Ferdinand-Schmid-Haus

Chor „Cantiamo“ in Ketsch: Musik lässt Grenzen zerfließen

Unter dem Motto „Around the World“ präsentiert der Chor „Cantiamo“ ein breitgefächertes Repertoire seines gesanglichen Könnens - und geht tatsächlich meist in Originalsprache rund um die Welt.

Von 
Maria Herlo
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In seinem „Around the World“-Konzert nehmen der Chor „Cantiamo“ und sein Ensemble im Ketscher Ferdinand-Schmid-Haus unter der Leitung von Bernhard Sommer ihre Zuhörer mit auf eine musikalische Reise. © Dorothea Lenhardt

Ketsch. Standing ovations für den gemischten Chor „Cantiamo“ am Sonntag im Ferdinand-Schmid-Haus: Dort hatte er zwei Auftritte und beide Veranstaltungen waren ausverkauft.

Schon das imposante Erscheinungsbild, das der Chor mit seinen 60 Sängern bot, war beeindruckend. „Musik vereint über die Grenzen hinweg“: Diesem Gedanken des Chorleiters Bernhard Sommer, der charmant und sachkundig durchs Programm führte, schloss sich das Publikum gerne an und ließ sich mitnehmen auf eine musikalische Reise durch Länder und Kontinente. Haltgemacht wurde in Afrika, Asien, in Süd- und Nordamerika sowie in Europa – natürlich. Auf weiteren Stationen waren Lieder aus Frankreich, Schweden, Italien, Israel oder Schottland, meist in der Originalsprache, zu hören.

Chorkonzert in Ketsch: Durch die Savanne in den Nahen Osten

Der Dirigent stimmte nicht nur auf die besondere Atmosphäre der einzelnen Lieder ein, die Zuhörer erfuhren auch interessante Details zu Inhalt und Background der Songs. Mit Lautmalereien packte einen schon der Eröffnungschor „Sounds of Savannah“, ein vom Altlußheimer Julian C. Seiler arrangiertes Potpourri afrikanischer Songs. Sie besangen die Freude der Menschen über den Anbruch eines neuen Tages und den herrlichen Sonnenaufgang in der Savanne. Eingebettet in den mehrstimmigen Chorklang zündete die Instrumentalband – David Simon an der Gitarre, Julian Seiler an der E-Orgel, Thomas Fritzler am Klavier, Paul Dupont am E-Bass und Nick Kannewurf am Schlagzeug – ein rhythmisches Feuerwerk und die leuchtende Solostimme von Maite Schäfer erwies sich als bereichernder Teil des melodischen Dialogs.

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Das von Uli Führe für Chor arrangierte fröhliche französische Volkslied „Ami, dans cette vie“ aus dem frühen 18. Jahrhundert und das schwedische Abschiedslied „Vem kan segla“ gab dem neu gegründeten Vokalensemble, das aus zehn Mitgliedern des Chors besteht, die Möglichkeit, die Zuhörer mit dynamisch gestalteten Passagen a cappella auf Französisch und Schwedisch zu erfreuen. Mit großer Sicherheit bewältige es zudem alle technischen und emotionalen Herausforderungen in der „Ode an die Heimat“, ein von Oliver Gies arrangierter Song nach Volksweisen aus Schottland voll feiner Ironie und der Pointe, Heimat ist da, wo sich das Wlan von selbst verbindet sowie, vom gleichen Autor, im Lied „Kleiner grauer Falter“.

Für das rhythmische Grundgerüst im sozialkritischen Lied „16 Tons“ von Merle Travis sowie im US-amerikanischen „Dream a little dream of me“ aus dem Jahr 1931 sorgte die Instrumentalband.

Zwischenstopp in Italien macht in Ketsch Lust auf mehr

Weiter ging die Reise nach Italien, Land, aus dem das bekannte Partisanenlied „Bella Ciao“ stammt, das auch ein Protestlied gegen Rechts ist, wie Sommer betonte. Der Song „El haderech“ aus Israel von Nurit Hirsch vermittelte die schöne Botschaft „Wir wollen uns Hand in Hand auf dem Weg machen bis zum Horizont und wird der Weg auch beschwerlich, gemeinsam werden wir es schaffen.“ Dem folgte das 1940 entstandene Lied „Donaj, Donaj“ auf Jiddisch, dessen Inhalt auf den Holocaust anspielt.

Aus dem Nahen Osten ging die Reise weiter in den Fernen Osten, wo mit „Himalayan Journey“, eine Welturaufführung, komponiert von David Simon aus Reilingen, auf dem Programm stand. Dabei handelte es sich um eine Klangkulisse aus dem Zen-Garten eines tibetischen Klosters, bei dem authentische Instrumente, darunter eine tibetische Bambusflöte zum Einsatz kamen – mit aparter, magischer Wirkung. Dafür gab es begeisterten Applaus, ebenso für „Uluru Soundscape“, eine australische Klangkulisse mit Didgeridoos, traditionelle Musikinstrumente der nordaustralischen Aborigines, arrangiert von Julian Seiler.

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Sehr schön bot der Chor danach das melancholische Stück aus den USA „The wayfaring stranger“ dar, mitreißend „Let in the Latin“ aus Südamerika oder „Take’em to church“ aus den USA. Hingerissen gingen die Zuhörer mit und klatschten bei den südamerikanischen Rhythmen oder der temperamentvollen US-amerikanischen Tanzmusik.

Mit einer bewundernswerten Sicherheit bewältigte der Ketscher Chor all diese unterschiedlichen Stile der Songs, dazu in einer Leuchtkraft der Tongebung, die jedem einzelnen Werk seinen ganz eigenen Charakter verlieh. Für die packende Aufführung bedankte sich das Publikum mit lang anhaltendem Applaus.

Freie Autorin

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