinde zu sichern.
In Zeiten des Klimawandels erobern jedoch immer mehr sogenannte invasive Arten ganz Mitteleuropa. Dazu zählt auch die Asiatische Tigermücke, die nun auch Thema in der Mai-Sitzung des Gemeinderates war. Und entgegen der gängigen „Rhoischnogge“ bringen die blutsaugenden Insekten als Übertragungswirt von Krankheiten ein wesentlich höheres Gesundheitsrisiko mit sich.
Effektive Strategien und Kosten für Tigermücken-Bekämpfung in Ketsch
Dem Gremium wurde eine Beschlussvorlage präsentiert, die die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakeplage (Kabs) mit Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung der Tigermücke beauftragen sollte. Dazu wurde dem Gremium schon in der vorangegangenen nicht öffentlichen Sitzung drei Bekämpfungsszenarien von der Kabs präsentiert.
Fakten zur Asiatischen Tigermücke
- Die Asiatische Tigermücke kann bis zu 0,9 Zentimeter groß werden und ist damit eine eher kleine Stechmücke.
- Seit 2013 erhöht sich der Bestand in der Bundesrepublik sukzessive.
- Die Mücke nutzt stille Gewässer wie beispielsweise Regentonnen oder Vogeltränken als Brutstätten.
- Sie kann Überträger verschiedener Viren wie dem Dengue- oder Zika-Fieber sein.
- Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit ist die Tigermücke nur schwer zu bekämpfen.
- Bürger können mit regelmäßiger Überprüfung stiller Gewässer auf ihren Grundstücken einen wichtigen Teil zur Bekämpfung leisten.
- Die Verbreitung der Tigermücke wird durch die Experten der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in Verbindung mit den Kommunen verhindert.
Der erste Vorschlag beinhaltete zwölf Anwendungen mit dem Bti-Bazillus an den betreffenden Brutstellen im kompletten Gemeindegebiet mit Gesamtkosten von fast 230 000 Euro. Eine abgespeckte Variante mit zehn dieser Runden stand für 190 000 Euro zur Auswahl und das dritte Szenario bezog sich auf acht Runden in „kritischer Infrastruktur“ - Kindergärten oder Schulen - sowie drei weitere im Gemeindegebiet für fast 150 000 Euro.
Begleitmonitoring inklusive
Bereits im April einigte sich das Gremium, das Szenario für 190 000 Euro zu präferieren. Die Kabs mit eben jenem zu beauftragen, stand nun zur Abstimmung. Dominique Stang, Umweltbeauftragter der Gemeinde, erläuterte dementsprechend das zweite Szenario etwas eingehender: „Es findet zusätzlich ein Begleitmonitoring statt, das die Möglichkeit bietet, auf Veränderungen der Brutstätten zu reagieren und die Bekämpfung anzupassen.“
Dass die Kosten für die Maßnahmen gegen die Verbreitung der Tigermücke hoch ausfallen, begründete Stang anhand von zwei Faktoren: Die Größe des betroffene Gebietes hat sich von 195 auf 293 Hektar erhöht und bei der Kabs gab es Änderungen in der Lohnstruktur.
Bürgerbeteiligung entscheidend im Kampf gegen Schnaken
Die Mitarbeiter der Kabs müssen für die Bekämpfung der Brutstätten, die sich hauptsächlich stillen Gewässern - egal, welcher Größe - befinden, auch Grundstücke von Bürgern in den betroffenen Gebieten betreten. Hierzu setzte Bürgermeister Timo Wangler einen Appell an die Bevölkerung ab: „Es ist wichtig, dass die Kabs zur Bekämpfung auf jedes Grundstück darf. Bitte unterstützen sie die Maßnahmen. Es geht nur so, vor Ort, mit Hilfe der Bürger.“
Politische Fraktionen in Ketsch unterstützen konsequente Bekämpfung
Rainer Fuchs von der CDU erinnerte in seiner Stellungnahme an vergangene Zeiten: „Wir alle erinnern uns an die Tage, bevor die Kabs mit der Schnakenbekämpfung begonnen hat. Seither hat sich die Situation deutlich verbessert. Auch im Fall der Tigermücke müssen wir, trotz der hohen Kosten, die Bekämpfung angehen. Selbst wenn wohl nur eine Eindämmung realistisch ist, so ist dies notwendig und die Bürger sollten die Kabs unterstützen.“
Dass die invasive Art nicht nur unangenehm, sondern gefährlich ist, betonte SPD-Fraktionsvorsitzender Tarek Badr. „Die Verbreitung muss verhindert und die Bekämpfung konsequent fortgeführt werden. Auch ein Lerneffekt bei der Bevölkerung ist vonnöten“, so der Sozialdemokrat.
Aufklärung und Eigenverantwortung im Fokus der Gemeinde Ketsch
Für Günther Martin von den Grünen ist die Aufklärung der Bevölkerung ein wichtiger Punkt. Er betonte auch, dass seitens des Kreises zu wenig Verantwortung übernommen werde: „Die Bekämpfung der Tigermücke ist eine Gesundheitsprävention und somit Aufgabe des Kreises, auch wenn es bisher noch keine Krankheitsfälle gegeben hat.“ Man solle die Bürger darauf hinweisen, auch selbst Maßnahmen zur Bekämpfung des Insekts zu unternehmen. Der Grünen-Rat wollte zudem wissen, was passiert, wenn Bürger der Kabs den Zutritt auf ihr Grundstück verweigerten. Hier betonte Bürgermeister Wangler, dass die Gemeinde aktiv gegen solche Fälle steuern werde.
An eben jene „Verweigerer“ richtete Heino Völker von den Freien Wählern das Wort: „Die Tigermücke fliegt nicht weit, nur bis zu 150 Meter. Wer also verhindert, dass die Kabs die Brutstätten auf dem eigenen Grundstück vernichtet, schadet seiner Nachbarschaft. Auch wenn die Tigermücke momentan noch keine Gefahr darstellt, so müssen wir Vorsorge betreiben.“
Chris Brocke von der FDP verwies nochmals auf die Eigenverantwortung der Bürger und warb für die kostenlos bei der Gemeindeverwaltung erhältlichen Bti-Tabletten, mit denen Brutstätten aktiv bekämpft werden können. „Lassen Sie die Kabs ihre Arbeit machen“, schloss Brocke seine Ausführungen mit einem Appell.
Gemeinde Ketsch ist um Aufklärung bemüht
Bürgermeister Wangler ließ noch wissen, dass die Kabs auch hinsichtlich der Aufklärung bezüglich der Tigermücke Maßnahmen ergreifen wird. „Es wird Informationsveranstaltungen geben und der Wochenmarkt wird ebenfalls für die informelle Sensibilisierung der Bürger genutzt werden“, so das Gemeindeoberhaupt mit Sicht auf weitere thematische Vorhaben.
Bei einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat der Beschlussvorlage zu: Die Kabs ist somit mit der Bekämpfung der Verbreitung der Tigermücke beauftragt und wird das zweite der vorgeschlagenen Szenarien mit zehn Bti-Applikationsrunden im Gemeindegebiet von Ketsch durchführen - Kostenpunkt sind dabei entsprechend 190 000 Euro.
Weitere Informationen zur Gefahr der Asiatischen Tigermücke und deren Bekämpfung gibt es unter www.ketsch.de
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